Mosquitoes Le bambine
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Mosquitoes

Mosquitoes Le bambine
„Mosquitoes“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

1997: Bislang lebte die achtjährige Linda (Mia Ferricelli) mit ihrer Mutter Eva (Clara Tramontano) bei der Großmutter (Cristina Donadio) in einer Schweizer Villa. Als die zwei dort ausziehen und nach Ferrara in Italien fahren, lernt das Mädchen die beiden Schwestern Azzurra (Agnese Scazza) und Marta (Petra Scheggia) kennen. Sie verstehen sich gut, verbringen anschließend viel Zeit miteinander. Schließlich sind ihre jeweiligen Mütter oft nicht da, entweder mit sich selbst oder der Arbeit beschäftigt. Zum Glück ist da auch noch Carlino (Milutin Dapcevic), ein älterer queerer Herr, der immer wieder auf die Kinder aufpasst und ihnen zur Seite steht, wenn sie etwas brauchen …

Das Band der Freundschaft

Zu Beginn ist die Verwirrung bei Mosquitoes groß. Wenn wir dem Flug eines titelgebenden Moskitos folgen, der umherschwirrt auf der Suche nach Opfern, meint man schon, es eventuell mit einem Horrorfilm zu tun zu haben. Hinzu kommt das eigenwillige quadratische Bildformat, welches schnell ein Gefühl der Beklemmung erzeugt. Erst mit der Zeit wird deutlich, dass es nicht das Tier ist, worum sich alles dreht, sondern das Drama in erster Linie aus dem Leben der drei Kinder erzählt. Der Originaltitel der italienisch-schweizerisch-französischen Coproduktion lautet dann auch Le Bambine, auf Deutsch „die Mädchen“. Warum man sich beim internationalen Titel derart anderweitig orientiert, wird nicht ganz klar. Aber das ist nicht die einzige Irritation, welche der Film bereithält.

Dabei handelt es sich im Grunde um ein gewöhnliches Drama, das von dem Aufwachsen dreier Mädchen erzählt. Vieles von dem, was die Regisseurinnen Valentina und Nicole Bertani – selbst Schwestern – in ihren gemeinsamen Film packen, kennt man aus vielen anderen Filmen aus diesem Segment. Da geht es darum, sich selbst in der Welt zu finden und zu behaupten. Für Coming of Age reicht es nicht ganz, dafür sind die Protagonistinnen noch zu jung, das Erwachsenenalter zu weit weg. Wobei in Mosquitoes die Erwachsenen selbst ebenfalls auffällig abwesend sind, weil überfordert oder beschäftigt. Die Kinder sind mehr oder weniger sich selbst überlassen. Umso wichtiger wird das Band der Freundschaft, wenn das Trio einen gemeinsamen Sommer verbringt. Es schafft sich eine eigene Welt, in der sie sich ausprobieren und Kinder sein können.

Eine sehenswerte Erfahrung

Geschichten über vernachlässigte Kinder, das klingt nach einem schweren Sozialdrama. Tatsächlich gibt es auch immer mal wieder Szenen, die etwas düsterer werden. Doch da sind auch Momente der Hoffnung und der Wärme, wenn sich die drei Halt geben und die gemeinsame Zeit für sie ein Abenteuer der Entdeckungen wird, voll von Staunen, Wundern und Freude. Auf dramatische Zuspitzungen wird dabei verzichtet, in Mosquitoes gibt es weder Katastrophen noch kathartische Erlösung. Die Tage vergehen, die Mädchen unternehmen etwas, manchmal auch nicht, sehen ihre Eltern oder sehen sich nicht. Am Ende sind sie um eine Reihe von Erfahrungen reicher, ohne dass sich etwas Gravierendes getan hätte. Ein Sommer, auf den man später als erwachsener Mensch mit einer gewissen Nostalgie zurückblickt, obwohl – oder weil? – er gar nicht genau greifbar ist.

Das Drama, das auf dem Locarno Film Festival 2025 Premiere feierte, gefällt durch diese Mischung aus Ernst und Freude, aus Alltäglichem und dem Ungewöhnlichen. Zu Letzterem gehört gerade die Optik. Da sind nicht nur das Bildformat und die Moskito-Perspektive. Auch sonst finden sich immer wieder ungewohnte Blickwinkel, die sich an der Erlebniswelt der Kinder orientieren, oder andere Stilmittel der Kamera. Das macht Mosquitoes sehenswert, im wahrsten Sinne des Wortes. Manchmal fällt es ein wenig schwer, sich in den Figuren wiederzufinden, da bleibt einiges auf Distanz. Und trotz einiger sehr spezifischer Elemente wie dem zeitlichen Setting und dem queeren Babysitter bleibt da einiges schwammig. Aber es bleibt selbst dann eine Erfahrung, die man gern teilt.

Credits

OT: „Le Bambine“
Land: Italien, Schweiz, Frankreich
Jahr: 2025
Regie: Valentina Bertani, Nicole Bertani
Drehbuch: Maria Sole Limodio, Valentina Bertani, Nicole Bertani
Musik: Lorenzo Confetta
Kamera: Marco Bassano, Luca Costantini
Besetzung: Mia Ferricelli, Agnese Scazza, Petra Scheggia, Clara Tramontano, Milutin Dapčević, Jessica Piccolo Valerani, Cristina Donadio, Matteo Martari

Filmfeste

Locarno 2025

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Mosquitoes
fazit
„Mosquitoes“ erzählt von einem Mädchen, das sich mit zwei Schwestern anfreundet und mit ihnen einen Sommer verbringt. Das schwankt zwischen ernst und warmherzig, zwischen alltäglich und ungewöhnlich. Auch wenn letztendlich nichts Großes geschieht, ist das Drama sehenswert – nicht zuletzt wegen der eigenwilligen Optik.
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