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Florence Hunt / Rory Walton-Smith [Interview]

Florence Hunt and Rory Walton-Smiths attend the Italian Global Series Festival 2025 photocall on June 25, 2025 in Riccione, Italy. (Photo by Daniele Venturelli/Getty Images for ITALIAN GLOBAL SERIES FESTIVAL)

Deutsche Version

Im Rahmen des Italian Global Series Festivals wurde in der Kategorie “Beste Dramaserie” das britische romantische Drama Mixtape vorgestellt. Nach der Weltpremiere der ersten beiden Folgen sprechen wir mit Florence Hunt, bekannt aus Bridgerton, und ihrem On-Screen-Partner Rory Walton-Smith. Die beiden verkörpern die jüngeren Versionen der Protagonisten, die in der Serie von Teresa Palmer und Jim Sturgess gespielt werden.

In eurer neuen Serie Mixtape spielt ihr beide die jüngeren Versionen der Hauptfiguren. Könnt ihr mir erzählen, wie ihr euch diesen Rollen genähert habt? Wurdet ihr von Gesprächen mit Teresa Palmer und Jim Sturgess beeinflusst? Oder hattet ihr eher das Gefühl, dass ihr die Figuren selbst definieren konntet, immerhin spielt ihr ihre „Ursprungsgeschichten“? In gewisser Weise seid ihr also die Originale.

Florence: Ich spreche jetzt einfach mal für uns beide: Wir wurden erst gecastet, nachdem der Hauptteil schon abgedreht war. Deshalb hatten wir gar keine Gelegenheit, uns mit Teresa oder Jim dazu auszutauschen. Aber ich glaube, gerade bei meiner Figur ist das auch gar nicht so wichtig – sie verändert sich so stark. Ihr passiert so viel… was du wahrscheinlich noch nicht gesehen hast.

Leider konnte ich bisher nur die ersten beiden Folgen sichten.

Florence: Dann spoilere ich nichts. Aber wirklich, es passiert so viel, dass sie fast zu einer ganz anderen Person wird, sogar was ihr Äußeres betrifft. Ihre Haare sehen anders aus, sie spricht anders. Und das zeigt, wie sehr sie sich innerlich verändert hat. Es war also gar nicht notwendig, sie eins zu eins gleich darzustellen. Wir haben beide natürlich das Buch gelesen, und Lucy Gaffney, die Regisseurin, hat uns sehr eng durch den Prozess begleitet. Ich habe diese Unschuld in Alison gefunden, so wie Teresa auch, finde ich. Das war ganz wichtig zu spielen, denn die Tragik ihrer Figur liegt ja darin, dass sie so viel durchmachen muss. Sie gerät in eine sehr schwierige Familiensituation, bleibt aber trotzdem ein liebenswerter, warmherziger Mensch. Sie wird einfach vom Leben in die falsche Richtung gedrängt, obwohl sie zu so viel mehr bestimmt ist. Diese Unschuld, die haben wir beide gefunden. Und es hat funktioniert, was sicher auch an Lucys Regie lag.

Rory: Ja, bei mir war’s am Anfang natürlich stressig. Ich wollte den Akzent richtig hinbekommen, seine Körperhaltung, seine Art zu sprechen… Dann habe ich erfahren, dass er – also Jim – sich tatsächlich die Casting-Tapes angeschaut hat und auch mitentschieden hat. Als ich dann die Rolle bekam, war das wie eine Bestätigung: „Okay, der Typ, den ich darstellen soll, glaubt an mich.“ Ich hab dann einen Tag lang am Set zugesehen, wie er arbeitet, und dachte: „Okay, ich bin gar nicht so weit weg davon.“ Und dann hab ich einfach gehofft, dass es klappt. Ich hatte das Gefühl, ich musste gar nicht so viel „spielen“. Lucy hat sehr klar gemacht, wohin die Figur gehen soll. Alisons Figur ist komplexer, weil sie sich so sehr verändert. Aber bei mir und Jim ging es eher darum, das Musikalische in der Figur zu bewahren und das Ganze natürlich wirken zu lassen. Ich glaube, diese Essenz haben wir beide eingefangen.

Florence: Also, haben wir die Figuren zu unseren eigenen gemacht?

