Miss Merkel: Ein Kreuzfahrt-Krimi

Auf Spannung hofft die Altkanzlerin Angela Merkel (Katharina Thalbach) schon, als sie das Kreuzfahrtschiff betritt. Schließlich steht die Fahrt unter einem besonderen Motto: Krimi! Eine Reihe von Autoren und Autorinnen kommen dort zusammen, um ihre Werke zu präsentieren, darunter Sven Ding (Matthias Komm), Detlev Reiter (Julius Feldmeier) und Jochen Fuchs (Dirk Borchardt). Auch der besonders erfolgreiche Florian Watzek (Stephan Luca) ist an Bord und hat sich einen besonders spektakulären Auftritt ausgedacht. Dieser endet jedoch nicht ganz geplant mit dem Tod von Watzek. Ein tragischer Unfall? Nicht, wenn es nach Merkel geht, die wieder einen Mord wittert. Und so beschließt sie, wieder auf eigene Faust zu ermitteln – zum Missfallen ihres Manns Joachim Sauer (Thorsten Merten) und ihres Bodyguards Mike (Tim Kalkhof) …

Dritter Teil der Krimikomödie

Eigentlich sollte man ja meinen, dass die Deutschen nach 16 Jahren Kanzlerschaft genug haben von Angela Merkel – zumal das politische Erbe umstritten ist. Und doch wurde die von David Safier erdachte Romanreihe Miss Merkel zum Hit, in der die Altkanzlerin Morde aufklärt. Dabei kombiniert der Autor einen klassischen Whodunit mit viel Humor und Augenzwinkern. Das gilt auch für die Verfilmungen, die RTL ausstrahlt. Los ging es im März 2023 mit Miss Merkel – Ein Uckermark-Krimi, ein Jahr später folgte mit Miss Merkel – Ein Uckermark-Krimi: Mord auf dem Friedhof ein zweiter Teil. Für den dritten Film dauerte es ein bisschen länger, rund anderthalb Jahre. Aber die Wartezeit hat sich gelohnt, da Miss Merkel: Ein Kreuzfahrt-Krimi der bislang beste Teil der Reihe ist.

Dabei hat sich am Grundprinzip nichts geändert. Noch immer ist das hier eine Krimikomödie, die sich einerseits über die Figuren lustig macht und das Genre teils parodiert, gleichzeitig aber auch eine Liebeserklärung ist. Immer wieder gibt es Verweise und Anspielungen, vor allem auf Agatha Christie. Da ist der Titel der Reihe, der bewusst an Miss Marple erinnert. Da sind Referenzen an Mörder ahoi!, ein ebenfalls humorvoller Krimi von 1964, in dem Marple an Bord eines Schiffs ermittelt. Auch die Erwähnung der grauen Zellen dürfen nicht fehlen, die Spezialität von Hercule Poirot. Da Miss Merkel: Ein Kreuzfahrt-Krimi zudem innerhalb der deutschen Krimiszene spielt, bleibt noch Raum für den einen oder anderen Meta-Kommentar, wenn die Anwesenden über die Kunst des Geschichtenerzählens fachsimpeln.

Nicht originell, aber unterhaltsam

Originell ist das zwar nicht, andere haben bereits Ähnliches gebracht. Aber es ist unterhaltsam, wenn wir in eine eigene Welt eintauchen, die vom Spaß am mörderischen Treiben geprägt ist. Die Figuren sind alle etwas überzeichnet, da wird auch mit Klischees gespielt. Hier soll nichts und niemand ernstgenommen werden. Das funktioniert gerade auch wegen des gut aufgelegten Ensembles. Im Mittelpunkt steht natürlich Katharina Thalbach, die sichtlich Spaß damit hat, die spröde Politikerin als eigensinnige Schnüfflerin zu interpretieren. Miss Merkel: Ein Kreuzfahrt-Krimi lebt aber auch von den beiden Männern an ihrer Seite, wenn Ehemann und Bodyguard eigentlich mit all dem nichts zu tun haben wollen und in ihrer Ernsthaftigkeit als Kontrast zum schrägen Treiben stehen.

Als Krimi funktioniert der Film auch. Da werden eine Reihe von Leuten präsentiert, die alle ein glaubwürdiges Motiv haben. Dieses Mal wird jedoch ausschließlich im beruflichen Umfeld geschaut, wenn die Verdächtigen entweder für den Toten gearbeitet haben oder in einem Konkurrenzverhältnis standen. Die Auflösung ist dabei überraschend, wenngleich ebenfalls nicht neu. Miss Merkel: Ein Kreuzfahrt-Krimi hat sich auch an der Stelle bei einem Klassiker bedient. Dass der Film selbst zu einem wird, der sechzig Jahre später noch einmal zitiert wird, ist auszuschließen. Der Reiz liegt nun einmal auch darin, dass die Protagonistin eine aus dem realen Leben bekannte Figur ist, was künftigen Generationen egal sein dürfte. Für den Moment reicht das aber, zumal das Kreuzfahrtsetting für viel Atmosphäre sorgt.