
Der Schock ist groß bei der Fischerin Victoria Ludolf (Magdalena Kronschläger), als sie auf dem Boden ein zerfallendes Boot entdeckt, auf dem sich ein Skelett befindet. Dabei stellt sich heraus, dass es sich um die Leiche von Roman Steingass handelt, der vor 15 Jahren spurlos verschwunden ist. Seinerzeit war der Jugendliche der Hauptverdächtige im Mordfall Anouk Bergdorf, einer Klassenkameradin. Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) hatte seinerzeit ermittelt, blieb jedoch erfolglos. Umso wichtiger ist es für ihn, jetzt endlich die Wahrheit herauszufinden. Das bedeutet aber auch, bei den Angehörigen der Toten wieder alte Wunden aufzureißen …
Die Frau ist weg
Auch mehr als zehn Jahre nach dem ersten Teil gehört Die Toten vom Bodensee zu den verlässlichen Quotenbringern beim ZDF, zwischen 6 und 8 Millionen schalten regelmäßig ein. So wundert es dann auch nicht, dass der Sender beständig für Nachschub sorgt, solange das Publikum mitmacht. Letztes Jahr waren es drei Filme, mit denen Krimifans vor die Fernseher gelockt werden sollten. Und auch 2025 sind mehrere Teile fest geplant. So ging es im Januar in Die Medusa um eine erschlagene Frau und eine verschwundene Büste, eine recht ordentliche, wenngleich konstruierte Episode. Mit Das Geisterschiff gibt es nun Nachschub, es ist der mittlerweile 22. Film des Dauerbrenners. Da ist also viel Routine dabei. Es gibt aber auch eine große Neuerung: Da ist keine Ermittlerin an der Seite von Oberländer mehr.
Die meisten werden die Reihe mit Hannah Zeiler in Verbindung bringen, die in den ersten 15 Filmen die zweite Hauptfigur war. Die folgenden sechs Filme war dann Luisa Hoffmann als Polizistin bei der Verbrecherjagd dabei. Diese blieb die ganze Zeit recht blass, weshalb sich der Verlust in Grenzen hält. Dennoch markiert das einen tiefen Einschnitt, da es bei dieser Reihe von Anfang an darum ging, wie die deutsche und die österreichische Polizei zusammen ermitteln müssen, was mal besser, mal schlechter klappte. Gerade die ersten Teile lebten von den Reibungen zwischen den grundverschiedenen Figuren und dem Kompetenzgerangel. Bei Die Toten vom Bodensee: Das Geisterschiff ist davon so gut wie nichts mehr geblieben. Grundsätzlich bleibt es zwar bei dieser nationalen Dopplung, da Thomas Komlatschek (Hary Prinz), der all die Jahre eher eine Nebenfigur war, einfach jetzt stärker in den Vordergrund rückt. Die Dynamik der beiden Männer bleibt aber unauffällig.
Schwacher Krimi
Dafür wird viel über die anderen Figuren gesprochen. Tatsächlich ist Die Toten vom Bodensee: Das Geisterschiff teilweise eher Drama als Krimi, wenn wir tief in die Tragödien der beiden Familien eintauchen. Auch 15 Jahre später haben sie jeweils mit den schweren Verlusten zu kämpfen. Wie geht man damit um, das eigene Kind verloren zu haben? Das ist alles gar nicht so schlecht umgesetzt, der Film zeichnet sich durch eine melancholische Atmosphäre aus. Das Ensemble erledigt seine Aufgabe recht gut. Hinzu kommen die Bilder, die recht stimmungsvoll geworden sind. Sofern man sich nicht daran stört, dass die Geschichte recht langsam erzählt ist und es nie so ganz spannend wird, kann hier schon auf seine Kosten kommen.
Umso bedauerlicher ist, dass der eigentliche Kriminalfall so wenig überzeugt. Sicher, die Auflösung ist überraschend, nur die wenigsten dürften von selbst aus darauf kommen, wer da was getan hat – und aus welchem Grund. Das liegt aber auch daran, dass das alles dermaßen an den Haaren herbeigezogen ist, dass schon das bloße Zusehen physische Schmerzen verursacht. Da sind einfach zu viele Wendungen, denen man schon folgen wollen muss, um sie so akzeptieren zu können. Die Toten vom Bodensee: Das Geisterschiff ist sogar noch konstruierter als der Vorgänger, der sich auch nicht mit Ruhm bekleckert hat. Da die Erfolge bei den Ermittlungen teils plump herbeigeführt werden und auch so mancher Dialog schauderhaft geworden ist, ist der frauenlose Neustart der Reihe kein sehr glücklicher.
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