The Klimperclown
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The Klimperclown

„The Klimperclown“ // Deutschland-Start: 7. August 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Auch wenn Deutschland sicherlich die unterschiedlichsten Künstler und Künstlerinnen hervorgebracht hat, Helge Schneider war irgendwie immer seine ganz eigene Kategorie. Damit war er erfolgreich, gerade in den 1990ern. Das Lied Katzeklo, eine Parodie zwischen Jazz-Schlager und Werbe-Jingle, war 1993 zusammen mit dem dazugehörigen Album Es gibt Reis, Baby ein echter Überraschungshit. Parallel trat die selbsternannte singende Herrentorte in Filmen wie Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem auf, bei denen er Regie führte, das Drehbuch schrieb, Musik komponierte und auch die Hauptrolle übernahm. Auch dabei war er bevorzugt parodistisch unterwegs, nahm diverse Genres und machte sie sich zu eigen. Nachdem er auf diese Weise unter anderem Western und Krimis auseinandergenommen hat, zuletzt 2013 mit 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse, folgt nun mit The Klimperclown die nächste Dekonstruktion.

Eine etwas andere Biopic-Doku

Nach außen hin erscheint der Film dabei wie eine typische biografische Dokumentation zu sein. Solche werden andauernd veröffentlicht, gerade auch im künstlerischen Bereich, um den unterschiedlichsten Persönlichkeiten zu huldigen. Dieses Jahr liefen unter anderem Ich will alles. Hildegard Knef und Piece by Piece über Pharrell Williams in den Kinos. Die meisten dieser Werke setzen auf eine Mischung aus Archivaufnahmen und aktuellen Interviews, die guten alten Talking Heads also. The Klimperclown tut das prinzipiell auch, wenn wir etwa alte Live-Auftritte von Schneider sehen, verbunden mit Gesprächen, die mit ihm oder seinem Umfeld geführt wurden. Auf diese Weise ist der Film schon ein Rückblick auf das Leben und die Arbeit des deutschen Künstlers, erinnert daran, was dieser Mann im Laufe der Jahrzehnte so getrieben hat.

Die Sache ist nur, dass Helge Schneider eben immer auch eine Kunstfigur war, die so sehr mit ihren Parodien verschmolzen ist, dass man kaum mehr sagen konnte, was noch ernst ist und was nicht. Und das gilt dann gleichermaßen für The Klimperclown. Die Aufnahmen sind sicherlich authentisch, zumindest erscheinen sie so. Bei den Aussagen Schneiders darf man dennoch immer ein gewisses Misstrauen mitbringen, ob sie nun der Wahrheit entsprechen oder wieder primär der Unterhaltung dienen. Wer sich den Film anschaut, um einmal hinter die Kulissen blicken zu dürfen, muss sich daher fragen: Ist das jetzt echt oder nur eine Kulisse hinter der Kulisse? Manchen Fans wird das zu wenig sein. Andere werden sich vielleicht hingegen darüber freuen, dass sich der Protagonist treu bleibt und selbst hier noch augenzwinkernd mit Erwartungen spielt.

Was sagst du da?

Das bedeutet aber auch, dass Zuschauer und Zuschauerinnen, die bislang nicht wirklich mit dem eigenwilligen Humor warmgeworden sind, hier auch ihre Probleme haben könnten. Da sind nicht nur die alten Gags, die noch einmal wiederholt werden. Auch bei den neu gedrehten Interviewszenen stiften Schneider und sein Co-Regisseur Sandro Giampietro Verwirrung. Da kann es in The Klimperclown schon mal vorkommen, dass sich zwei Menschen unterhalten, man aber nicht versteht, worüber sie sich unterhalten. Ein Versehen ist das dann eben nicht, kein Fehler auf der Tonspur, sondern ein weiteres Mittel des musizierenden Filmemachers, am Rande des Unsinns herumzutänzeln.

Das muss man nicht gut finden. Die ständigen Spielereien, der zur Schau gestellte Humor, das kann schon anstrengend sein, für manche könnte es auch langweilig werden. Und doch ist die Dokumentation, die auf dem Filmfest München 2025 Premiere feierte, so ungewöhnlich und trotz der bekannten Elemente so seltsam, dass sie eine Bereicherung für das aktuelle Kinoprogramm darstellt. Man darf nur eben nicht erwarten, dass man danach viel schlauer geworden ist. The Klimperclown ist keine typische Biografie. Ist vielleicht überhaupt keine Biografie, zumindest im herkömmlichen Sinn. Aber es ist doch eine eindeutige, wenngleich verwirrende Vision eines Mannes, bei dem man auch nach einigen Jahrzehnten nicht immer versteht, was er eigentlich will.

Credits

OT: „The Klimperclown“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Sandro Giampietro, Helge Schneider
Drehbuch: Sandro Giampietro, Helge Schneider
Musik: Helge Schneider
Kamera: Sandro Giampietro, Helge Schneider

Bilder

Trailer

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The Klimperclown
fazit
„The Klimperclown“ erzählt aus dem Leben und Schaffen von Helge Schneider. Dabei spielt das Multitalent wie so oft mit den Erwartungen des Publikums, bis man wieder unschlüssig ist, was davon noch echt und was gespielt ist. Das ist zuweilen anstrengend, aber doch so eigenwillig, dass diese biografische Dokumentation aus der Flut an Künstlerporträts hervorsticht.
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