Dragon Ball Z Legendare Superkampfer Legendary Super Warriors Videospiel Game Boy Color
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Dragon Ball Z: Legendäre Superkämpfer

Dragon Ball Z Legendare Superkampfer Legendary Super Warriors Videospiel Game Boy Color

Inhalt/Kritik

Der Außerirdische Radditz kommt auf die Erde und entführt Son-Gohan, den Sohn von Son-Goku. Dieser verbündet sich mit seinem Feind Piccolo, der sich ebenfalls von dem Eindringling bedroht fühlt. Radditz kann geschlagen werden, doch auch Son-Goku gibt dabei sein Leben. Statt wie geplant die Weltherrschaft zu übernehmen, muss Piccolo nun aber Son-Gohan trainieren – Radditz‘ Verbündete Nappa und Vegeta sind nämlich schon auf dem Weg zur Erde. Und die sind viel stärker als der mit Müh und Not besiegte Schurke …

Zu Unrecht in Vergessenheit geraten

Ob Dragon Ball Z: Das Erbe von Goku das schlechteste beziehungsweise Dragon Ball Z: Das Erbe von Goku II das beste Spiel des Franchises ist, darüber wurde und wird unter Fans immer wieder einmal debattiert. Dragon Ball Z: Legendäre Superkämpfer wird in keiner dieser Diskussionen erwähnt. Das liegt mitunter auch daran, dass das Spiel sicher weder den einen noch den anderen Titel für sich beanspruchen kann. Hauptsächlich liegt es jedoch daran, dass das Spiel – zumindest hierzulande – anscheinend völlig in Vergessenheit geraten ist. Wobei fraglich ist, wie bekannt es überhaupt in Deutschland war.

In Europa erschien Dragon Ball Z: Legendäre Superkämpfer etwa sechs Wochen vor Dragon Ball Z: Das Erbe von Goku, welches zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits seit knapp einem halben Jahr in Nordamerika verfügbar war. Das Erbe von Goku ist also das ältere Spiel, trotzdem wurde Legendäre Superkämpfer noch für den Game Boy Color produziert, und nicht für den Game Boy Advance. Das wird sicher eine bewusste Entscheidung gewesen sein, aber eine GBA-Auswertung hätte diesem Spiel sicher sehr gut getan.

Auf der Suche nach Kampfkarten

Die Kapazitäten des GBC reichen schlicht nicht aus, alles so zu präsentieren, wie das vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Legendäre Superkämpfer beinhaltet die gesamte Geschichte von Dragon Ball Z, beginnt im Storymodus also mit der Ankunft von Radditz und endet mit dem Sieg über Boo. Die Kampfanimationen sind gemessen an den Limitierungen des Geräts hervorragend, insbesondere wenn es um den reinen Schlagabtausch geht. Die Hintergründe mussten dafür jedoch anscheinend vernachlässigt werden, und bei der vom Spieler durchquerten Welt zwischen den Fights wurde offensichtlich einiges an Details und Ressourcen eingespart.

Das Kampfsystem ist für ein Dragon Ball-Videospiel ziemlich einzigartig. Die Moves werden nämlich hauptsächlich mit Karten ausgeführt, von denen der Spieler nach und nach mehr sammeln kann. Wer seine Siegeschancen verbessern möchte, sollte daher auch so viele der insgesamt 125 verfügbaren Karten ergattern wie möglich. Auch lassen sich weitere Charaktere freischalten. Helden können den spielbaren Figuren dabei nur im ersten Spieldurchgang, Bösewichte nur im zweiten hinzugefügt werden.

Komplexes Kampfsystem

Die Bedingungen, unter welchen manche Charaktere freigeschaltet werden, sind nicht immer offensichtlich. Wer wirklich alle haben möchte, muss entsprechende Guides konsultieren, um auch ja keinen Fehler zu machen, der einen weiteren Spieldurchgang nach sich ziehen würde. Das manuelle Speichern vor jedem Kampf gibt aber immerhin eine gewisses Sicherheitsgefühl, schließlich kann im Falle eines Falles der Game Boy schnell aus- und wieder eingeschaltet werden, wodurch alles nach dem Speicherpunkt ungeschehen gemacht wird.

Es gab davor zwar auch ein Trading Card Game sowie eine Videospieladaption für den Game Boy Advance davon. Dieses war aber eher schlicht gehalten, Legendäre Superkämpfer war damals in dieser Hinsicht schon so etwas wie ein Vorreiter. Der Kampf mit den Karten ist komplex und das Regelwerk kann hier aus Platzgründen nicht wiedergegeben werden. Es dauert jedenfalls ein wenig, bis sich der Spieler reingefuchst hat. Legendäre Superkämpfer ist rundenbasiert. Jede Charakter-Karte hat verschiedene Attribute, unter anderem Geschwindigkeit. Diese legt fest, wer beginnt.

