Eenie Meanie

Eigentlich hatte Edie (Samara Weaving) ihre kriminelle Vergangenheit als Fluchtfahrerin bereits hinter sich gelassen, wollte das alles nicht mehr. Ein Job bei der Bank soll ihr dabei helfen, ein seriöses Leben zu führen. Aber irgendwie will das alles nicht so klappen. Ein Problem ist etwa John (Karl Glusman), den sie ebenfalls gern hinter sich lassen würde. Als sie erfährt, dass sie von ihm schwanger ist, bleibt ihr aber gar nichts anderes übrig, als sich wieder auf ihn einzulassen. Dabei stellt sie fest, dass der Nichtsnutz Schulden bei dem Gangsterboss Nico (Andy Garcia) hat, die dieser natürlich gern beglichen sehen möchte. Nico hat auch schon eine Idee, wie das aussehen könnte: Edie soll ihre alten Fähigkeiten nutzen und bei einem Überfall auf ein Casino am Steuer sitzen …

Nur noch einmal böse sein

Man kennt das Szenario aus unzähligen Actionfilmen und Thrillern: Die Hauptfigur will das kriminelle Leben hinter sich lassen, muss dann aber doch noch bei einem letzten großen Ding dabei sein. Das liegt dann oft an fiesen Gangsterbossen, die einen nicht gehen lassen, alternativ an Schulden, welche der Protagonist oder die Protagonistin begleichen muss. Bei Eenie Meanie haben wir es mal wieder mit dem zweiten Fall zu tun. Zwar muss Edie bei dem Disney+-Film keine eigenen Versäumnisse begleichen, sondern die ihres Freundes. Am Prinzip ändert das aber wenig, wenn erneut ein Mensch in die Welt des Verbrechens hineingezogen wird. Ein bisschen erinnert das an Burn Out vor einigen Jahren. Dort wurde ein Mann zum Drogenkurier, um seine überschuldete Ex zu entlasten, rasante Fahrten inkluisve.

Während der französische Leidensgenosse aber im Rahmen eines reinen Actionthrillers agiert, ist das hier ein Mix verschiedener Genres. So gibt es bei Eenie Meanie beispielsweise recht viel Humor, etwa bei den überzeichneten Figuren. Auch bei der Dynamik zwischen den einzelnen Charakteren darf immer mal wieder geschmunzelt werden. Die Action lässt hingegen auf sich warten. Erst zum Ende hin wird dann doch mal aufs Gaspedal getreten. Vorher finden sich Krimipassagen, wenn der Überfall auf ein Casino geplant werden muss. Ein Heistfilm, wo es um eine Spielhölle geht? Da fällt einem natürlich Ocean’s Eleven ein. Während dort aber Profis zugange sind und sich richtig viel haben einfallen lassen, da besteht die Spannung hier eher darin, ob diese Chaostruppe überhaupt etwas auf die Reihe bekommt.

Mittelmäßiges Stückwerk

Während diese einzelnen Bestandteile schon noch irgendwie zusammenpassen, wollte Regisseur und Co-Autor Shawn Simmons, sonst bei Serien tätig, doch noch ein bisschen mehr. Und so gab er seiner Protagonistin auch noch eine tragische Vorgeschichte mit: Edie litt unter einem kaputten und ebenfalls kriminellen Vater, wuchs daher in Pflegeheimen auf. Dieser dramatische Teil bricht immer wieder durch, wenn wir es hier mit jemandem zu tun haben, der richtig darum kämpft, das eigene Leben in den Griff zu bekommen. Wo man bei dem Teufelsfahrer von Baby Driver – ein Film, mit dem Eenie Meanie ständig verglichen wird – noch das Gefühl hat, dass da jemand zielstrebig einen Plan verfolgt, da ist Edie ganz schön am Schwimmen. Das ist durchaus gut gespielt, auf Samara Weaving ist Verlass. Es führt aber zu stärkeren Schwankungen in der Tonalität.

Insgesamt ist der Film dann auch leider nicht so unterhaltsam, wie man sich das hätte wünschen können. Einzelne gelungene Szenen gibt es hier zwar schon, seien sie nun im komödiantischen, dramatischen oder actionreichen Bereich. Sie fügen sich aber nicht wirklich zu einem guten Ganzen zusammen, das hier bleibt ein irgendwie nichtssagendes Stückwerk. Dass Disney nicht sonderlich viel Arbeit ins Marketing investiert hat, verwundert nicht weiter, über Mittelmaß kommt Eenie Meanie kaum hinaus. Schlecht ist das Ergebnis nicht, man kann sich das hier schon anschauen, selbst wenn nicht so wahnsinnig viel davon hängenbleibt.