
Pazifik, 1942: Als ein japanisches Schiff mit Kriegsgefangenen von den Alliierten torpediert wird, stranden der britische Soldat Bronson (Callum Woodhouse) und der Vaterlandsverräter Saito (Dean Fujioka) auf einer indonesischen Insel. Ihr Schiff ist Schrott, Ausrüstung haben sie auch keine. Weiß der Himmel, wie sie jemals von dort wieder wegkommen sollen. Dabei ist das mit der einsamen Insel gar nicht das größte Problem der beiden. Viel schlimmer: Die einsame Insel ist gar nicht einsam. Vielmehr lebt auch ein amphibisches Monster dort, das übermenschliche Kräfte hat und durch die starke Panzerung kaum verletzt werden kann. Und es zögert keine Sekunde, Jagd auf die Menschen zu machen, die sich in ihre Heimat verirrt haben …
Der Horror, der aus dem Meer kam
Eigentlich bieten Horrorfilme rund um Monster die Möglichkeit, wirklich alles Mögliche einmal vor die Kamera zu lotsen und sich kreativ so richtig auszutoben. Schließlich sind der Fantasie da keine Grenzen gesetzt. Umso enttäuschender ist, dass es doch vergleichsweise wenige Genrevertreter gibt, die dieses Potenzial auch wirklich ausnutzen. Man bekommt dann doch meistens die üblichen Verdächtigen serviert. Allein deshalb ist Orang Ikan recht sympathisch, wenn hier ein humanoides Amphibienwesen Jagd auf die Protagonisten macht. Zwar gab es in den letzten Jahren vereinzelt mörderische Meerjungfrauen. Etwas Vergleichbares wie hier findet man aber nur selten.
Die Umsetzung ist auch sympathisch. Anstatt einfach nur den Computer anzuwerfen und dort das Schrecken loszulassen, darf in Orang Ikan noch ganz traditionell ein Mann in einem Gummikostüm durch die Gegend watscheln. Natürlich sieht das für heutige Augen ein wenig billig aus, hat nicht den Überzeugungsfaktor moderner Kreaturen, ist aber mit viel Liebe und Charme umgesetzt. Das hier ist einfach eine Hommage an die Monsterfilme der 1950er und sollte als solche verstanden werden. Schön ist zudem das Inselsetting, welches für Atmosphäre sorgt. Zwar merkt man auch dort, dass das Budget gering war und es entsprechend nur wenige Schauplätze gab, die mehrfach wiederholt werden, was dem Film etwas leicht Theaterhaftes gibt. Stimmungsvoll ist das aber schon, wenn wir hier Dschungel, einen See und eine Höhle zu Gesicht bekommen, wo sich das Unheil dann zutragen darf.
Sympathisch, aber wenig spannend
Doch so sympathisch das ist, der Film hat gleich mehrere größere Mankos. Eines davon: Er ist nicht spannend. So ist das titelgebende Ungetüm quasi unbesiegbar, weshalb man bei jeder Situation schon vorher weiß, wie das ablaufen wird. Hinzu kommt, dass sich Regisseur und Drehbuchautor Mike Wiluan so sehr auf die beiden Protagonisten konzentriert, dass man bei allen anderen Männern weiß, dass diese sterben werden. Zwar sind diese Szenen dann recht blutig in Szene gesetzt, weshalb Fans solcher Splatter-Geschichten bedient werden. Nervenkitzel erzeugt das aber kaum. Tatsächlich ist Orang Ikan trotz der kurzen Laufzeit von nicht einmal anderthalb Stunden zwischendurch immer mal wieder langweilig. Abwechslung gibt es sowieso nicht.
Während sich der Film so ein wenig dem Ende entgegenschleppt, ist das Finale leider völlig missglückt. Nicht nur, dass der Epilog viel zu lange ist und das Warten zu einer Qual wird. Wiluan hat ganz ungeniert richtig viel Kitsch obendrauf geschüttet. Den hätte es gar nicht gebraucht, passt schlicht nicht zu dem Rest des Films. Er ist zudem unverdient. Da werden in Orang Ikan die beiden Männer, die nur durch eine äußere Notlage zusammengehalten werden, auf einmal zu engen Freunden erklärt, ohne dass man sich vorher die Mühe gemacht hätte, das so auch auszuarbeiten und vorzubereiten. Das ist dann schon ziemlich plump. Und eben schade, da die internationale Low-Budget-Produktion zuvor einen ordentlichen Eindruck gemacht hatte, zumindest im Rahmen des Möglichen.
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