
Sommer 1997: Der Jugendliche Noah (Mason Thames) möchte in die Fußstapfen seines unter tragischen Umständen gestorbenen Vaters treten und Journalist werden. Ständig ist es daher auf der Suche nach einer spannenden Story, wurde bislang aber immer von der Lokalzeitung abgewiesen. Als sein Freund Ben (Noah Cottrell) eines Tages im Meer von etwas angegriffen wird und seither nur noch seltsam abwesend vor sich hin vegetiert, fühlt sich Noah verpflichtet, gemeinsam mit Eugene (Julian Lerner) und Sammy (Abby James Witherspoon) die Wahrheit herauszufinden. Doch die Spurensuche gestaltet sich schwierig. Niemand will ihm glauben. Hilfe findet er ausgerechnet bei Gene (Mel Gibson), einem dubiosen Einsiedler, vor dem insgeheim alle Angst haben …
Reise in die Vergangenheit
Eine Zeit lang waren sie quasi überall: Filme und Serien, die in den 80ern oder 90en angesiedelt waren und in denen Jugendliche irgendwelchen düsteren Geschichten auf der Spur sind. Die bekanntesten Beispiele dürften da Stranger Things (2016) und Es (2017) sein. Eher Geheimtipps sind Boys in the Trees (2017) und Super Dark Times (2017), auch diese verbanden Coming of Age, Genreanleihen und Nostalgie. Mit Monster Summer findet jetzt ein weiterer Film den Weg in unsere Kinos, der auf diese Elemente setzt. Wie so oft stehen im Mittelpunkt Jugendliche in einer Kleinstadt, die auf dem Weg ins Erwachsenenalter in eine Sache hineingezogen werden, die eigentlich viel zu groß für sie ist und Abgründe hinter der heilen Fassade enthüllt.
Das zeitliche Setting der 1990er spielt dabei keine nennenswerte Rolle, bis auf ein paar vereinzelte Verweise ist da nicht viel zu finden. Es geht dann doch mehr um eine eher unbestimmte Atmosphäre der Vergangenheit. Dass hier vieles noch analog abläuft, die Jugendlichen ohne Handys unterwegs sind und keine sozialen Medien konsumieren, gehört zwar fest dazu. Die Geschichte selbst hätte aber genauso gut in den 1980ern oder 1950ern funktioniert, Monster Summer verzichtet auf eine klare Verortung. Das kann man als zeitlos ansehen – oder auch als etwas beliebig. Überhaupt hat der Film seine Schwierigkeiten, sich wirklich von anderen Beiträgen abzuheben und etwas Eigenes daraus zu machen. Weder beim Inhalt noch der Inszenierung sticht das Mysteryabenteuer hervor.
Toller Hauptdarsteller
Das größte Alleinstellungsmerkmal dürfte noch die Besetzung sein. Ob Mel Gibson heutzutage wirklich noch als Marketinginstrument funktioniert, darüber lässt sich zwar streiten – zumal der frühere Hollywoodstar überwiegend in kleineren Produktionen zu sehen ist. Deutlich spannender ist, dass Mason Thames die Hauptrolle spielt. Dieser schaffte mit dem Horrorthriller The Black Phone – Sprich nie mit Fremden seinen Durchbruch und ist aktuell einer der Hauptgründe, warum das Live-Action-Remake Drachenzähmen leicht gemacht tatsächlich so gut funktioniert. Bei dem zuvor gedrehten Monster Summer überzeugt er mit einer ähnlichen Mischung aus Quirligkeit und Eigensinn, spielt ebenfalls einen Nerd, der auf der Suche ist nach einem Platz für sich in dieser Welt.
Während es auf diese Weise immer wieder schöne Momente im zwischenmenschlichen Bereich gibt, ist der Film als tatsächlicher Genrebeitrag eher weniger interessant. Nicht nur, dass die Geschichte, bei der es irgendwann um Hexen geht, wenig einfallsreich ist. Man gab sich auch bei der Ermittlung nicht wirklich viel Mühe und verließ sich wohl darauf, dass das Publikum keine höheren Ansprüche hat. Dieses ist hier tendenziell auch etwas jünger angelegt, was dann wohl auch das bescheidene Zeitkolorit erklärt. Die Zuschauer und Zuschauerinnen von Monster Summer sollen sich in dem Protagonisten wiederfinden, mit ihm auf ein Abenteuer gehen, das sowohl der Suche nach der Wahrheit wie auch nach sich selbst dient – ein typisches Coming-of-Age-Werk eben. Wer ein solches mit Fantasyeinschlag mag, kann hier einmal reinschauen, auch wenn man Thames ein spannenderes Drehbuch gewünscht hätte. Horrorfans können sich den Kinobesuch hingegen sparen.
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