An einem Tag im September TV Fernsehen ZDF arte Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
© ZDF/Nico Neefs

An einem Tag im September

An einem Tag im September TV Fernsehen ZDF arte Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
„An einem Tag im September“ // Deutschland-Start: 12. September 2025 (arte) // 15. September 2025 (ZDF) // 7. November 2025 (DVD)

Inhalt / Kritik

Am 14. September 1958 soll Geschichte geschrieben werden. Zwar liegt das Ende des Zweiten Weltkriegs zu der Zeit bereits 13 Jahre zurück, aber noch immer ist das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich von tiefen Gräben geprägt. Man misstraut einander, der vererbte Hass ist weit verbreitet. Gleichzeitig ist klar, dass die beiden europäischen Staaten eine Versöhnung brauchen, um in einer sich verändernden Welt bestehen zu können. Und so treffen sich der französische Ministerpräsident Charles de Gaulle (Jean-Yves Berteloot) und Bundeskanzler Konrad Adenauer (Burghart Klaußner) in dem Privathaus de Gaulles, um sich auszusprechen und einen Weg der Annäherung zu finden. Einfach ist das nicht, denn die Vorstellungen liegen weit auseinander …

Eine historische Begegnung

Dass man Freundschaften nicht für selbstverständlich nehmen sollte, ist eine Erkenntnis, welche die meisten von uns irgendwann einmal in unserem Leben machen. Sie können sich langsam auflösen, manchmal kann es auch sehr schnell gehen. Und das gilt auch für Freundschaften zwischen Staaten. Das eindrücklichste Beispiel sind sicherlich derzeit die USA, die unter Trump Verbündete kontinuierlich vor den Kopf stoßen. Aber auch die vielbeschworene Freundschaft zwischen Deutschland und Frankreich ist keine Selbstverständlichkeit. Lange waren die beiden Staaten verfeindet, in der Geschichte der zwei großen Nationen gab es immer wieder Konflikte, zuletzt waren es die Weltkriege, die das Verhältnis zerstörten. Wie lässt sich eine derart brutale Vorgeschichte verarbeiten? Einen Versuch, dies zu beantworten, liefert das TV-Drama An einem Tag im September, welches zuerst auf arte und einige Tage später im ZDF ausgestrahlt wird.

Das Zusammentreffen der beiden historischen Politiker ist dabei real, der Inhalt des Films eher weniger. Schon bei der Sprache machte man es sich sehr einfach. Damit sich die zwei Männer ungestört unterhalten können, spricht de Gaulle auf einmal lupenreines Deutsch. Das ist für ein Publikum, das ungern Untertitel liest, praktisch, sorgt aber nicht gerade für Authentizität. Hinzu kommt, dass der französische Staatsmann von dem Franzosen Jean-Yves Berteloot gespielt wurde. Dieser sprach seine Texte in seiner Muttersprache ein, die nachträglich synchronisiert wurden, was alles andere als lippensynchron ausfällt. Auf diese Weise kommt es die ganze Zeit in An einem Tag im September zu sichtbaren Diskrepanzen in den Gesprächen, was schon sehr irritierend sein kann. Das ist schon sehr künstlich.

Spekulativ und etwas plakativ

Inhaltlich nahm man sich sowieso lauter Freiheiten, weil es keine eindeutigen Dokumente dieser Gespräche gibt, die beiden Politiker widersprachen sich auch bei ihren Erinnerungen an den Inhalt. Insofern ist An einem Tag im September keine direkte Wiedergabe dieser Begegnung, sondern ein spekulatives Drama. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht auf reale Entwicklungen zurückgreift. Themen wie das Misstrauen von Frankreich gegenüber einem Nachbarn, der einen mehrfach überfallen hat, oder auch Deutschlands Orientierung an den USA, basieren natürlich schon auf dem, was damals geschehen ist. Insofern ist der Film weniger eine Wiedergabe des Gesprächs, sondern eine Art Zeitporträt. Es zeigt zwei Nationen, die an einem Wendepunkt stehen und bei denen weitreichende Entscheidungen getroffen werden müssen.

Gleichzeitig betont An einem Tag im September aber auch die persönliche Komponente. Diese findet sich bei Nebenfiguren wie der französischen Köchin, für die der deutsche Kanzler ein Feind ist, den sie nicht im Haus haben will. Aber auch die beiden Männer an sich finden über das Private zueinander. Das ist irgendwie schon ganz nett und zeigt auch, dass Politik immer von Menschen gemacht wird – im Guten wie im Schlechten. Ein bisschen plakativ ist das Drama dabei aber schon, für komplexe Verhältnisse reicht der Umfang einfach nicht aus. So ganz wird dann auch nicht klar, wozu der Film gut sein soll. Auch wenn es immer mal wieder nette Momente gibt, etwa beim gemeinsamen Pétanque-Spiel, das reicht so nicht ganz aus. Als Aufforderung, auf andere zuzugehen und Gräben zu überwinden, anhand eines historischen Beispiels, funktioniert das schon, weswegen die TV-Produktion willkommen ist – nur eben nicht wirklich gut.

Credits

OT: „An einem Tag im September“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Kai Wessel
Drehbuch: Fred Breinersdorfer
Musik: Jens Grötzschel
Kamera: Holly Fink
Besetzung: Burghart Klaußner, Jean-Yves Berteloot, Vincent Lecuyer, Fabian Busch, Nadja Sabersky, Nora Turell, Hélène Alexandridis

Bilder

Kaufen / Streamen

Amazon (DVD „An einem Tag im September“)

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

An einem Tag im September
fazit
„An einem Tag im September“ erzählt, wie Charles de Gaulle und Konrad Adenauer den Grundstein legten für die französisch-deutsche Annäherung. Eine fragwürdige Synchronisation und spekulative Inhalte lassen den Film sehr künstlich werden. Nette Momente gibt es zwar, aber das hier funktioniert mehr als Aufforderung aufeinander zuzugehen, weniger als historisches Drama.
Leserwertung23 Bewertungen
3.1
5
von 10