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Polizeiruf 110: Ein feiner Tag für den Bananenfisch

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„Polizeiruf 110: Ein feiner Tag für den Bananenfisch“ // Deutschland-Start: 18. Mai 2025 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich waren die Dragqueens Menora (Božidar Kocevski), Peekabou (Meik van Severen) und Tulip (Patrice Grießmeier) nach einem Auftritt in ihrem Club gerade auf dem Nachhauseweg, als sie Zeugen werden, wie ein Mann getötet wird. Noch in ihren Bühnenoutfits gekleidet, nehmen sie die Beine unter die Arme und laufen davon. Als Kommissarin Cris Blohm (Johanna Wokalek) und ihr Kollege Dennis Eden (Stephan Zinner) in dem Mordfall ermitteln und alle möglichen Leute befragen, werden sie auf das Trio aufmerksam. Doch die schweigen, wollen mit all dem nichts zu tun haben. Dabei haben die beiden Männer sie in der Nacht entdeckt und setzen alles daran, dass die drei nichts ausplaudern – notfalls mit Gewalt …

Ein Krimi ohne Rätsel

Da die Produktivität beim Polizeiruf 110 bekanntlich deutlich geringer ist als beim Tatort, dem Hauptkrimi am Sonntagabend im Ersten, ist es jedes Mal etwas Besonderes, wenn die zweite Reihe wieder berücksichtigt wird. Es gibt aber auch einen anderen Grund, weshalb man auf die neuen Filme neugierig sein darf: Die qualitativen Schwankungen sind größer. Während beim Platzhirsch meist das Mittelfeld abgedeckt wird, finden sich hier immer wieder spannendere Titel – aber auch deutlich schwächere. Das beweist das aktuelle Duo. Während Widerfahrnis über einen rätselhaften Verkehrsunfall vor zwei Wochen einer der besten Fernsehkrimis der letzten Monate war, ist Ein feiner Tag für den Bananenfisch eine einzige Zumutung, bei der schon jetzt mit jeder Menge negativer Zuschriften zu rechnen ist.

Dabei hat man hier durchaus etwas versucht. Ausnahmsweise geht es mal nicht darum, ein Verbrechen aufzuklären. Das Publikum ist schließlich live dabei, wenn die beiden Männer den Mord begehen. Es ist auch nicht so, als wäre die Polizei ewig damit beschäftigt, irgendwelchen Spuren nachzugehen. Sie kommt recht schnell darauf, wo eine Lösung zu suchen ist. Das Motiv ist zwar zunächst unklar, interessiert aber auch niemanden wirklich. Nicht wenige vor den Fernsehern werden am Schluss schon gar nicht mehr wissen, was denn der Anlass war. An ein paar Stellen versucht Polizeiruf 110: Ein feiner Tag für den Bananenfisch, durch brenzlige Situationen für Spannung zu sorgen und auf diese Weise noch ein bisschen mehr Krimi in den Film zu bringen. Aber richtig konsequent verfolgt wird das nicht.

Bemüht und oberflächlich

Stattdessen beschreibt Drehbuchautor Günter Schütter (Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht) in erster Linie das Verhältnis zwischen dem Polizeiduo und den drei Dragqueens. Dabei prallen natürlich zwei Welten aufeinander, vor allem Eden kann mit den Paradiesvögeln wenig anfangen. Nur darf einem das beim Zuschauen ganz ähnlich gehen. Polizeiruf 110: Ein feiner Tag für den Bananenfisch macht aus den drei Leuten nicht viel mehr als nervtötende, selbstgerechte Karikaturen, die für sich gleichzeitig in Anspruch nehmen, die Welt viel besser zu erkennen und dabei nichts mit dieser zu tun haben zu wollen. Da kommen dann Schulvorträge, pseudointellektuelle Auftritte und ganz viel schlecht gelaunter „Humor“ zusammen – das ist so schlimm, dass der Weg zum Finale sehr lang werden kann.

Zwischendurch wird dann zwar versucht, hinter die grell geschminkte Fassade zu schauen und die Menschen hinter den Kostümen zu entdecken. Das macht es aber nicht besser. So verpasst es der Film völlig, interessante Charaktere zu entwickeln. Die krakeelenden Dragqueens bekommen dann nur irgendwelche tragischen Vorgeschichten. Anstatt beispielsweise mal die künstlerischen Ambitionen zu beleuchten und zu verraten, welche positiven Aspekte ein solches Bühnen-Alter-Ego haben kann. Bei Polizeiruf 110: Ein feiner Tag für den Bananenfisch wird aber nur ein Eskapismus draus, ein Davonlaufen vor den Konflikten – was etwas wenig ist. Und gerade, als man denkt, dass es nicht schlimmer kommen kann, wird eine derart groteske Abschlussszene präsentiert, bei der unklar ist: Soll das jetzt gerade ein Witz sein? Wenn ja, dann ist er ebenso schlecht wie der vorangegangene bemühte Humor. Lediglich der Titel des Films ist witzig. Dafür muss man sich den Rest aber nicht antun.



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Polizeiruf 110: Ein feiner Tag für den Bananenfisch
fazit
„Polizeiruf 110: Ein feiner Tag für den Bananenfisch“ handelt von drei Dragqueens, die einen Mord beobachten und anschließend vor den Tätern fliehen. Der Film wollte offensichtlich mehr Verständnis für diese Darbietungsform erzeugen, scheitert aber auf ganzer Linie. Die Figuren sind gleichzeitig unerträglich und nichtssagend, die Versuche einer Vertiefung führen nur zu ärgerlichen Klischees.
Leserwertung49 Bewertungen
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von 10