Mary Anning
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„Mary Anning“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

1811 an der Küste Englands: Wie schon ihr Vater liebt es die zwölfjährige Mary Anning, die Gegend zu erkunden und nach Fossilien zu suchen. Dass ihre Mutter wenig von dieser Tätigkeit hält, stört sie ebenso wenig wie die Ablehnung durch den Geistlichen, der fest an der in der Bibel beschriebenen Entstehungsgeschichte festhält. Ausgestorbene Tiere aus einer alten Vorzeit? Lächerlich, wo doch alle wissen, dass Noah im Auftrag Gottes alle gerettet hat. Was ursprünglich nur eine kleine Leidenschaft ist, bekommt bald eine neue Bedeutung, als sie erfährt, dass diese versteinerten Überreste viel Geld wert sind. Schließlich ist ihre Familie völlig überschuldet und weiß weder ein noch aus. Und so macht sie sich mit ihrem älteren Bruder und anderen Kindern auf die Suche nach einem besonders wertvollen Fossil, welches die Geschichte der Tiere völlig neu schreiben würde …

Geschichtsstunde für Kinder

Auch wenn Animationsfilme oft dazu dienen, fantastische Szenarien zu entwerfen, die man nicht ohne Weiteres als Live-Action umsetzen könnte – oder zumindest nur mit viel Geld –, können sie doch durchaus realistisch sein. Dann und wann wird dieses Medium auch genutzt, um das Leben von historischen Persönlichkeiten abzubilden. A Magnificent Life etwa war dieses Jahr dem französischen Schriftsteller, Dramatiker und Regisseur Marcel Pagnol gewidmet. Hola Frida! wiederum bereitete das Leben der mexikanischen Malerin Frida Kahlo kindgerecht auf. Und auch Mary Anning hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben einer bedeutenden Frau für eine jüngere Zielgruppe greifbar zu machen. Dieses Mal geht es um die gleichnamige britische Fossiliensammlerin, die als eine der ersten Paläontologinnen gilt.

Manche könnten diese bereits aus einem anderen Film kennen. Auch Ammonite war ihr gewidmet und erzählte aus den späteren Jahren. Theoretisch. Praktisch hatte das Drama nicht sehr viel mit dem realen Leben der Engländerin zu tun. Mary Anning ist hingegen dem Original schon sehr nah, konzentriert sich dabei auf die Kindheit von Mary. Schon damals hatte sie Interesse an Fossilien, ohne dies aber wirklich wissenschaftlich zu verfolgen. Eine Zeit lang war es reiner Pragmatismus, der sie dazu veranlasste, nach den versteinerten Überresten Ausschau zu halten. Die Familie brauchte schließlich Geld nach dem Tod des Vaters. Das klingt etwas ernüchternd, wird in dem Film aber spannend umgesetzt, wenn dies mit einer entsprechenden Dringlichkeit verbunden ist. Das Mädchen kann nur dann in ihrer Heimat bleiben, wenn sie die Schulden abbezahlen können. Auf diese Weise soll das Publikum Daumen drücken, es geht richtig um etwas.

Sehenswert und thematisch vielseitig

Dabei wird gar nicht genau klar, warum sie an dieser Heimat hängt. Sie hat keine Freunde, wird an der Schule gemobbt, der Geistliche hat sie auf dem Kieker, da sie neugierig und dickköpfig ist und nicht ungefragt seine Predigten akzeptiert. Und das geht nicht als Frau. Mary Anning ist auf diese Weise nicht nur das Porträt eines Mädchens, sondern auch der damaligen Zeit, als Frauen noch als minderwertig angesehen wurden. Überhaupt streift der Film, trotz der jungen Zielgruppe, zahlreiche erwachsene Themen, ob es nun Religion ist, Krankheit oder Geschlechterbilder. Auch Klassenunterschiede spielen eine Rolle, wenn sich das Mädchen mit Elizabeth Philpot anfreundet, die älter ist und aus einer höheren Schicht stammt. Sie ist auf der einen Seite eine wertvolle Begleiterin und Mentorin, ihr fehlt es aber ein wenig an Verständnis für ein Leben in Armut.

Umgesetzt wird das alles in einer kindlichen, recht schlichten Optik mit grob gestalteten Figuren und Hintergründen. Gleichzeitig ist der Animationsfilm, der auf dem Annecy Festival 2025 Premiere hatte, visuell sehr charmant geworden, wenn wir das raue und zugleich idyllische Leben an der Küste Englands kennenlernen. Insgesamt ist das Biopic sehenswert geworden, nicht nur für Kinder, sondern auch Erwachsene. So verrät uns Mary Anning einiges über die Protagonistin und ermuntert dabei das Publikum, selbst die Welt zu entdecken und sich nicht alles vorschreiben zu lassen. Vor allem ist der Film natürlich auch eine Ermunterung für Mädchen, sich bei der Wahl ihres Berufs nicht an überkommene Erwartungen zu halten, sondern das zu tun, woran man glaubt. Und das ist selbst mehr als zweihundert Jahre nach Anning ein guter Rat.

Credits

OT: „Mary Anning“
Land: Schweiz, Belgien
Jahr: 2025
Regie: Marcel Barelli
Drehbuch: Marcel Barelli, Pierre-Luc Granjon, Magali Pouzol
Musik: Shyle Zalewski

Bilder

Trailer

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Mary Anning
fazit
„Mary Anning“ erzählt von der Kindheit der gleichnamigen Fossiliensammlerin, die eine der ersten Paläontologinnen wurde. Obwohl der Animationsfilm an ein jüngeres Publikum gerichtet ist, gibt es viele ernsthafte Themen, die kindgerecht aufbereitet werden. Die Optik ist dabei recht schlicht, aber charmant.
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