Zweigstelle
© WennDann Film GmbH, Fotograf: Luis Zeno Kuhn

Zweigstelle

Zweigstelle
„Zweigstelle“ // Deutschland-Start: 16. Oktober 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Irgendwie hatte sich Resi (Sarah Mahita) das alles anders vorgestellt. Eigentlich hatte sie sich von ihrem Freund Michi (Julian Gutmann) trennen wollen, weil sie mit der Partnerschaft nicht ganz glücklich war. Doch als der eine Krebsdiagnose erhält, bringt sie es nicht übers Herz. Nach dessen Tod beschließen sie und ihre aus Sophie (Hong Nhung), Phillip (David Ali Rashed) und Mel (Beritan Balci) bestehende Clique, die Asche des Verstorbenen zu zerstreuen, wie dieser es sich gewünscht hatte. Dummerweise kommt es dabei aber zu einem Autounfall, alle vier sterben dabei. Als sie wieder zu sich kommen, befinden sie sich in einer Behörde, welche den weiteren Fortgang der Toten bestimmt, entsprechend dem jeweiligen Glauben. Das Problem ist jedoch, dass Resi und die anderen nie an etwas geglaubt haben, weshalb es im Jenseits keinen Platz für sie gibt …

Das Jenseits als große Behörde

In Deutschland wie in vielen anderen Ländern dieser Erde sind Religionen seit einiger Zeit auf dem Rückzug, die Menschen verspüren immer weniger die Notwendigkeit, an etwas Übergeordnetes zu glauben. Das bedeutet aber nicht, dass der Glaube an sich nutzlos geworden ist. Den einen gibt er Halt im Leben, gerade in schwierigen Zeiten. Andere finden hingegen Trost, indem sie – entsprechend dem jeweiligen Glauben – die Perspektive auf ein Leben nach dem Tod erhalten. Letzteres ist für Filme und Serien ein durchaus dankbares Thema, gerade auch, weil der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind. Die Anthologie Pandemonium – Die Hölle kennt keine Vergebung etwa zeigte mehrere Menschen, die alle auf ihre Weise die Hölle durchmachen. Deutlich freundlicher ist da schon der deutsche Beitrag Zweigstelle, der die Frage stellt: Was, wenn sich eine Behörde um das Leben danach kümmert?

Für manche dürfte schon diese Vorstellung eine Form der Hölle sein, gerade auch in Deutschland, das bekanntlich als Behördenland verschrien ist und wo selbst kleinste Bagatellen in großen Regelwerken festgehalten werden müssen. Regisseur und Drehbuchautor Julius Grimm, der hiermit sein Spielfilmdebüt vorlegt, macht sich sicher auch darüber lustig, wenn Verantwortungen abgewälzt werden und man bei vielen Angestellten das Gefühl hat, dass sie gar nicht so genau wissen, was sie da eigentlich tun. Und doch ist Zweigstelle vielschichtiger, hat mehr zu bieten als reines Behördenbashing. Zum einen sind die Leute dort mitfühlender und menschlicher, als man es meinen könnte. Zum anderen besteht der Film ohnehin aus einer ganzen Reihe von Themen, die über das anfängliche Szenario hinausgehen.

Sympathisch und amüsant

Natürlich geht es auch um den Glauben und die Frage, warum wir diesen haben – oder eben nicht haben. Davon ausgehend ist der Film aber zusätzlich das Porträt der besagten Freundesclique sowie der Beziehung zwischen Resi und Michi. An diesen Stellen finden sich immer wieder ernste Töne in Zweigstelle, man merkt Grimm an, dass er mit seinem Film mehr wollte als reine Unterhaltung. Vielleicht auch etwas zu viel, da die Geschichte um die vier, die ihren Weg ins Jenseits suchen, ein wenig zerfranst und man dann gar nicht mehr genau sagen kann, worum es eigentlich gehen soll. Schade ist zudem, dass man über viele Figuren gar nicht so viel erfährt, sie dann doch eher ein Mittel zum Zweck sind.

Dennoch: Die Komödie, die auf dem Filmfest München 2025 Premiere hatte, ist sympathisch und ein vielversprechender Einstand des Nachwuchsregisseurs. Da sind immer wieder amüsante Momente, irgendwo zwischen Alltag und Absurdität. Das Herz wird bedient, wenn es zur überfälligen Aussprache eines Paares kommt, das längst keins mehr war. Und natürlich regt Zweigstelle auch zum Nachdenken an, nicht nur im Hinblick auf einen konkreten Glauben, sondern die Frage, wie wir denn die Welt der Lebenden sehen. Was ist uns wichtig? Wer wollen wir sein, können wir sein? Selbst wenn man im Anschluss an diese anderthalb Stunden nicht sehr viel schlauer geworden ist, den einen oder anderen Impuls nimmt man dann doch mit – was bei einem Behördenbesuch eher selten der Fall sein dürfte.



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Zweigstelle
fazit
„Zweigstelle“ nimmt uns mit zu einer Behörde, die nach dem Tod festlegt, in welches Jenseits man kommt. Der Film macht sich darüber lustig, verbindet das aber mit einer ganzen Reihe weitergehender Themen. Das ist zwar vielleicht etwas ziellos, aber durchaus amüsant und sympathisch, gibt zudem den einen oder anderen Denkanstoß.
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