Der Prophet Comic Graphic Novel

Der Prophet

Der Prophet Comic Graphic Novel
„Der Prophet“ // Deutschland-Start: 1. März 2024

Inhalt / Kritik

Auch wenn der libanesische Autor Khalil Gibran im Laufe seines Lebens eine Reihe von Schriften verfasst hat, eine überstrahlt alles – noch immer. Das 1923 veröffentlichte Der Prophet ist dabei weniger Roman, auch wenn es Figuren gibt und eine Form der Geschichte. Doch die ist recht dünn. So handelt das Buch von dem Propheten Almustafa, der zwölf Jahre auf ein Schiff gewartet hat, das ihn in seine Heimat bringt. Nun ist es da, der Gelehrte bereitet sich auf seine Abfahrt vor. Zuvor wird er aber noch von einer Reihe von Leuten zu verschiedenen Themen befragt. Das Buch gilt als Klassiker, wurde millionenfach verkauft. Allein in Deutschland gibt es zahlreiche Übersetzungen. Elemente aus dem Werk wurden immer wieder von anderen aufgegriffen. Animationsfans könnte zudem The Prophet ein Begriff sein, eine 2014 veröffentlichte Adaption, an der unter anderem Tomm Moore (Das Geheimnis von Kells), Bill Plympton (Idiots and Angels) und Joann Sfar (Die Katze des Rabbiners) mitgearbeitet haben.

Der Klassiker als Bildband

Insofern verwundert es nicht wirklich, wenn nun auch eine Graphic Novel erscheint. In Frankreich kam diese bereits 2023 heraus, zum 100. Geburtstags des Klassikers. Für die Zeichnungen konnte man Zeina Abirached gewinnen, die ebenfalls im Libanon geboren wurde und nun in Frankreich lebt. Auch sie hat sich einen Namen gemacht, Das Spiel der Schwalben und diverse andere Graphic Novels wurden bereits in Deutschland veröffentlicht. Dennoch durfte man sich natürlich fragen, wie Der Prophet in dieser Form funktionieren soll. Comics leben nun einmal von Bildern, wenn sie Handlungen und Charaktere illustrieren. Was bringt das bei einem Buch, das keinerlei Handlung hat und dessen Figuren nur Platzhalterfunktion haben für die Weissagungen des Protagonisten?

Doch nach nur wenigen Seiten zeigt sich, wie reizvoll dieses Projekt ist. Abirached setzt bei ihren Illustrationen auf einen Mix aus Realismus und symbolischen Bildern. Beim Kapitel „Von Verbrechen und Strafen“ gibt es beispielsweise Waagschalen, wie man sie aus dem Justizbereich kennt. Das Kapitel „Vom Geben“ wiederum zeigt eine Doppelseite lang offene Hände. Bei „Genuss“ gibt es Noten. Andere Kapitel sind eher assoziativ oder setzen auf Stimmungen. Da kann dann schon mal durch die Luft geflogen werden, wir sehen Landschaften, manchmal auch abstrakte Objekte, bei denen man nach Lust und Laune interpretieren darf, worum genau es sich dabei handelt. Zu sehen gibt es auf den großflächigen Bildern einiges, wobei das Gezeigte schon eher simpel gehalten ist. Man muss bei Der Prophet  nicht nach Details suchen.

Kunstvoll, faszinierend und eigen

Dafür kann man über den Inhalt lange sprechen. Wer das zugrundeliegende Buch nicht kennen sollte, wird eventuell überrascht sein. Es gibt hier keine Diskussionen in dem Sinn. Vielmehr werden in 26 Kapiteln dem Protagonisten Themen vorgegeben, zu denen er dann auch immer etwas zu sagen hat. Dabei ist die thematische Vielfalt beachtlich. Da geht es um religiöse und spirituelle Angelegenheiten, aber auch solche aus dem täglichen Leben. Ob nun Essen und Trinken, Liebe oder der Tod, in Der Prophet werden existenzielle Fragen behandelt. Klar, das Original ist hundert Jahre alt und in einem ganz anderen Kontext ersinnt. Aber das meiste ist so grundlegend, dass man sich auch heute noch gut damit beschäftigen kann.

Das heißt nicht, dass man all dem zustimmen muss, was Gibran damals festhielt. Manches ist schwammig bis blumig, anderes zu pauschal. Durch das besagte Fehlen einer Diskussion ist der Inhalt zuweilen unbefriedigend, hat mehr von einer dogmatischen Lehre als einem wirklichen Denkanstoß. Und doch ist es faszinierend, sich auf diese Reise in die Vergangenheit einzulassen, gerade auch in Kombination mit den Bildern. Zeina Abirached hat eine ganz eigene Version des Klassikers erschaffen, eine sehr kunstvolle, durch die man immer wieder blättern und sich in Der Prophet treiben lassen kann durch eine Welt, die einem gleichzeitig vertraut ist und doch irgendwie magisch.

Credits

OT: „Le Prophète“
Land: Frankreich
Jahr: 2023
Text: Khalil Gibran
Zeichnungen: Zeina Abirached
Vorlage: Khalil Gibran

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Der Prophet
fazit
„Der Prophet“ nimmt das berühmte Buch von Khalil Gibran und setzt dieses als eine Graphic Novel um. Dabei gibt es noch immer Gedanken zu zahlreichen Themen, aber keine Auseinandersetzung oder Handlung. Die faszinierenden Bilder zwischen abstrakt, real und symbolisch laden aber dazu ein, den Klassiker neu kennenzulernen.
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