
Irgendwie ist die Luft raus. Zu oft ist Travestiekünstler Tick alias Mitzi (Hugo Weaving) bereits in Sydney aufgetreten, da ist für ihn nichts mehr zu holen. Als ein Engagement im fernen Alice Springs winkt, könnte das die Chance sein, endlich wieder etwas Aufregung und Spaß in den Alltag zu bringen. Und so macht er sich gemeinsam mit Adam alias Felicia (Guy Pearce) sowie der transgeschlechtlichen Bernadette (Terence Stamp) auf den langen Weg durch die australische Wüste. Dabei haben sie nicht nur mit dem klapprigen Bus zu kämpfen, dem sie den Namen Priscilla gegeben haben. Unterwegs lernen die drei Paradiesvögel die unterschiedlichsten Leute kennen und sorgen bei der provinziellen Bevölkerung für jede Menge Chaos …
Auf der Suche nach Toleranz
In der Filmgeschichte kam es immer mal wieder vor, dass zwei sehr ähnliche Filme in kurzen Abständen herauskamen. Deep Impact und Armageddon – Das jüngste Gericht erzählten beispielsweise jeweils 1998 davon, wie die Welt durch einen Asteroiden bedroht wird. Freunde mit gewissen Vorzügen und Freundschaft Plus wiederum handelten jeweils 2011 von zwei Menschen, die nur zwangslosen Sex wollen und sich dann doch verlieben. Der vielleicht kurioseste Fall einer solchen Dopplung fand jedoch Mitte der 1990er statt, als Priscilla – Königin der Wüste und To Wong Foo, thanks for Everything, Julie Newmar auf den Markt kamen. Wie groß ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Filme parallel entwickelt werden, in denen drei Dragqueens sich auf einen Trip begeben? Dass beim ersten Film eine der drei Hauptfiguren genau genommen eine Transfrau ist, ging da auf den ersten Blick unter.
Dabei ist die Geschichte um Bernadette durchaus wichtig. Wenn sie darum kämpft, auch tatsächlich als Frau wahrgenommen zu werden, anstatt einfach nur so zu tun, ist es dabei unmöglich, keine Parallelen zu heute zu ziehen. Priscilla – Königin der Wüste wirbt auch um Toleranz, nicht nur für sie, sondern auch für die anderen. Es handelt sich jedoch nicht um einen dieser moralinsauren Filme, bei denen der Kampf um Akzeptanz im Vordergrund steht. Tatsächlich ist es auch nicht so, als gäbe es auf Schritt und Tritt Beispiele von Intoleranz. Dann und wann begegnet das Trio natürlich schon bigotten Menschen, die es sich nicht nehmen lassen, die Fremden zu terrorisieren. Aber die drei finden auch Leute, die ihnen gegenüber wohlgesonnen oder zumindest gleichgültig sind. Das hier ist kein Film, der die ländliche Bevölkerung einseitig verteufelt.
Spaß und Herz
Überhaupt steht bei Regisseur und Drehbuchautor Stephan Elliott (Swinging Summer – Willkommen in den 70ern) der Spaß im Vordergrund, weniger der gesellschaftliche Aspekt. Zum Teil besteht der natürlich in dem großen Kontrast, wenn die drei Hauptfiguren in einer Welt auftauchen, die nichts Vergleichbares kennt. Der gute alte Culture-Clash-Humor also. Priscilla – Königin der Wüste verlässt sich aber nicht allein darauf. Viele Szenen leben tatsächlich primär von der Dynamik innerhalb dieser Truppe, von den ständigen Reibereien dieser Transvestiten und der Transfrau. Das kann manchmal etwas anstrengend sein. Und natürlich darf man kein Problem damit haben, wenn sich Männer in exorbitante Fummel werfen, sich mit Make-up zukleistern und Playback zu Disco-Musik machen. Denn davon gibt es reichlich.
Doch hinter dieser schillernden Fassade sind eben immer auch die Menschen zu entdecken, werden Geschichten erzählt, die tatsächlich Herz haben und nicht nur Gefühle aus der Maschine liefern. Das funktioniert selbst drei Jahrzehnte später noch ziemlich gut, zumal Priscilla – Königin der Wüste mit einem erstklassigen Ensemble arbeitet. Die schauspielerische Leistung ist zusammen mit den überwältigenden Landschaftsaufnahmen der australischen Einöde mehr als Grund genug, sich noch einmal in den altersschwachen Bus zu zwängen und eine gute Zeit zu haben.
OT: „The Adventures of Priscilla, Queen of the Desert“
Land: Australien
Jahr: 1994
Regie: Stephan Elliott
Drehbuch: Stephan Elliott
Musik: Guy Gross
Kamera: Brian J. Breheny
Besetzung: Terence Stamp, Hugo Weaving, Guy Pearce, Bill Hunter, June Marie Bennett
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