Electric Fields
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Electric Fields

Electric Fields
„Electric Fields“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Ein Mann (Michael Neuenschwander) erlebt, wie ein Toter durch einen Song aus einem Radio wiederbelebt wird – ein Wunder, so zerbrechlich wie das Radio selbst? Kann man die Glühbirne, die scheinbar ohne Spannung leuchtet, reparieren? Muss man das überhaupt? Knistert die Luft nicht dennoch? Eine Frau (Dagna Litzenberger-Vinet), die ein seltsames Vorstellungsgespräch erlebt: Wird sie den Job bekommen? Im Maschinenraum der Realität scheint sich etwas verschoben zu haben und die Tinte auf dem Regelwerk der Welt ist verlaufen.

Schwarzweißer Debutfilm

Electric Fields ist der poetische Master Diplomfilm von Lisa Gertsch, die hier sowohl Regie geführt als auch die Drehbucharbeit übernommen hat. Das Werk kommt mit einer Lauflänge von ca. 81 Minuten daher, zeigt einige episodische Kurzgeschichten und ist komplett in Schwarzweiß gehalten. Die Episoden stehen für sich alleine, sind jedoch thematisch miteinander verbunden. Das Radio und der Trauernde aus der ersten Kurzgeschichte tauchen später im Film nochmal auf. Verwoben sind die Erlebnisse von Gertschs Figuren außerdem durch ein vages elektrisierendes Gefühl, ausgelöst durch das Unerklärliche, das ihnen widerfährt.

Die Leistungen der Schauspieler sind auf einem konstant guten Level, wobei das Aufeinandertreffen der Chefin (Julia Jentsch) und der potenziellen neuen Angestellten vielleicht noch am stärksten im Gedächtnis bleiben könnte. Da ist eine seltsame, elektrische Spannung zwischen den doppelbödigen Zeilen zu merken, verstärkt durch die Performance. Sind die Laute der Chefin nur eine Art von Assessment-Center-Übung oder steckt mehr dahinter? Julia Jentsch und Dagna Litzenberger-Vinet spielen die Bewerbungssituation herrlich awkward.

Alltagsgeschichten mit mysteriösen Wendungen

Der Aufbau der Geschichten könnte an Werke von Stephen King insofern erinnern, als dass ganz banale Alltagssituationen allmählich oder ganz plötzlich von etwas Unerklärlichem oder Mysteriösem abgelöst werden. Lisa Gertsch konfrontiert ihr Publikum mit einer Welt, deren Regeln aus den Fugen geraten oder schon geraten sind. In Filmen werden physikalische Gesetze regelmäßig aufgehoben; Illusionen aus Zeit und Licht. Obwohl das Publikum das Rätselhafte also schon kennt, liefern die teils bizarren Perspektiventwürfe, die allegorischen Realitätsinterpretationen von Lisa Gertsch dennoch einen schönen Blickwinkel, von dem man sich eine Weile verzaubern lassen kann.

Vergleicht man die Episoden in Electric Fields untereinander merkt man hier und da ein gewisses erzählerisches Gefälle, da manche Kurzgeschichten stärker wirken als andere. Das Werk hat dennoch als Ganzes einen Nachhall, wenn auch nur als verblassender Sinn für Wunder, der aus dem Kinosaal mitgenommen werden kann. Damit führt Lisa Gertsch nicht nur ihre Figuren an fremde Orte, sondern auch uns. Ganz nach dem Motto: Welche Erlebnisse, die sich gegen die Realität auflehnen, uns wieder an Träume glauben lassen, könnten uns selbst an diesem Filmabend noch wieder verfahren?

Credits

OT: „Electric Fields“
Jahr: 2023
Land: Schweiz
Regie: Lisa Gertsch
Drehbuch: Lisa Gertsch
Musik: Gustav Gertsch
Kamera: Simon Bitterli
Besetzung: Michael Neuenschwander, Sophie Hutter, Ole Eisfeld, Julia Jentsch, Dagna Litzenberger Vinet, Nicolas Rosat, Sabine Timoteo

Trailer



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Electric Fields
fazit
Regisseurin und Drehbuchautorin Lisa Gertsch bietet uns mit "Electric Fields" eine interessante filmische Erfahrung, nicht zuletzt aufgrund der stilistischen Sicherheit, mit der die episodenhaften Geschichten präsentiert werden. Nicht alle Kurzgeschichten zünden mit gleicher poetischer Stärke. Insgesamt überträgt sich eine Stimmung, die ein wenig daran erinnert, als würde man an einem Samstagvormittag ein paar alte Folgen "X-Faktor – Das Unfassbare" schauen.
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