Bleib wie du bist 1973
© Pidax Film

Bleib’ wie du bist

Bleib wie du bist 1973
„Bleib’ wie du bist“ // Deutschland-Start: 18. Januar 2024 (DVD)

Inhalt / Kritik

Der Zahnarzt Felix Döhring (Claus Biederstaedt) verbringt mit seiner Frau Belinda, die als Model tätig ist, Urlaub in Spanien. Als er die Angetraute eines morgens tot in ihrem Bett vorfindet, bricht das pure Chaos aus. Felix vermutet, dass seine Schwägerin Johanna Rieth (Grit Boettcher) die Mörderin seiner Frau ist, und als Johanna kurze Zeit später ebenfalls im Haus auftaucht und Belindas Leiche entdeckt, ist für sie sonnenklar, dass nur Felix ihr Mörder sein kann. In der Urlaubsbleibe gehen fortan die unterschiedlichsten Menschen ein und aus, die Belindas Leiche natürlich nicht entdecken dürfen. Der Geschäftsmann Klabisch (Oscar Sabo jr.), von dem Belinda das Haus in Spanien kaufen wollte, der Wasserski-Lehrer Andy (Claus Ringer), der mit dem gut aussehenden Model anbändeln will, und Felix‘ bester Freund Harald (Harry Wüstenhagen), der heimlich eine Affäre mit Belinda hatte. Da die Anwesenheit Belindas immer wieder notwendig ist, schlüpft das Mauerblümchen Johanna wiederholt in die Rolle ihrer lasziven Schwester, damit deren Tod noch möglichst lange ein Geheimnis bleibt.

Immer Ärger mit Belinda

Der Australier Peter Yeldham (1927-2022) war in erster Linie als gewissenhafter und routinierter Autor in Erscheinung getreten, der so ziemlich jedes Genre bedienen konnte. Rund zwei Jahrzehnte lebte er in Großbritannien, wo er nicht nur Episoden zu Kultfernsehserien wie Geisterschwadron, Die 2 oder Fahndung: Van der Valk ermittelt schrieb, sondern insbesondere durch seine Zusammenarbeit mit Harry Alan Towers (1920-2009) auch als Drehbuchautor an etlichen starbesetzten großen Kinofilmen beteiligt war. Einige von ihnen erfreuen sich auch heute noch dank wiederholter Fernsehausstrahlungen einer gewissen Popularität, darunter Die Verdammten der blauen Berge und In Beirut sind die Nächte lang, jeweils mit Lex Barker, die gelungene James-Bond-Persiflage L – Der Lautlose mit Rod Taylor oder die mittlerweile auch auf DVD erschienene Eurospy-Parodie Unser Mann in Marrakesch mit Senta Berger, Tony Randall und Terry-Thomas in einem urkomischen Gastauftritt.

Darüber hinaus gehen aber auch ein paar typische Boulevardtheaterkomödien auf das Konto Yeldhams, der sich hier bei den Genregesetzmäßigkeiten bediente, die von Könnern wie Alan Ayckbourn (Halbe Wahrheiten, Drei Schlafzimmer), Neil Simon (Sonny Boys, Ein seltsames Paar) oder Ray Cooney (Nicht jetzt, Liebling, Bleib doch zum Frühstück) perfektioniert worden sind. Bereits in den frühen 1960er Jahren entdeckte auch das deutsche Fernsehen Peter Yeldhams Bühnenstücke für sich und strahlte deutsche Inszenierungen davon aus. An der renommierten Komödie am Kurfürstendamm in Berlin inszenierte beispielsweise auch Boulevard-Legende Wolfgang Spier (1920-2011; Ein verrücktes Paar) im Jahr 1970 Yeldhams Stück Auf und davon mit Claus Biederstaedt und Maria Sebaldt in den Hauptrollen, das schließlich auch in einer Fernsehaufzeichnung vom ZDF konserviert wurde. Ähnlich verhält es sich mit Spiers Inszenierung von Bleib‘ wie du bist, der Übersetzung von Yeldhams Stück Ready When You Are, Darling, die sogar noch vor der englischsprachigen Erstaufführung in der Berliner Komödie ihre Uraufführung feierte.

