Lovely Day Mille secrets mille dangers
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Lovely Day

Lovely Day Mille secrets mille dangers
„Lovely Day“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Eigentlich sollte es der schönste Tag im Leben von Alain (Neil Elias) werden, steht doch seine Hochzeit mit Virginie (Rose-Marie Perreault) an. So richtig glücklich ist er aber nicht. Das liegt weniger an seiner Partnerin als vielmehr dem ganzen Drumherum. Der Druck, der auf ihm lastet, ist enorm. Alles muss perfekt sein, wenn Verwandte aus aller Welt zusammenströmen und ein großes Fest erwarten. Und dann sind da noch seine Eltern (Georges Khabbaz and Hiam Abou Chedid), die sich vor langer Zeit getrennt haben und kein Wort mehr miteinander wechseln. Während die Vorbereitungen voranschreiten und der Höhepunkt unmittelbar bevorsteht, werden die Ängste in Alain immer größer – und drohen alles zu ruinieren …

Der Krampf der Hochzeit

Es gibt nicht eben wenige Filme, die sich um Hochzeiten drehen. Ob es Vier Hochzeiten und ein Todesfall ist, das von dem auf und ab einer Freundesclique erzählt, Das Leben ist ein Fest einen Blick hinter die Kulissen eines Hochzeitsfests wirft oder Die Braut, die sich nicht traut eine Frau vorstellt, die an dem Tag der Tage regelmäßig kalte Füße bekommt – die Auswahl an entsprechenden Titeln ist groß. Insofern darf man natürlich bei Lovely Day skeptisch sein, in dem ein Bräutigam seinerseits unsicher ist, ob er das richtige tut. Hat man das nicht alles schon mal gesehen? Einerseits schon, die kanadische Tragikomödie erzählt nichts, was man nicht schon irgendwie kennt. Und doch würde man ihr nicht gerecht werden, sie in einen Topf mit den vielen anderen Hochzeitsfilmen zu werfen. So geht die Adaption des 2021 veröffentlichten Romans Mille secrets mille dangers von Alain Farah, der auch an dem Drehbuch beteiligt war, in mehrfacher Hinsicht andere, eigene Wege.

Ein wichtiger Punkt ist, dass der Film auch eine stark kulturell geprägte Komponente hat. Farahs Eltern waren einst aus Libanon nach Kanada ausgewandert, wo der Autor dann auch geboren wurde. Zwar stellt Lovely Day diesen Aspekt nicht in den Mittelgrund, das hier ist kein zweites The Persian Version. Aber es spielt doch immer wieder mit rein, wenn die Traditionen und Erwartungen aus der Fremde ihren Weg zur Hochzeit gefunden haben. Überhaupt ist die Gegenwart hier auf Schritt und Tritt mit dabei. Je näher die gemeinsame Zukunft mit seiner Angebeteten kommt, umso häufiger kreisen die Gedanken des Protagonisten um frühere Erlebnisse. Beispielsweise wird es zum Ende hin eine Szene mit einem Freund geben, die als Flashback aufgearbeitet wird und offensichtlich so starken Eindruck hinterlassen hat, dass sie ihn viele Jahre später noch immer beschäftigt.

Zwischen komisch und beklemmend

Der kanadische Regisseur und Co-Autor Philippe Falardeau (Monsieur Lazhar) springt auf diese Weise immer mal wieder durch die Zeit. Normalerweise würde man einen Film dafür kritisieren, wenn er derart fragmentiert ist. Tatsächlich ist Lovely Day manchmal auch etwas anstrengend, wenn man das Gefühl hat, dass nichts vorangeht. Nur ist das eben ein Thema des Films: wie wir von vergangenen Ereignissen und Erlebnissen geprägt sind und diese immer wieder auch unsere Gegenwart durchbrechen. Was eigentlich einen Moment hätte feiern sollen, wird so zu einem beklemmenden, unangenehmen Tag, was auch durch das beengende Bildformat veranschaulicht wird. Die Ängste des Protagonisten, ausgelöst auch durch die hohen Erwartungen, werden so spürbar.

Wobei die Tragikomödie, die auf dem Toronto International Film Festival 2025 Weltpremiere hatte, nicht komplett düster ist, sondern durchaus humorvolle Momente hat. Er kritisiert auch nicht grundsätzlich Traditionen. Er stellt aber zumindest in Frage, ob wir uns mit dieser Auffassung, wie alles zu sein hat – im speziellen Fall eben eine Hochzeit –, nicht unnötig das Leben schwermachen. Der internationale Titel Lovely Day darf da schon als ironisch aufgefasst werden, während das französische Original von tausend Geheimnissen und tausend Gefahren spricht. Falardeau ist damit ein Werk gelungen, das sich von den heile-Welt-Träumereien verabschiedet und einen Menschen vorstellt, der vielleicht nicht immer sympathisch ist, mit dem man aber doch gut mitfühlen kann, wenn er durchs Leben schlingert und hofft, einigermaßen heil aus der Sache wieder herauszukommen.

Credits

OT: „Mille secrets mille dangers“
Land: Kanada
Jahr: 2025
Regie: Philippe Falardeau
Drehbuch: Philippe Falardeau, Alain Farah
Vorlage: Alain Farah
Musik: Martin Léon
Kamera: André Turpin
Besetzung: Neil Elias, Hassan Mahbouba, Rose-Marie Perreault, Georges Khabbaz, Hiam Abou Chedid

BIlder

Trailer

Filmfeste

Toronto International Film Festival 2025
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Lovely Day
fazit
Basierend auf einem autobiografischen Roman erzählt „Lovely Day“ von einem Mann, der an seinem Tag der Heirat von der Vergangenheit und Ängsten heimgesucht wird. Der Film kombiniert dabei komische und tragische Elemente, erzählt von Kulturen, aber auch, wie wir uns durch Erwartungen das Leben selbst schwermachen.
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