
Eine Zeit lang gehörten sie fest zum deutschen Kinoangebot: Dokumentarfilme, in denen Menschen ihre diversen Reisen festgehalten haben. Titel wie Über Grenzen – Der Film einer langen Reise (2019), Zwei Familien auf Weltreise (2019), Besser Welt als Nie (2020) und Ausgrissen! (2020) brachten uns ferne Länder näher, teils auch fremde Kulturen, während die jeweiligen Filmschaffenden von ihren täglichen Erfahrungen berichten. Der große Run ist mittlerweile vorbei, der Alltag ist in den Lichtspielhäusern eingekehrt. Dann und wann kommen aber nach wie vor solche Produktionen heraus, gern auch mal im Eigenvertrieb. Neuestes Beispiel hierfür ist Yabadu – Niemals erwachsen, das dazu einlädt, gemeinsam die Welt zu erkunden.
Unterwegs in Südamerika
Genauer treten wir an der Seite von Yvonne Pferrer und Jeremy Gruber eine Reise nach Südamerika an. Mit Uruguay, Brasilien, Paraguay, Argentinien, Bolivien, Peru und Chile stehen sieben Länder auf dem Programm, welche das Paar innerhalb von sechs Monaten durchfahren hat. Das ist nicht wenig, das erfordert normalerweise schon einiges an Planung und Vorbereitung. Yabadu – Niemals erwachsen hat teilweise aber eine stärkere Do-it-Yourself-Atmosphäre mit einem selbst ausgebauten Camper und einer Vorliebe für das Spontane und Improvisierte. Wobei natürlich immer die Frage bei solchen Produktionen ist, wie authentisch das wirklich ist. Da ist schon oft viel Selbstinszenierung dabei, zumal der Film wieder Teil einer ganzen Marketingkampagne ist, die etwa das obligatorische Begleitbuch enthält.
Während in der Hinsicht vieles dem Standard entspricht, haben Pferrer und Gruber anderweitig versucht, sich von der zahlreichen Konkurrenz abzuheben. So arbeitet Yabadu – Niemals erwachsen maßgeblich mit Voiceovers, die von einem Kind gesprochen werden. Auf diese Weise wird die Perspektive eines Kinds eingenommen, was aber angesichts der von Erwachsenen verfassten Texte nicht ganz so überzeugend ist. Allzu viel Authentizität sollte man sich von dem Dokumentarfilm daher nicht erwarten. Die Emotionalität, die hiermit laut der Pressenotiz verkauft werden soll, stellt sich dabei nicht so wirklich ein, dafür ist das alles zu künstlich geworden.
Spirituell und verkünstelt
Aber man kann sich zwischendurch ohnehin fragen, ob das noch wirklich ein Dokumentarfilm ist. So hat das Werk eine spirituelle Note, die nicht mehr viel mit dem konkreten Reisen zu tun hat. So bezieht sich der Titel auf ein mystisches Buch der Hoffnung, 21 Wegweiser sollen dorthin führen. Yabadu – Niemals erwachsen spricht auch von dem Glück und der Suche danach, will zudem für einen kulturellen Austausch werben. Das ist dann alles gut gemeint und irgendwie schön, letztendlich aber auch nicht so wirklich tiefgründig. Das hier ist dann doch eher eine Wohlfühlveranstaltung, die ein bisschen mit Kalendersprüchen hantiert. Auch in der Hinsicht ist das forciert.
Dafür gibt es natürlich schöne Bilder, wie fast immer bei solchen Veranstaltungen. Das ist schon geeignet, um das Fernweh zu wecken und Lust zu machen, selbst wieder rauszugehen in die Welt und fremde Länder zu erkunden. Wer diese Aspekte mag an Reisedokus wird hier schon bedient. Langweilig wird es einem bei Yabadu – Niemals erwachsen sowieso nicht, die kurze Laufzeit von 75 Minuten sorgt dafür, dass das schnell vorbei ist. Und prinzipiell ist es ja auch nicht verkehrt, wenn sich jemand Gedanken darüber macht, was man über das übliche Schema solcher Filme hinaus anbieten könnte. Nur ist das Ergebnis eben nicht so inspirierend, wie es gedacht war.
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