
104 US-Soldaten schieben seit Monaten in der Arktis Dienst – die Moral ist auf einem Tiefpunkt angelangt. Major Collins (King Donovan) und die Army-Psychologin Lieutenant Vicki Loren (Janet Leigh) machen Colonel Leland (Les Tremayne) den Vorschlag, den GIs einen Urlaub zu gönnen. Da das für die gesamte Truppe undenkbar ist, soll das Los entscheiden, welcher glückliche Soldat an Stelle aller anderen ausspannen darf. Clever weiß Corporal Paul Hodges (Tony Curtis), seine Chancen zu erhöhen, und so ist er am Ende tatsächlich der Auserwählte. Kein normaler Heimaturlaub soll es werden, sondern drei Wochen in der Stadt der Liebe, Paris. Als Begleitung wünscht sich Hodges den angesagten Filmstar Sandra Roca (Linda Cristal). Da Hodges laut Personalakte ein hoffnungsloser Schwerenöter ist, kommandiert Leland sowohl Major Collins als auch Lieutenant Loren als Aufpasser mit nach Paris. Die beiden sollen dafür Sorge tragen, dass Hodges im Zaum gehalten wird und der Army keine Negativschlagzeilen beschert. Vier Kinofilme hatte der beim Fernsehen groß gewordene Blake Edwards erst inszeniert, als er 1958 für Universal das Drehbuch The Perfect Furlough (etwa: Der perfekte Urlaub) von Stanley Shapiro verfilmen sollte. Erste nennenswerte Erfolge hatte er im Jahr zuvor mit Mister Cory erzielt, in dem ebenfalls bereits der gut aussehende, athletische Nachwuchsstar Tony Curtis die Titelrolle bekleidet hatte. Edwards nächster Film, Männer über vierzig, ist heute ziemlich in Vergessenheit geraten, obwohl auch er mit Debbie Reynolds, Curd Jürgens und John Saxon sehr prominent besetzt war. Für Urlaubsschein nach Paris setzte Edwards dann wieder auf Tony Curtis, den er hier an der Seite seiner damaligen Ehefrau Janet Leigh auf die Leinwand brachte. Während ihrer elfjährigen Ehe (aus der u.a. die ebenfalls als Schauspielerin tätige Jamie Lee Curtis hervorging – und die genau eine Woche vor der Uraufführung dieses Films auf die Welt kam!) stand das Paar mehrfach gemeinsam vor der Kamera, u.a. auch in Richard Fleischers Abenteuerepos Die Wikinger oder in George Sidneys romantischer Komödie Wer war die Dame? aus dem Jahr 1960. Blake Edwards, der später zu einem der erfolgreichsten und prominentesten Komödienregisseure Hollywoods werden sollte (Der rosarote Panther mit Peter Sellers, Das große Rennen rund um die Welt mit Jack Lemmon und Tony Curtis oder Victor/Victoria mit seiner Ehefrau Julie Andrews und James Garner), hatte bei Urlaubsschein nach Paris noch nicht ganz zu seiner späteren Klasse gefunden. Aber in einigen unerwarteten Gags und liebenswerten Hommagen an die Stummfilmzeit (Stummfilmstar „Snub“ Pollard taucht in einem sekundenkurzen, stummen Gastauftritt auf) kann man bereits erkennen, wo die Reise mit Edwards einmal hingehen sollte. Angesichts der Tatsache, dass dieser Film in einer Zeit entstand, in der es in Hollywood wieder prüde und verklemmt zuging, ist Urlaubsschein nach Paris ein ungewöhnlich frivoler Film, bei dem es eigentlich immer nur um das „Eine“ geht und wie man das erfolgreich verhindern kann. Aber Schwerenöter Paul Hodges, dessen Militärakte seine Vorgesetzten nur das Schlimmste vermuten lässt, bleibt in Paris mehr oder weniger unfreiwillig die Sittsamkeit in Person. Ein Großteil des Witzes entsteht dann auch aus der Tatsache, dass er sich dennoch immer wieder in zweideutige Situationen bringt, die von Collins und Loren natürlich völlig falsch gedeutet werden. Die Grundkonstellation des Films folgt den Genregesetzmäßigkeiten der romantischen Komödie, in der sich zwei komplett gegensätzliche Figuren, die sich spinnefeind sind, immer wieder in die Haare bekommen – und dabei nach und nach ihre gegenseitigen Sympathien entdecken, um schließlich einem Happy Ending entgegenzusteuern. Dass hier am Filmende Tony Curtis und Janet Leigh den Bund fürs Leben schließen, ist somit keine Überraschung – und wurde wohl seinerzeit vom Kinopublikum auch nicht anders erwartet. Denn die meisten dürften damals vom privaten Glück der beiden Hollywoodstars gewusst haben und sahen dieses sicherlich gern auf der Leinwand gespiegelt. Die Dritte im Bunde, Linda Cristal (1931-2020), war eine argentinische Schauspielerin, die in südamerikanischen Filmen bekannt geworden war und seit Um jeden Preis von George Sherman aus dem Jahr 1956 auch in US-Filmen exotische Schönheiten verkörpern durfte. Während die drei Protagonisten eher für die romantischen Aspekte der Geschichte zuständig sind, sorgen die Charakterdarsteller in den Nebenrollen für den nötigen Witz des Films. Dies kommt hier in erster Linie King Donovan (1918-1987) zu, der einige herrliche Slapstickauftritte hinlegt, die Edwards mit wunderbarem Timing inszenierte. Donovan ist eher für seine seriösen Auftritte in Filmen wie Die Dämonischen oder Flucht in Ketten bekannt, hatte zuvor aber beispielsweise in der Fernsehserie The George Burns and Gracie Allen Show bewiesen, dass er auch lustig sein kann. Elaine Stritch und Keenan Wynn tragen ebenfalls zu den humorvollen Zwischentönen bei, ihre Rollen als PR-Managerin respektive Entdecker der argentinischen Sexbombe sind aber vergleichsweise unbedeutend und bieten ihnen kaum Raum zur Entfaltung. Aus fast 70 Jahren Abstand betrachtet funktioniert Urlaubsschein nach Paris noch immer ganz gut, was in erster Linie an den charmanten Darstellern liegt. Die Studiokulissen im CinemaScope-Format wirken dabei genauso aus der Zeit gefallen wie die prüde-frivole Geschichte. Aber man kann bereits das Komödientalent von Blake Edwards erahnen, der hier aus einer bescheiden unterhaltsamen Geschichte dennoch einen ganz nett unterhaltenden Zeitvertreib macht. Die BluRay-Erstveröffentlichung von One Gate bietet ein ganz gutes Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) mit tollen Farben, bei dem das Filmkorn noch sichtbar ist und gelegentlich leichte Altersspuren auftreten. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0 Mono, optional mit deutschen und englischen Untertiteln; in einer kurzen französischen Sequenz sind englische Untertitel fest im Bild zu sehen) ist stets gut zu verstehen und nicht zu beanstanden. Extras sind keine mit aufgespielt. OT: „The Perfect Furlough“ Amazon (Blu-ray „Urlaubsschein nach Paris“) Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. 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Schwerenöter zwischen zwei Frauen
Land: USA
Jahr: 1958
Regie: Blake Edwards
Drehbuch: Stanley Shapiro
Musik: Frank Skinner
Kamera: Philip H. Lathrop
Besetzung: Tony Curtis, Janet Leigh, Linda Cristal, Keenan Wynn, Elaine Stritch, King Donovan, Marcel Dalio
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