Mr Nice Guy
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Mr. Nice Guy

Mr Nice Guy
„Mr. Nice Guy“ // Deutschland-Start: 17. Juni 1999 (Kino) // 3. Juli 2000 (DVD)

Inhalt / Kritik

Fernsehkoch Jackie (Jackie Chan) kommt gegen seinen Willen mit ganz üblen Typen in Kontakt. Diese verfolgen eigentlich die Journalistin Diana (Gabrielle Fitzpatrick), welche einen Drogendeal gefilmt hat, dabei aber gesehen wurde. Als sie während ihrer Flucht mit Jackie zusammenprallt, gerät er ungewollt in den Besitz des Videobandes, das die Verbrecher um jeden Preis in ihre Hände bekommen wollen. Jackie ahnt davon jedoch erst einmal nichts und glaubt weiterhin, eine Aufzeichnung seiner Kochshow dabei zu haben, die er seinem Adoptivbruder, dem Polizisten Romeo (Vince Poletto) überbringt. Bald allerdings wird ihm der Ernst der Lage bewusst …

Overacting und Sprachwirrwarr

Wie Der Diamanten-Cop ist Mr. Nice Guy einer dieser Streifen, die damals irgendwie dauernd auf Pro7 liefen. Als jemand, der Mr. Nice Guy in der Vergangenheit mehrmals und immer nur in der deutschen Synchronisation gesehen hat, war es ein großer Schock, den Film nach fast zwei Dekaden Abstinenz bei der Sichtung für diese Rezension im englischsprachigen Original zu rezipieren. Das Schauspiel ist größtenteils grauenhaft, die Story ist praktisch nicht vorhanden. Dass Jackie Chans Figur ein Fernsehkoch ist, scheint ausgewürfelt worden zu sein, so irrelevant ist es für den Plot. Nur in einer kleinen (und doch viel zu langen Szene) wird seine Tätigkeit vorantreibend in die Handlung integriert. Ansonsten hätte er aber wirklich jeden anderen Beruf der Welt haben können – außer Polizist vielleicht.

Für Jackie Chan war Mr. Nice Guy der erste seiner Filme, die komplett in englischer Sprache geschrieben und gefilmt wurden. Am Schauspiel von Chan selbst gibt es dennoch kaum etwas auszusetzen, insbesondere nicht im Vergleich zum restlichen Cast. Was der hier aber abliefert, spottet ja beinahe jeder Beschreibung. Das einzige, was sich in dieser Hinsicht zur Ehrenrettung sagen lässt, ist dass es offensichtlich bewusst komplett over the top ist. Es wird nur überhaupt nicht ersichtlich, wieso sich für diese Art der Performance entschieden wurde. Es hilft auch nicht, dass der Streifen komplett nachsynchronisiert ist. So wirkt das Ganze noch surrealer. Zum Verständnis: Es ist nicht so, dass sich die Akteure im Original der kantonesischen Sprache bedienten, welche dann von einer englischen Tonspur überdeckt wurde. Es ist schlicht so, dass aus irgendeinem Grund der englische Originalton nicht verwendet wurde. Allerdings ist der Film hinsichtlich Synchronisations- und Schnittfassungen sowieso ein Thema für sich, hier gibt es noch mehr Versionen als später bei Spion wider Willen.

Akrobatische Action

Mögen solche Aspekte von der Sprachbarriere und einer natürlichen nostalgischen Verklärung im Laufe der Zeit in der Erinnerung verfremdet worden sein, überzeugt Mr. Nice Guy weiterhin in einigen Punkten. Es sind Bereiche, die für Jackie-Chan-Fans zu den wichtigeren zählen werden, wenn es um seine Filme geht: Action, Stunts, Kampfchoreographien. Mag alles andere noch so schlimm sein, es ist offensichtlich, dass der Streifen als Vehikel für genau diese Dinge gedreht wurde. Dahingehend überzeugt er auch absolut. Chan wirkt oft, als sei er in echter Gefahr – dass der Mann überhaupt noch lebt ist angesichts der Liste seiner bei Drehs zugezogenen Verletzungen sowieso ein absolutes Wunder. Die Stunts hier sind überwiegend intensiv, so werden eine Kreissäge oder ein gigantischer Kipplaster bestmöglich eingesetzt, um dem Zuschauer das zu bieten, wofür er einen Jackie-Chan-Film einschaltet. Sammo Hung (Ip Man 2) versteht es wie wahrscheinlich kein anderer, Chans akrobatische Fähigkeiten für die große Leinwand zu nutzen. Der Regisseur absolviert auch einen kleinen Gastauftritt, der sicherlich die witzigste Stelle des Filmes markiert. Mr. Nice Guy hätte sicher etwas kürzer ausfallen dürfen, aber es ist doch überraschend, wie sehr die Action das Gesamtprodukt trotz teilweise eklatanter Mängel rettet.

Credits

OT: „Yat goh ho yan“
AT: „Mr. Nice Guy – Erst kämpfen, dann fragen“
Land: Hongkong
Jahr: 1997
Regie: Sammo Hung
Drehbuch: Fibe Ma, Edward Tang
Musik: Clarence Hui, Peter Kam, J. Peter Robinson
Kamera: Raymond Lam
Besetzung: Jackie Chan, Richard Norton, Miki Lee, Karen McLymont, Gabrielle Fitzpatrick, Vince Poletto, Barry Otto, Sammo Hung, Emil Chau

Trailer

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Mr. Nice Guy
Fazit
"Mr. Nice Guy" fällt in den Punkten Handlung und Schauspiel durch, absolviert aber die Sommerschule für Stunts mit Bravour, um überraschenderweise tatsächlich doch noch die Prüfung zu einem sehenswerten Film zu bestehen.
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