My Uncle Jens
© Intramovies / Jørgen Klüver

My Uncle Jens

My Uncle Jens
„My Uncle Jens“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Akam (Peiman Azizpour) lebt ein gemütliches Leben als Literaturlehrer in Oslo. Doch als eines Tages völlig überraschend sein aus dem iranischen Teil von Kurdistan stammender Onkel Khdr (Hamza Agoshi) bei ihm klingelt, ist es mit der Gemütlichkeit erst einmal vorbei. Ein paar Tage müsse er bei ihm unterkommen, kündigt Khdr Akam gegenüber an. Dessen Mitbewohner sind nicht begeistert, tolerieren den Gast allerdings, der sich ihnen als „Jens“ vorstellt – weil das für sie leichter auszusprechen ist. Er richtet sich in der WG ein und macht entgegen seiner Ankündigung keinerlei Anstalten, bald wieder abreisen zu wollen. Seine Anwesenheit führt natürlich zu allerlei Konflikten mit Akam und dessen Mitbewohnern, nicht zuletzt aufgrund der kulturellen Unterschiede. Akam fühlt sich hin- und hergerissen zwischen seinen familiären Pflichten und den immer stärker werdenden Spannungen in der Wohnung. Er fürchtet, dass sein Onkel ihm nicht die ganze Wahrheit gesagt hat und nicht nur einfach für einen Familienbesuch nach Norwegen gekommen ist. Hat er überhaupt vor, wieder abzureisen?

Culture Clash mit autobiografischem Hintergrund

Culture-Clash-Komödien bieten automatisch jede Menge Stoff für Konflikte und Komik. So auch My Uncle Jens, wo sich ein Großteil der Auseinandersetzungen aus den unterschiedlichen Lebensweisen und -einstellungen von Akam und seinen Mitbewohnern auf der einen Seite und Khdr auf der anderen Seite ergibt. Ganz egal ob es ums Rauchen in der Wohnung, verschiedene Gewohnheiten bei der Körperhygiene oder einfach nur um die den einzelnen WG-Mitgliedern zugeordneten Fächer im Kühlschrank geht – Akams Onkel macht anfangs nicht den Eindruck, sich an irgendwelche kulturellen oder WG-internen Regeln halten zu wollen. Akam selbst steht dabei zwischen den Stühlen. Zwischen seinem Onkel und seinen Mitbewohnern, aber auch zwischen der norwegischen und der kurdischen Kultur. Eigentlich mehr Norweger als Kurde, wird er durch Khdrs Ankunft wieder mehr mit seinen kurdischen Wurzeln konfrontiert.

Regisseur und Drehbuchautor Brwa Vahabpour zufolge basiert die Geschichte auf „vielen wahren Begebenheiten“. Für sein Langfilmdebüt zog er beim Schreiben des Films viel Inspiration aus seinem eigenen Leben und seinen eigenen Erfahrungen sowohl als Kurde als auch als Norweger. Viel Wert wurde bei den Dreharbeiten etwa darauf gelegt, Akams anfangs nicht besonders gute kurdische Sprachkenntnisse darzustellen, die sich erst im Verlauf des Films wieder bessern.

Ernstes Thema komisch verpackt

Vor allem ist My Uncle Jens aber eine Geschichte über (illegale) Einwanderung und Flucht. Denn Khdr hat in Norwegen keine Aufenthaltserlaubnis. Nachdem klar wird, dass er nicht nur auf einen Kurzbesuch da ist, hält Akam ihn bei sich versteckt und hilft ihm dabei, nicht aufzufliegen. Dem durch viel zwischenmenschliche Komik aufgelockerten Film liegt also eine ernste Geschichte zugrunde. Der Tonalitätswechsel gelingt dabei immer wieder mühelos, dank des guten Drehbuchs, der unterstützenden Filmmusik und nicht zuletzt der sichtlich mit Spaß agierenden Schauspieler und Schauspielerinnen.

Die Geschichte hält genügend Wendungen bereit, um durchgehend spannend zu bleiben. Der Film lebt jedoch weniger von seinen mehr oder weniger großen Überraschungen, sondern vielmehr von den liebenswerten Figuren und allen voran der Beziehung zwischen Akam und Khdr. Letztendlich müssen beide von ihren jeweiligen Standpunkten abrücken und sich aufeinander zubewegen. Dabei lernt Khdr, sich den norwegischen Gepflogenheiten ein Stück weit anzupassen, während Akam sich wieder auf seine Wurzeln zurückbesinnt und einen Teil seiner fast schon vergessenen, kurdischen Identität zurückgewinnt.



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My Uncle Jens
fazit
Vor ernstem Hintergrund erzählt „My Uncle Jens“ eine unterhaltsame Culture-Clash-Komödie mit viel Humor und liebenswerten, teils skurrilen Figuren.
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