
Eigentlich wollen Victor (Eric Judor) und Jeanne (Célia Rosich) nur kurz Halt machen, als sie Jeannes ehemaligen Yoga-Lehrer Jean-Paul (Michel Nabokov) in Südfrankreich besuchen. Der ist mittlerweile Teil eines antikapitalistischen Protestcamps, das einem geplanten Wasserpark den Kampf angesagt hat. Macho Victor kann mit den Leuten wenig anfangen, die sämtliche Handys einsammeln, vegan kochen und sich auch sonst der Welt verweigern, wie er sie kennt. Dummerweise wird diese Welt bald die einzige sein, die noch da ist, als eine Pandemie in kurzer Zeit einen Großteil der Menschheit auslöscht. Nun muss die Kommune einen Weg finden, allein durchzukommen und für das Leben ihrer gesamten Spezies zu sorgen …
Versteckte Gesellschaftskomödie
Bekannt ist Eric Judor eigentlich als Comedian und Schauspieler, unter anderem war der Franzose in Wrong (2012) und Vertauschte Weihnacht (2023) zu sehen. Gelegentlich wechselt er aber auch hinter die Kamera und versucht sich daran, als Regisseur seinen Beitrag zu leisten. Einer davon ist die Komödie Problemos – Alle tot. Wir nicht. aus dem Jahr 2017, die es seinerzeit sogar offiziell in die deutschen Kinos geschafft hatte, dabei aber vom eigenen Verleih so sehr ignoriert wurde, dass kaum jemand davon Notiz genommen haben dürfte. Bis heute gibt es keine deutschen Artworks oder Trailer, ebenso wenig deutsche Kritiken oder auch einen DVD-Release. Das klingt erst einmal nicht sehr vielversprechend. Wenn schon die Leute, die damit Geld verdienen wollen, kein Vertrauen haben, wie soll es dann das Publikum haben?
Ganz so schlimm kommt es dann aber doch nicht. Tatsächlich hat der Film einige nette Einfälle, die einen Blick rechtfertigen. Das Pandemie-Thema könnte manchen Zuschauern und Zuschauerinnen zwar sauer aufstoßen, hat aber tatsächlich nichts mit Corona zu tun. Im Grunde ist die Krankheit auch völlig egal, Problemos – Alle tot. Wir nicht. ist anderweitig interessiert. Genauer versucht sich das Drehbuchduo Noé Debré und Blanche Gardin an einer Gesellschaftskomödie, die zuweilen ins Satirische geht. Besonders aktivistische Weltverbesserer werden von den beiden aufs Korn genommen. Mal geht es um den Hang zu Verschwörungstheorien wie etwa die Strahlungen von Handys. Mal werden Ansichten als bigott oder weltfremd entlarvt, wenn sie nicht mehr als Schlagwörter sind, die ohne nachzudenken wiederholt werden. Ein reines Linkenbashing ist der Film aber auch nicht, dafür sorgt schon Victor, der irgendwann schamlos versucht, die Tochter des Freundes zu verführen – trotz seiner Ehe, trotz ihres jungen Alters.
Amüsant, aber oberflächlich
Tatsächlich gibt es in dem gesamten Film niemanden, der einem sympathisch sein müsste. Da sind schon einige dabei, die so unerträglich sind, dass man an dem Sinn und Zweck zweifeln darf, warum die Menschheit unbedingt gerettet werden muss. Identifikationsfiguren sind da eher nicht dabei. Wobei Problemos – Alle tot. Wir nicht. natürlich in erster Linie Spaß machen will, wenn sich die Figuren gegenseitig bekämpfen, von einem Chaos ins nächste stolpern und eigentlich mit jeder Situation überfordert sind, in die sie geraten. Das erinnert ein wenig an diese Reality-TV-Shows, bei denen sich jemand an Survivalaufgaben versucht und auf groteske Weise scheitert. Zumindest an manchen Stellen macht sich der Film auch über Leute lustig, die auf diese Weise Ruhm suchen.
Einen Mangel an Themen kann man hier also nicht zum Vorwurf machen. Tiefgang sollte man jedoch dabei nicht erwarten: Problemos – Alle tot. Wir nicht. bleibt an der Oberfläche, mag es lieber albern und plump. Das muss einen nicht stören, das hier funktioniert durchaus auch als Komödie, bei der man über die verschiedensten Menschen einmal lachen kann. Dennoch ist es etwas schade, dass aus dem Stoff nicht mehr herausgeholt wurde. Da wäre noch deutlich mehr Biss drin gewesen, eine wirkliche Auseinandersetzung mit den angesprochenen Themen. So bleibt aber nach wie vor ein netter Film mit schöner Kulisse und einem Ensemble, das keine Angst davor hat, sich lächerlich zu machen.
(Anzeige)