
Der Schock ist groß, als der 17-jährige Jeremy (Mikke Rasch) an einer Magdeburger Schule plötzlich Amok läuft und um sich schießt. Zwei Menschen hat er bereits erschossen, dazu eine Reihe von Schülern und Schülerinnen sowie die Lehrerin Habiba Simons (Tanya Erartsin) als Geisel genommen. Doch was hat den Jugendlichen, der bislang als unauffällig galt, dazu veranlasst, diese Schreckenstat zu begehen? Während die Polizei das Gelände sichert, sucht Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) nach einer Erklärung. Seine alleinerziehende Mutter Rebecca (Maja Beckmann) kann dabei nicht helfen, will das alles nicht wahrhaben. Brasch ist aber davon überzeugt, dass mehr hinter der Sache stecken muss …
Die Suche nach einer Erklärung
Die Sommerpause im deutschen Fernsehen ist vorbei, nach und nach melden sich die üblichen Verdächtigen wieder zurück. So jetzt auch der Polizeiruf 110. Zuletzt war die Krimireihe vor rund drei Monaten mit einem neuen Teil angetreten, in Spiel gegen den Ball ging es unter anderem um Fußball und Homophobie – und natürlich einen Mord. Davor musste in Böse geboren aufgeklärt werden, wer eine Aktivistin erschossen hat. Mit Sie sind unter uns gibt es nun wieder Nachschub, es ist der 421. Teil der von der ARD produzierten Reihe. Auch hier geht es darum, dass jemand Morde begangen hat. Und doch unterscheidet sich der neue Beitrag stark von dem, was man sonst meistens am Sonntagabend auf diesem Programm zu sehen bekommt.
So handelt es sich ausnahmsweise mal um keinen Whodunit, bei dem das Ermittlerteam – und damit das Publikum – herausfinden muss, wer das Verbrechen begangen hat. Das wird hier schließlich sofort verraten. Ein bisschen rätseln darf man dennoch. Was hat den Jugendlichen dazu gebracht, andere Menschen zu ermorden? Und woher hatte er die Waffen? Zumindest streckenweise hat man den Eindruck, dass Polizeiruf 110: Sie sind unter uns einer dieser Teile ist, bei denen gesellschaftliche Themen behandelt werden sollen. Auf gewisse Weise ist das zeitlich passend, wenn in den USA darüber diskutiert wird, warum der rechtsextreme Influencer Charlie Kirk ermordet wurde. In beiden Fällen fällt die Antwort auch eher diffus aus, um nicht zu sagen unbefriedigend. Die verschiedenen Erklärungsansätze führen ins Nichts.
Grotesk bis unbefriedigend
Wobei das Problem von Polizeiruf 110: Sie sind unter uns weniger ist, dass es an eindeutigen Antworten mangelt. Tatsächlich wird der Film umso schlimmer, je mehr er auszusagen versucht. Wenn es zwischenzeitlich um eine besonders bizarre Verschwörungstheorie geht, gibt es natürlich schon Leute, die daran glauben. Die gesellschaftliche Dimension um Amokläufe und eine zunehmende Radikalisierung junger Menschen wird so aber kaum gerecht, dafür ist das Ergebnis zu lächerlich. Das heißt nicht, dass man sich hiermit lustig machen wollte. Doch die Versuche, sich ernsthaft mit diesem Komplex zu beschäftigen, sind zu plump. Da wird mal wieder der Erklärbär von der Leine gelassen, als könne man dem Publikum keine eigene Erkenntnis zutrauen.
Bemerkenswert ist das Ende, welches wirklich unerwartet kommt und noch einmal in eine ganz andere Richtung geht. Allerdings wirft dieses mehr Fragen auf, als es beantwortet, eine wirkliche Einsicht ergibt sich daraus nicht. Außerdem führt es noch mehr dazu, dass das gesellschaftliche Thema aus den Augen verloren wird. Dann und wann ist Polizeiruf 110: Sie sind unter uns zwar schon spannend, wenn Jugendliche und Lehrkräfte um ihr Leben fürchten müssen. Der Film ist aber nicht spannend genug, um den unbefriedigenden Inhalt auszugleichen. Während viele Krimis das Publikum mit einem Gefühl der Erkenntnis zurück ins Leben schicken, und sei es nur, indem ein Verbrechen aufgeklärt wurde, weiß man hier nach dem Abspann nicht, was einem der Film eigentlich sagen wollte. Im nächsten Teil Tu es! geht es um einen Mann, der eine Fremde und sich selbst tötet, sowie einen Lehrer, der damit zusammenhängen könnte.
OT: „Polizeiruf 110: Sie sind unter uns“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Esther Bialas
Drehbuch: Jan Braren
Musik: David Grabowsk
Kamera: Martin Neumeyer
Besetzung: Claudia Michelsen, Felix Vortler, Mikke Rasch, Maja Beckmann, Smilla Maryluz Liebermann, Greta Krämer, Lasse Stadelmann, Ulrich Brandhoff
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)