Rory: Oh mein Gott, ja. Jim hat mir sogar eine Karte geschrieben – eine Woche nachdem er mit dem Dreh fertig war. Da stand drauf: „Viel Glück, Rory. Dan gehört jetzt dir.“ Und ich dachte nur: „Okay, perfekt.“ Ich hab den Druck losgelassen und mein eigenes Ding draus gemacht. Und ab da hatte ich das Gefühl: Jetzt habe ich meine Version dieser Figur gefunden.

Apropos Erfahrung: Florence, du hast mit deinen 18 Jahren ja schon einiges an Schauspielerfahrung. Rory, für dich ist das dein erster größerer Auftritt nach zwei Kurzfilmen, oder? Wie war eure Dynamik am Set – Florence mit mehr Schauspielerfahrung, Rory mit mehr Lebenserfahrung?

Rory: Wir haben uns echt gut verstanden. Schon beim Casting hatten wir eine gute Chemie miteinander.

Florence: Ja, ich hatte mit vielen Jungs gelesen, und wir waren das letzte Duo. Und sofort dachten wir beide: Das fühlt sich richtig an.

Rory: Als wir dann in Dublin ankamen, war diese Freundschaft schon da. Das hat mir sehr viel Druck genommen. Klar, es war anfangs überwältigend, schließlich war alles neu. Unsere erste Szene war direkt in einem Underground-Musikclub – mit Tanzen. Und ich war mega nervös. Ich wusste nicht mal, wo ich hinschauen sollte.

Florence: Das war sein erstes Mal tanzen ohne Musik! Also wurde er wirklich ins kalte Wasser geworfen. Und selbst für mich war das nicht so einfach…

Rory: Überall Rauch, Licht, keine Musik, nur jemand auf der Bühne, der Tanzschritte vormacht. Ich hab mich einfach an Flo orientiert.

Florence: Ich hatte zwar mehr Set-Erfahrung, aber was Figurenarbeit angeht, war auch für mich vieles neu. Und weil wir uns gut verstanden, konnten wir uns gegenseitig durch diese Erfahrung tragen. Ich hab auch viel von Rory gelernt, es war wirklich bereichernd.

Rory: Ja, definitiv. Wir haben beide viel voneinander gelernt. Sie hat mir total geholfen.

Habt ihr Beispiele? Was genau habt ihr voneinander gelernt?

Florence: Ich fand Rorys Darstellung von Dan einfach unglaublich natürlich. Und das hat mir beim Spielen von Alison geholfen, diese Chemie ist so wichtig. Er war so echt, dass es sich für mich auch natürlich angefühlt hat. Wenn Lucy „Action“ sagte, fühlte es sich nicht nach Schauspiel an.

Rory: Es war eher, als hätten wir „den Vibe“ gefunden. Man wusste einfach, wohin es geht.

Florence: Diese Freundschaft, die wir aufgebaut haben, hat sich ausgezahlt. Es war einfach einfach, das ist mein Punkt.

Rory: Und ich war einfach beeindruckt, wie professionell Flo war, von Anfang an. Im Hotel haben wir rumgealbert, und dann, zack, am Set war sie voll da. Ich war echt beeindruckt. Wir haben eine tolle Verbindung gefunden. Ich hab viel von ihr gelernt.

Und diese Chemie sieht man sofort auf der Leinwand, wenn ich das sagen darf. Florence, Mixtapes waren in deiner Generation nicht mehr so angesagt, aber die Serie zeigt, wie wichtig Musik für unsere Selbstwahrnehmung ist. Hattest du eine eigene Playlist oder einen Künstler, der dir beim Dreh geholfen hat?

Florence: Ja, wir haben tatsächlich eine 80er-Mixtape-Playlist bekommen. Je nach Szene hab ich dann bestimmte Songs gehört, um in Stimmung zu kommen, zum Beispiel Nick Drake, um ruhig zu werden. Oder „Damaged Goods“ auf voller Lautstärke, wenn ich Energie gebraucht habe. Das hat wirklich geholfen. Musik erzählt Geschichten, die man mit Worten oft nicht ausdrücken kann. Für mich ist Musik generell sehr wichtig, also war es toll, eine Figur zu spielen, der es genauso geht.

Rory, in den 90ern gab’s ja noch Mixtapes. Hast du diesbezüglich persönliche Erinnerungen, bevor die CDs kamen?

Rory: Absolut gar keine. Mein erstes Gerät war so ein kleiner iPod. Das zählt doch als relativ neu, oder?

Ich habe gestern beim Screening übergehört, wie du gesagt hast, du wärst völlig hilflos oder unbrauchbar mit Kassetten. Stimmt das?