Die unschuldige Schwester

Die Komödie in vier Akten wartet mit den üblichen Zutaten bekannter Boulevardtheaterkomödien auf, bei denen es zumeist um Verwechslungen, Doppelspiel und handfeste Lügen geht. Das Ensemble auf der Bühne gibt sich die Klinke in die Hand, kommt links jemand zur Tür herein, verschwindet rechts ein anderer. Peter Yeldham bedient sich darüber hinaus des Sujets einer unliebsamen Leiche, die den Alltag der Beteiligten durcheinanderwirbelt. Alfred Hitchcock diente diese Konstellation als Ausgangspunkt für seine Komödie Immer Ärger mit Harry, später griffen das Konzept auch Filme wie Immer Ärger mit Bernie oder Swiss Army Man wieder auf.

In den Dialogen haben Yeldham und die Übersetzer Ursula Lyn und Marianne Weno eifrig versucht, Anspielungen und Redewendungen einzustreuen, die irgendetwas mit Tod und Sterben zu tun haben und die beiden Protagonisten damit zusätzlich ins Schwitzen bringen. Viele dieser Anspielungen wirken heute eher schal und aufgesetzt, auch wenn sie vor 50 Jahren wohl ganz gut funktionierten, wenn man die Reaktionen des Live-Publikums der Aufzeichnung betrachtet. Nach wie vor sehr amüsant ist hingegen Grit Boettchers One-Woman-Show, die mit Grimassen und Verrenkungen, aber auch mit subtileren Unterschieden die beiden sehr gegensätzlichen Frauenfiguren voneinander abzugrenzen versteht.

Heutzutage ist die komplett an lediglich einem Bühnenset (Innenraum des spanischen Hauses auf zwei Etagen) spielende Theaterinszenierung vor allem wegen Boettchers schauspielerischer Leistung noch interessant, zumal sie hier bereits vor ihren Auftritten in der zum Kult avancierten Serie Ein verrücktes Paar (1977-1980 an der Seite von Harald Juhnke) ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen konnte. Die DVD-Erstveröffentlichung von Bleib‘ wie du bist in der Reihe „Pidax Theater-Klassiker“ bietet ein ganz gutes Bild (im Vollbildformat 1,33:1), bei dem es mitunter zu MAZ-Unschärfen kommt, das aber sehr kräftige Farben zu bieten hat. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0 Stereo) ist stets gut zu verstehen, Extras sind keine mit aufgespielt.

Credits

OT: „Bleib’ wie du bist“
Land: Deutschland
Jahr: 1973
Regie: Wolfgang Spier (Theaterinszenierung), Otto Meyer (Fernseh-Regie)
Drehbuch: Peter Yeldham
Kamera: Helmuth Kendel
Besetzung: Grit Boettcher, Claus Biederstaedt, Harry Wüstenhagen, Claus Ringer, Cordula Hubrich, Oscar Sabo jr., Thomas Rau

Bilder

Kaufen / Streamen

Amazon (DVD)

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Bleib’ wie du bist
fazit
Die Inszenierung wartet mit den üblichen Zutaten bekannter Boulevardtheaterkomödien auf. In den Dialogen haben Peter Yeldham und die Übersetzer eifrig versucht, Anspielungen und Redewendungen einzustreuen, die irgendetwas mit Tod und Sterben zu tun haben. Vieles davon wirkt heute eher schal und aufgesetzt. Nach wie vor sehr amüsant ist hingegen Grit Boettchers One-Woman-Show, die mit Grimassen und Verrenkungen, aber auch mit subtileren Unterschieden die beiden sehr gegensätzlichen Frauenfiguren voneinander abzugrenzen versteht.
Leserwertung0 Bewertungen
0
5
von 10