Das Spiel ist komplex, wenn auch nicht unbedingt kompliziert. Allerdings scheint es eine Art adaptive KI zu haben, was für die damalige Zeit wohl auch eher ungewöhnlich sein dürfte. Beginnt der Spieler beispielsweise jeden Kampf mit einem Nahkampfangriff, wird sie sich darauf einstellen und nach zwei bis drei Fights ausweichen oder blocken. Es ist jedoch sehr gut möglich, dass das auch nur reiner Zufall und Überinterpretation ist.

Zu zwei kloppt es besser

Dragon Ball Z: Legendäre Superkämpfer ist kein leichtes Spiel. Das liegt zum einen am System, das zunächst einmal erlernt werden muss und einen gewissen strategischen Sinn verlangt. Allerdings werden dem Spieler unfairerweise auch einige Informationen über den Gegner vorenthalten, etwa wie viele Karten dieser hat. Während die meisten Kämpfe eins gegen eins ausgetragen werden, gibt es zwischendurch auch Tag-Team-Kämpfe. Hierbei wird der Partner des Spielers ebenfalls von einer KI übernommen. Das eigene Team kann der Spieler aber nach Gutdünken und Charakterverfügbarkeit zusammenstellen.

Neben dem Storymodus gibt es einen Battlemodus, in welchem der Spieler ohne Speichermöglichkeit gegen einen Gegner nach dem anderen antreten muss. Auch dadurch werden weitere Karten freigeschaltet. Daneben gibt es auch eine Mehrspieler-Option, die es Freunden ermöglicht, gegeneinander anzutreten und Karten zu tauschen.

Die deutsche Übersetzung hat ihre Schwächen. Das bezieht sich nicht nur auf manche Formulierungen, die wohl etwas unglücklich übertragen wurden. Wie Fans wissen, ist Son-Gokus echter Name Kakarott. Hier wird er anfangs jedoch aufgrund eines Tippfehlers Karakott genannt. Dabra wird Dabura genannt, wobei das außerhalb des Mangas auch im deutschsprachigen Raum immer wieder vorkommt. Jeeze und Barta hats da schon härter erwischt, wenn sie Jees beziehungsweise Baata genannt werden. Baata ist zwar ähnlich wie Dabura in gewissen Kreisen anerkannt, aber sicher nicht unter deutschen Manga-Puristen. Immerhin bekommen wir hier Kuririn zu lesen, statt dem für die meisten deutschsprachigen Versionen üblichen Krillin.

Viel Zeit notwendig

Der Kampf gegen Radditz findet nur in Textform beziehungsweise Cutscenes statt. Dreißig Battles hat der Storymodus zu bieten (plus zwei Bonusbattles), wobei jeder zehnte ein Bosskampf gegen Freezer, Cell beziehungsweise Boo (hier wie so oft Buu geschrieben) ist. Diese unterscheiden sich konzeptionell nicht von normalen Kämpfen. Zusätzliche Schwierigkeit liefert Legendäre Superkämpfer in Form seines Pacings. Die Fights weisen zwar eine gewisse Dynamik auf, aber vieles dauert dann doch schon ziemlich lange. Eine Auseinandersetzung kann da durchaus einmal eine halbe Stunde in Anspruch nehmen – Niederlagen und Neustarts nicht miteinberechnet. Das ist zugegeben der seltene Peak, aber zehn bis zwanzig Minuten können hier jeweils meist schon veranschlagt werden.

Wer sich darauf einlassen kann, wird mit Legendäre Superkämpfer Spaß haben können. Durchgespielt hat der Rezensent es nie, damals aus mangelndem Können, heute aus mangelnder Zeit (aber auch mit mehr davon würde es weiterhin am Können mangeln). Wer das Spiel noch zuhause hat oder sich für Retrogaming interessiert, sollte ihm aber auf jeden Fall eine Chance geben. Dragon Ball-Fans wird die originalgetreu umgesetzte Story begeistern, Fans rundenbasierter Strategiespiele kommen hier auch dann auf ihre Kosten, wenn sie mit dem Franchise noch nie etwas zu tun hatten.

Credits

OT: „Doragon Bōru Zetto Densetsu no Chô Senshi Tachi“
IT: „Dragon Ball Z: Legendary Super Warriors“
Land:  Japan
Jahr:  2002
Director: Takayuki Kinoshita
Producer: Michael Cucchiarella
Vorlage: Akira Toriyama
Publisher: Infogrames
Entwickler: Flight-Plan
Plattform: Game Boy Color

Bilder

Video



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Dragon Ball Z: Legendäre Superkämpfer
Fazit
"Dragon Ball Z: Legendäre Superkämpfer" ist ein zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Strategiespiel. Mit einem für das Franchise recht einzigartigen Spielkonzept weckt es Interesse; trotz einiger Schwächen bietet es Fans und Neulingen gute, wenn teilweise auch frustrierende Unterhaltung.
Leserwertung0 Bewertungen
3.5