Rory: Komplett. Dan in der Serie ist ja ein echter Mixtape-Profi – im Buch macht er sogar selbst Mixtapes und verkauft sie. Ich dachte: „Kann ja nicht so schwer sein.“ Aber unsere Produktionsdesignerin Loretta hat’s mir gezeigt – und ich war einfach schlecht. Sie saß da, Kamera lief, und sagte: Pause. Rückspulen. Pause und Play gleichzeitig. Und ich hab’s einfach nicht hinbekommen. Die schnelle Schnitte im Film haben mich echt gerettet. Zwei Tage später hatte Flo ihre Mixtape-Szene…

Florence: Ich war ungefähr zwei Stunden besser als Rory.

Rory: Alle so: „Wow, sie ist ein Naturtalent.“ Aber gut – ich glaube, ich hab’s trotzdem irgendwie geschafft.

Gab es die echten Mixtapes aus der Serie wirklich? Mochtet ihr die Musik eurer Figuren?

Rory: Ich hatte’s am Anfang schwer. Ich bin total mit Pop aufgewachsen. Beim Entwickeln der Figur musste ich mich richtig in die Musik reinhören. Inzwischen hab ich eine eigene Playlist, 90 Songs. Wenn ich in Stimmung bin, läuft die beim Kochen. Ein paar Songs sind echt hängen geblieben.

Florence: Ich war seltsamerweise schon vor dem Casting voll in den 80ern drin. Mein Vater ist riesiger Musikfan, wir haben viel The The gehört, also Musik aus der Ära. Als dann das Casting kam, war ich schon mittendrin. Auf dem Weg zum Vorsprechen haben wir im Auto 80er-Songs gehört. Es war, als hätte das Universum das geplant. Ich hatte quasi monatelang unbewusst geübt.

Gibt es eine physische Version der Mixtapes?

Florence: Von denen, die wir uns in der Serie geben? Ich habe keins, aber ich hätte total gern eins!

Rory: Wir könnten das echt machen. Wäre ein tolles Souvenir. Wir mussten die Titel ja sogar von Hand auf das Tape schreiben.

Noch eine letzte Frage: Wenn ihr zehn Stunden lang im Stau auf Promotour feststeckt – wer wäre der DJ, und warum?

Florence: Ich zwinge Rory einfach dazu, mich DJ sein zu lassen.

Rory: Ich glaube, da musst du nicht viel zwingen. Ich bin eher so: „Mach du einfach, ich hör alles.“ Aber zehn Stunden sind schon lang…

Florence: Ich hab viele Playlists, unterschätz mich nicht!

Du magst seinen Musikgeschmack also nicht?

Rory: Sie kennt ihn ja gar nicht! Es ist alles dabei.

Florence: Stimmt, wir haben noch nie Musik ausgetauscht.

Rory: Lag wohl daran, dass ich Spotify nutze und sie Apple Music.

Florence: Aber ich glaube, unser Musikgeschmack ist schon ähnlich.

Rory: Ja, du hast mich total auf Billie Eilish gebracht während des Drehs. Also zehn Stunden Billie, why not?

Florence: Wir machen einfach Billie auf Dauerschleife. Vielleicht ist das Staffel zwei: The Billie Eilish Spin-off.

Klingt großartig – vielen Dank euch beiden!

Zu den Personen
Florence Hunt wurde am 2. Februar 2007 in England geboren. Nach ihrer Schauspielausbildung im Rahmen des britischen Television Workshop gab sie 2020 ihr Debüt als jüngere Version von Katherine Langfords Figur „Nimue“ in der Netflix-Produktion Cursed. Im selben Jahr übernahm sie eine prominente Rolle als Hyacinth Bridgerton in der erfolgreichen Netflix-Serie Bridgerton. Mittlerweile baut sie ihr – für eine 18-Jährige bereits beachtliches – Schauspiel-Resümee kontinuierlich aus. Neben ihrer Rolle in Mixtape sind bereits weitere Projekte in Planung, darunter ihr Langfilmdebüt in Lance Hammers Queen at the Sea.

Mit 35 Jahren kam Rory Walton-Smith im Vergleich zu Florence Hunt relativ spät zur Schauspielerei. Vor seiner Rolle in Mixtape sammelte er erste Erfahrungen in den beiden Kurzfilmen It Feels Like This (2021) und Low Punches (2023). Seiner überzeugenden Performance in Mixtape tat dies jedoch keinen Abbruch.

 

 

 

German version:

 

 

 



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