Oktoberfest 1905

München, 1905: Curt Prank (Mišel Matičević) hat seine bisherigen Ziele erfüllt, konnte seine gigantische Bierburg auf dem Oktoberfest errichten und zudem mit Deibel Bräu der Familie Hoflinger fusionieren. Doch der Unternehmer hat noch weitere Pläne. Dafür muss er sich nur mit Roman Hoflinger (Klaus Steinbacher) arrangieren. Der ist nicht nur mit seiner Tochter Clara (Mercedes Müller) verheiratet und hat eine Familie mit ihr gegründet. Er hat auch die Brauerei seiner Familie übernommen, während seine Mutter Maria Hoflinger (Martina Gedeck) weiterhin in der Psychiatrie ist. Dummerweise hat der Schwiegersohn aber eigene Pläne, weshalb es zu erneuten Konflikten kommt. Zumal da immer noch der Verdacht im Raum steht, Prank habe Romans Vater getötet …

Die Intrigen gehen weiter

Das Oktoberfest gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten Großereignissen in Deutschland, wenn Jahr für Jahr Millionen aus dem In- und Ausland nach München kommen, um an dem weltweit größten Volksfest teilzunehmen. Dass irgendwann versucht würde, die exzessive Vermarktung auch aufs Fernsehen zu übertragen, war klar. Es war nur eine Frage der Zeit. Und doch dürften nicht wenige überrascht gewesen sein, als die ARD 2020 die Serie Oktoberfest 1900 vorstellte. Anstatt das Feiern und die Fröhlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen, war die Geschichte sehr düster, suhlte sich geradezu in den Abgründen der Figuren. Dennoch war das Event ein großer Erfolg, stieß auf sehr viel Resonanz. Und so gibt es fünf Jahre später mit Oktoberfest 1905 noch eine Fortsetzung.

Dass es so lange gedauert hat, verwundert ein wenig,. Normalerweise ist das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht gerade zimperlich, wenn es darum geht, ein Erfolgsformat fortzusetzen. Der Serie hat es aber ganz gut getan, eine größere Pause einzulegen. Schließlich wurde inhaltlich – der Titel nimmt es bereit vorweg – ein ebenso großer Zeitsprung eingelegt. Es hat sich in der Zwischenzeit dann auch einiges getan. Zwar herrschte eine Art Burgfrieden. Aber der ist in Oktoberfest 1905 vorbei, wenn es wieder ans Eingemachte geht. Wer also befürchtet hat, dass es jetzt vielleicht friedlicher zugehen könnte und sich alles liebhaben, kann aufatmen. Noch immer wird hier mit Bandagen aller Härtegrade gekämpft, es wird brutal, es wird dreckig. Skrupel? Gibt es keine.

Düster-schickes Duell

Die Serie richtet sich also auch beim zweiten Anlauf an ein Publikum, das sich an Intrigen erfreut. Wobei der Kampf auch tatsächlich physischer Natur sein kann. Es dauert zwar eine Weile, bis es da richtig losgeht. Dem Publikum wird aber schon einiges geboten. Höhepunkt ist ein Duell, bei dem zudem ein folkloristisches Element hinzukommt, das man so auch noch nicht gesehen hat. Überhaupt gibt es bei Oktoberfest 1905 einiges zu sehen. Wie schon beim letzten Mal wurde da einiges in die Optik investiert, das sieht auf eine düstere Weise schick aus. Manches ist dabei sicherlich künstlich. Aber Realismus sollte man bei der Serie ja sowieso nicht erwarten. Schon die erste Staffel war ziemlich überzogen, bei der zweiten sieht es nicht anders aus.

Ein wenig hat die Serie, die auf dem Filmfest München 2025 Premiere feierte, aber mit dem Inhalt zu kämpfen. Obwohl die Folgenzeit im Vergleich zum letzten mal von sechs auf vier reduziert wurde, hat sie ihre Probleme, die Laufzeit zu füllen. Es gibt da zwar eine Affäre, zudem ein Nebenstrang um Claras aus dem Gefängnis entlassene Freundin Colina Kandl (Brigitte Hobmeier). Oktoberfest 1905 weiß damit aber nicht so wirklich viel anzufangen. Der Ausflug in das bekannte Wirtshaus „Deutsche Eiche“ bringt zwar ein reizvolles Setting mit sich, wirkt aber seltsam losgelöst vom Geschehen. Aber auch wenn die zweite Staffel nicht mehr ganz den Unterhaltungswert der ersten hat, kann man sich hiermit gut die Zeit vertreiben. Wenn es noch zu einer dritten Staffel kommen sollte – das Ende lässt die Möglichkeit auf jeden Fall zu –, wäre das nicht die schlechteste Nachricht.