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© MDR/ORF/Hubert Mican

Am Ende des Sommers

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„Am Ende des Sommers“ // Deutschland-Start: 11. März 2015 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Ben (Thomas Schubert) hat erfolgreich die Schule beendet, die Welt steht dem 18-Jährigen offen. Dabei kann er auf die Unterstützung seiner Mutter Sylvia (Julia Koschitz) zählen, die ihn allein aufgezogen hat und immer eine enge Vertraute von ihm war. Über seinen Vater weiß der Jugendliche hingegen praktisch nichts, nur dass er das Ergebnis eines One-Night-Stands war. Als Ben zufällig erfährt, dass sein Großvater kürzlich gestorben ist, ist die Verwunderung groß. Wieso wusste er nichts von ihm? Bislang war er immer davon ausgegangen, dass er schon seit vielen Jahren tot ist. Und das ist nicht das Einzige, was Sylvia ihm verschwiegen hat, wie der Teenager später mit Entsetzen feststellen muss …

Eine besondere Beziehung

Bei den meisten sind sie die Menschen, die den größten Einfluss darauf haben, wer man ist: die Eltern. Man muss nicht einmal ein besonders gutes Verhältnis zu ihnen haben, um maßgeblich von ihnen geprägt zu sein – im Guten wie im Schlechten. Doch wie ist das, wenn man ohne sie aufwachsen muss oder nur ein Elternteil vorliegt? Am Ende des Sommers erzählt von so einem Fall, wenn der Protagonist nur eine Mutter hatte. Sein Vater war nie mehr als eine Erzählung, eine schöne Geschichte, die man mit ihm teilte. Diese Leerstelle macht sich durch ein sehr enges Verhältnis zur Mutter bemerkbar. Wobei sicher auch der vergleichsweise geringe Altersunterschied dazu beigetragen hat, dass dies zunächst mehr wie eine Freundschaft wirkt, weniger eine Eltern-Kind-Beziehung.

Das allein wäre schon ein interessantes Thema gewesen. Bulldog erzählte vor einiger Zeit von einer solchen Konstellation. Dort wurde die Zweisamkeit durch eine weitere Frau, mit der die Mutter anbändelt, auf die Probe gestellt. Bei Am Ende des Sommers gibt es sogar zwei Love Interests, die potenziell Veränderungen mit sich bringen: Während Sylvia mit Wolfgang (Johannes Zeiler) zusammenkommt, lernt Ben Hanna (Alina Fritsch) kennen. Beide Begegnungen spielen aber nur eine untergeordnete Roll, die ARD-Produktion ist kein Drama über eine allmähliche Abnabelung. Tatsächlich hätte man die zwei Figuren sogar komplett weglassen können, ohne dass dies einen nennenswerten Unterschied gemacht hätte. Ein bisschen verschwendet sind die Charaktere da schon. Vor allem bei Wolfgang wartet man die ganze Zeit darauf, dass er wirklich so relevant ist, wie er zunächst erscheint.

Eine Enthüllung mit Schrecken

Stattdessen verschiebt Regisseur und Co-Autor Nikolaus Leytner (Die Stille danach, Der Trafikant) den Fokus. Eine frühe Szene deutet schon an, in welche Richtung sich das bewegt. Später wird der Verdacht bestätigt, Ben ist – Vorsicht Spoiler – das Ergebnis einer Vergewaltigung. Für ihn bricht verständlicherweise eine Welt zusammen. Schlimm genug, dass man ein ungewolltes Kind ist, die Folge von brutaler Gewalt. Ben muss zudem erkennen, dass seine Mutter ihn sein Leben lang belogen hat. Wobei Am Ende des Sommers sie dafür nicht verurteilt, man kann sie durchaus verstehen. Diese Situation ist unmenschlich, erlaubt keine guten Antworten. Wie will man dem eigenen Sohn eine derart grausame Wahrheit mitgeben? Zumindest in jungen Jahren ist das kaum möglich. Warten macht es aber nicht besser. Den richtigen Zeitpunkt für eine solche lebensverändernde Enthüllung gibt es eher nicht.

An Themen mangelt es in dem Film daher nicht. Und doch holt er nicht wirklich viel aus allem heraus. Das liegt auch an der nicht ausreichenden Laufzeit, die bei Fernsehfilmen nie länger als anderthalb Stunden sein darf. Ben erfährt so spät von seiner Herkunft, dass gar nicht mehr der Raum da ist, um das wirklich zu verarbeiten. Das sich verändernde Verhältnis zur Mutter, die Begegnung mit dem Vater, die Identitätskrise – dafür bleiben dann nur noch wenige Minuten, was natürlich hinten und vorne nicht ausreicht. Das ist schade, weil Am Ende des Sommers gut besetzt ist und vielversprechende Ansätze hat, letzten Endes aber am Format und der mangelnden Konsequenz scheitert. Das reicht dann noch für gehobenen Durchschnitt. Aber es wäre noch mehr drin gewesen.

Credits

OT: „Am Ende des Sommers“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2015
Regie: Nikolaus Leytner
Drehbuch: Nikolaus Leytner, Agnes Pluch
Musik: Matthias Weber
Kamera: Hermann Dunzendorfer
Besetzung: Thomas Schubert, Julia Koschitz, Johannes Zeiler, Alina Fritsch, Kitty Speiser, Konstanze Dutzi

Bilder

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Am Ende des Sommers
fazit
„Am Ende des Sommers“ erzählt von einem Jugendlichen, der ein sehr enges Verhältnis zur Mutter hat, bis er die Wahrheit erkennen muss. Das Drama ist gut besetzt und hat mehrere spannende Themen. Die Zeit reicht aber nicht, um das alles zu vertiefen. Da hätte man lieber die ohnehin irrelevanten Nebenfiguren gestrichen und anderes dafür vertieft.
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