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Don’t Come Knocking

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„Don’t Come Knocking“ // Deutschland-Start: 25. August 2005 (Kino) // 11. September 2025 (Blu-ray)

Inhalt / Kritik

In unzähligen Western hatte Howard Spence (Sam Shepard) schon die Hauptrolle gespielt. Auf der Leinwand ist er ein Beschützer und ein Held, doch sein wirkliches Leben ist geprägt von Skandalen und Eskapaden. Die Dreharbeiten seines neuen Films verlässt er von einem Tag auf den anderen und fährt zunächst zu seiner Mutter (Eva-Marie Saint), die seit Jahren nichts mehr von ihrem Sohn gehört hat. Von ihr erfährt er von der Existenz eines Sohnes, dessen Mutter vor vielen Jahren während eines Filmdrehs eine Affäre mit Howard hatte. Nach einigem Zögern macht sich Howard auf in die kleine Gemeinde in Montana, wo damals die Dreharbeiten stattfanden. Er trifft dort auf Doreen (Jessica Lange), mit der er damals zusammen war, sowie eine mysteriöse Unbekannte (Sarah Polley), die Howard auf Schritt und Tritt zu folgen scheint und eine Urne mit sich herumträgt. Die Begegnungen mit diesen Menschen konfrontieren den alternden Westernschauspieler sowohl mit seiner Vergangenheit als auch mit dem, was in seinem Leben bislang fehlte.

Woher die Cowboys kommen

In den Figuren, die er auf der Bühne und in Filmen verkörperte, aber auch in seinen Dramen befasst sich Sam Shepard immer wieder mit amerikanischen Mythen und deren Relevanz für die aktuelle politisch-gesellschaftliche Lage des Landes. Mit Regisseur Wim Wenders verbindet ihn die Faszination für die US-amerikanische Landschaft sowie die Mythen dieses Landes, was sich bereits in ihrer ersten Kollaboration Paris, Texas zeigt, bei der Shepard das Drehbuch schrieb. In Don‘t Come Knocking befasst er sich mit der Figur des Cowboys oder vielmehr dessen Mythologisierung durch die Film- und Werbeindustrie, wobei er zudem eine Auseinandersetzung mit uramerikanischenw Werten sucht. Die politische Lage findet nur am Rande eine Erwähnung, denn im Zentrum steht eine Figur, die über viele Jahre die Leinwandrolle und damit die Scheinwelt der Realität vorzog, wobei er die Wirklichkeit vernachlässigte. Das Aufwachen aus dem Traum ist bitter, denn Don‘t Come Knocking zeigt, wie dieser Cowboy in der Realität ankommt und damit den Trümmern, die er in den Leben anderer Menschen hinterlassen hat.

Der Cowboy auf der Leinwand oder in der Marlboro-Reklame hat wenig mit dem zu tun, was Cowboys eigentlich sind. Laut Shepard kennen wohl nur wenige die tatsächlichen Wurzeln dieser Figur, die wie kaum eine andere mit dem US-amerikanischen Grundmythos, dem „Amerikanischen Traum“ verbunden ist. Der Cowboy erscheint quasi aus dem Nichts, sorgt für Recht und Ordnung und reitet am Ende wieder in den Horizont hinein. Dieses Prinzip hat Howard auf sein Leben übertragen, sodass er nach den Dreharbeiten aus dem Leben der Menschen, mit denen er in Berührung kam, verschwand, ohne noch einmal zurückzublicken. Drogen und Alkohol waren in der Folge Mittel der Betäubung, die über die emotionale und spirituelle Leere in seinem Leben hinwegtäuschen sollten, doch irgendwann lässt deren Wirkung nach oder reicht einfach nicht mehr.

Howard will aus der Scheinwelt fliehen, auch wenn er deren Konventionen nicht wirklich ablegen kann, während die Filmwelt ihm sogleich einen Detektiv (gespielt von Tim Roth) hinterherschickt, damit Howard seine vertraglichen Verpflichtungen erfüllen kann. Wenders‘ Filme zeigen die Schönheit der US-amerikanischen Landschaft, der Kleinstadt und der Wüste, doch sie unterschlagen auch nicht ihre Einsamkeit oder ihre Gefahr. Figuren wie Howard oder Travis aus Paris, Texas können nur in dieser Landschaft – und damit im Mythos des Films – existieren. Jenseits davon beginnen ihre Probleme.

Du brauchst ein Zuhause, oder?

Der Western ist schon immer eine Reflexion der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Realitäten der USA gewesen. Nach den Terroranschlägen im September 2001 sowie dem darauf folgenden Krieg gegen Afghanistan und gegen den Irak ist eine Revision des amerikanischen Mythos notwendig. Sam Shepard spielt einen Charakter, der die Realität bislang ausgeblendet hat, doch nun das Hohle seiner Existenz als „Scheinfigur“ bemerkt und korrigieren will. Der Ritt in den Horizont und damit das Verschwinden bleibt ihm jedoch verwehrt, denn er hat zu viele Spuren hinterlassen, als dass er sich so einfach aus dem Staub machen könnte.

Seine Mutter, seine einstige Geliebte und eine Unbekannte konfrontieren ihn mit den Lügen, die einst seine Lebenswahrheit definierten. Er will keine Bindungen eingehen, sucht aber bedeutungsvolle Kontakten zu anderen Menschen. Howard will die Schein-Existenz, den Mythos des Cowboys, sucht aber zugleich ein Zuhause. Der Mythos wird nach wie vor gebraucht – in einer Welt, die dringend Heilung sucht und sich in eskapistische Fantasien flüchtet. Doch diese Flucht ist nur von kurzer Dauer, denn die Herausforderungen warten weiterhin vor der Tür. Und auch wenn man es nicht will, klopfen sie an und erinnern daran, dass sie da sind und nicht weggehen werden.

Credits

OT: „Don’t Come Knocking“
Land: Deutschland
Jahr: 2005
Regie: Wim Wenders
Drehbuch: Wim Wenders, Sam Shepard
Musik: T-Bone Burnett
Kamera: Franz Lustig
Besetzung: Sam Shepard, Jessica Lange, Tim Roth, Sarah Polley, Gabriel Mann, Fairuza Balk, Eva-Marie Saint

Bilder

Trailer

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Don’t Come Knocking
fazit
„Don‘t Come Knocking“ ist eine Geschichte über die Neubewertung US-amerikanischer Mythen und Helden. Wim Wenders und Sam Shepard gelingt eine nach wie vor relevante, berührende und visuell beeindruckende Parabel auf eine Welt, die sich lieber in Fantasien flüchtet, als sich den wirklich drängenden Problemen zu stellen.
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