
Als der junge Brite Christian (Ewan McGregor) 1899 nach Paris kommt, träumt er von einer Karriere als Schriftsteller – aber auch von der großen Liebe. Letztere hat er schnell gefunden, als er das Moulin Rouge betritt, ein berühmt-berüchtigtes Cabaret. Denn dort tritt die schöne Satine (Nicole Kidman) auf, in die er sich schnell verliebt. Aber auch die Tänzerin und Sängerin findet Gefallen an dem Fremden. Die Sache hat nur einen Haken: Sie hat ihn mit dem vermögenden Duke of Worcester (Richard Roxburgh) verwechselt. Dessen Geld soll nicht nur ihr zu einem angenehmeren Leben verhelfen, sondern auch Harold Zidler (Jim Broadbent), dem Besitzer des Cabarets, der große Pläne mit dem Moulin Rouge hat. Als Satine ihren Irrtum bemerkt, ist es jedoch bereits zu spät, sie hat selbst Gefühle entwickelt – von denen der Duke aber nichts erfahren darf …
Anachronistische Zeitreise
An Wahrzeichen mangelt es in Paris sicher nicht: Ob nun der Eiffelturm, die Kathedrale Notre-Dame oder der Louvre, die französische Hauptstadt ist nicht ohne Grund eine der großen Tourismusdestinationen. Aber auch das Moulin Rouge darf man dazu zählen. 1889 gegründet, verbindet man das Cabaret oft mit dem Cancan-Tanz, mit rauschenden Festen und Musik. Immer wieder wurde der Institution in der Kunst gehuldigt, schon 1928 gab es einen Film, der das Etablissement mit der charakteristischen roten Mühle im Titel trug. Die wohl berühmteste filmische Referenz dürfte aber der gleichnamige Film aus dem Jahr 2001 sein, mit dem der australische Regisseur Baz Luhrmann seine sogenannte Red Curtain Trilogy abschloss, zu der auch Strictly Ballroom (1992) und Romeo + Julia (1996) zählen.
Wer die anderen Werke kannte, ahnte bereits, dass der Filmemacher einen ganz eigenen Zugang zu dem Wahrzeichen finden würde. Das fängt schon mit der Musik an. Dass in dem Cabaret viel gesungen wird, das ist zwar weniger überraschend. Die konkrete Wahl der Lieder jedoch ist schon gewöhnungsbedürftig. Anstatt etwa Musik vom späten 19. Jahrhundert zu nehmen, also der Zeit, in der die Geschichte spielt, griff Luhrmann auf deutlich spätere Rock- und Poplieder zurück. Dabei scheint die Auswahl völlig willkürlich: Ob Elton John oder Madonna, Nirvana oder Queen – in Moulin Rouge ist eigentlich alles erlaubt. Mitunter werden die Lieder auch noch miteinander gemischt, wenn innerhalb eines Medleys unter anderem All You Need is Love von den Beatles und I Will Always Love You von Dolly Parton bzw. Whitney Houston zum Besten gegeben werden, teils nur wenige Sekunden lang.
Frontalangriff auf die Sinne
Das klingt beliebig und ist doch irgendwie stimmig, wenn uns Luhrmann durch einen wilden Ritt durch die Zeit nimmt. Denn auch der Film selbst hält sich nicht an die Erwartungen, die man an ein solches Historiendrama haben könnte. Mit schnellen Schnitten, überbordendem Dekor und knallbunten Farben, die einen an Bollywood-Streifen erinnern, wird Moulin Rouge zu einem Frontalangriff auf die Sinne. Das kann manche überfordern, das Musical wird zu einer rauschartigen Erfahrung, der man sich schon hingeben muss, um etwas aus dieser für sich mitzunehmen. Wer das tut, findet hier ein Werk, das auch ein knappes Vierteljahrhundert später noch fasziniert, weil sich wirklich niemand zurücknahm, inklusive des Ensembles.
Inhaltlich darf man hingegen nichts erwarten. Natürlich ist die Geschichte schon tragisch, wenn es um eine unmögliche Liebe geht. Hinzu kommt, dass wir schon mit dem Einstieg erfahren, dass diese tödlich endet. Doch Moulin Rouge ist zu exzentrisch, zu übertrieben und aufbrausend, als dass dieser emotionale Teil eine tiefere Wirkung zeigen würde. Das ist einfach alles so überzeichnet, dass keine der Figuren real erscheint. Wer ein tatsächlich bewegendes Liebesdrama sehen möchte, ist hier deshalb eher an einer falschen Adresse. Die Musical-Romanze schaut man sich wegen der audiovisuellen Qualitäten an, wenn hier in minutiöser Kleinstarbeit ein Feuerwerk nach dem anderen abgeschossen wird.
OT: „Moulin Rouge!“
Land: Australien, USA
Jahr: 2001
Regie: Baz Luhrmann
Drehbuch: Baz Luhrmann, Craig Pearce
Musik: Craig Armstrong
Kamera: Donald M. McAlpine
Besetzung: Nicole Kidman, Ewan McGregor, John Leguizamo, Jim Broadbent, Richard Roxburgh
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