
Mit Kreator – Hate & Hope legt Regisseurin Cordula Kablitz-Post nach ihrer Scooter-Doku FCK 2020 – Zweieinhalb Jahre mit Scooter erneut eine gelungene Musikdokumentation vor. Schon zu Beginn fällt auf, wie die Regie Distanz wahrt und zugleich Nähe erzeugt: Kreator-Gründungsmitglieder Mille Petrozza und Jürgen Reil alias Ventor sowie die später hinzugekommenen Musiker Sami Yli-Sirniö (seit 2001) und Fred Leclercq (seit 2019) wirken authentisch und sympathisch, ohne dass das Bild idealisiert wird. Kablitz-Post gelingt damit ein Spagat, der in Musikdokus oft schwer fällt: Die Musiker werden ernst genommen, ihre Eigenheiten nicht übertrieben inszeniert, gleichzeitig entsteht ein dynamisches und unterhaltsames Porträt.
Visuell und inhaltlich überzeugend
Der Film beginnt mit Mille Petrozza im Studio, während er gemeinsam mit Produzent Jens Borgren an neuen Songs arbeitet. Noch vor dem Vorspann wird hier deutlich, wie ernst der Kreator-Frontmann seine Kunst nimmt. Kreator – Hate & Hope wechselt im weiteren Verlauf fließend zwischen Liveauftritten, Tourbusszenen, Interviews und Archivmaterial. Besonders eindrucksvoll ist die Montage einer Konzertsequenz, bei der ein aktueller Mitschnitt aus Wacken mit Aufnahmen desselben Songs aus unterschiedlichen Phasen der Bandgeschichte verwoben wird. Auf diese Weise entsteht eine auf wenige Minuten komprimierte Konzertchronik. Auch die Bilder der frühen Proben in der Zeche Carl in Essen – bis heute der Proberaum der Band – sind nicht nur Ausgangspunkt der Karriere, sondern zugleich ein atmosphärisches Zeitdokument aus dem Ruhrgebiet der frühen 1980er Jahre.
Neben der visuellen Umsetzung überzeugen auch die erzählerischen Mittel. Interviews mit Petrozza, Ventor, Yli-Sirniö und Leclercq liefern nicht nur biografische Einblicke, sondern auch humorvolle und selbstironische Anekdoten. Weggefährten wie Scott Ian (Anthrax), Gerre (Tankard), Schmier (Destruction) oder Tom Angelripper (Sodom) bereichern das Porträt, während Bewunderer wie Bela B. (Die Ärzte) oder Maik Weichert (Heaven Shall Burn) die Bedeutung der Band für die Metal-Szene reflektieren. Kablitz-Post scheut aber auch ernste Themen nicht: Religion, Rechtsextremismus oder Drogen werden nicht platt illustriert, sondern in die persönliche Perspektive der Musiker eingebettet – etwa wenn Petrozza gemeinsam mit Weichert das KZ Buchenwald besucht.
Für Fans ein Muss
Die Konzertsequenzen sind jedoch das Herzstück des Films. Besonders hervorzuheben ist der Auftritt beim Klash of the Ruhrpott, bei dem Kreator gemeinsam mit Tankard, Destruction (über die in diesem Jahr auch ein Dokumentarfilm erschienen ist: The Art of Destruction) und Sodom, also den kompletten Big Four of Teutonic Thrash Metal, auf der Bühne stehen. Die Kamera fängt die Energie der Band und die Euphorie der Fans ein, und vermittelt sowohl die musikalische Intensität als auch den schmerzhaften Moment, als das Set aufgrund eines Unwetters abgebrochen werden muss. Gerade hier zeigt sich der enge Draht der Band zu ihren Anhängern, die aus aller Welt nach Gelsenkirchen gereist sind. Und in den Szenen, die die Musiker unmittelbar vor und nach Konzerten zeigen, entsteht ein Gefühl für die große Disziplin und Professionalität von Kreator: kein Alkohol vor Auftritten, konzentriertes Arbeiten an Fehlern und das ständige Streben nach Perfektion.
Kreator – Hate & Hope ist in seiner ersten halben Stunde zwar auch eine Hommage an das Ruhrgebiet im Strukturwandel des späten 20. Jahrhunderts, verkörpert durch Petrozza und Ventor. Vor allem aber bleibt es ein eindrucksvolles Porträt einer Band, die Haltung beweist, ohne ihre Authentizität zu verlieren. Kablitz-Post verbindet Lebensgeschichten, Musik und kulturelle Verortung zu einem dramaturgisch stimmigen Ganzen. Für Fans ist der Film ohnehin ein Muss, doch auch Metal-Neulinge werden überrascht: Kreator demonstrieren eindrucksvoll, dass Metal weit mehr ist als laute Musik, die sich um eine Art Todessehnsucht dreht. „Es ist eine Auseinandersetzung mit der Vielschichtigkeit des menschlichen Daseins – und da ist das einzig sichere halt der Tod“, wie es Petrozza selbst formuliert.
OT: „Kreator – Hate & Hope“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Cordula Kablitz-Post
Drehbuch: Cordula Kablitz-Post
Kamera: Ulf Behrens
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