AFRICAN QUEEN
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African Queen

„African Queen“ // Deutschland-Start: 19. August 1958 (Kino) // 6. Dezember 2022 (Kino, Best of Cinema)

Inhalt / Kritik

Bislang führten der Pastor Samuel Sayer (Robert Morley) und Schwester Rose (Katherine Hepburn) ein friedliches Leben in einer Mission, die sie in Deutsch-Afrika betreiben. Doch als der Erste Weltkrieg ausbricht, ist es auch in der abgelegenen Gegend mit dem Frieden vorbei. Deutsche Soldaten machen die kleine Siedlung dem Erdboden gleich. Als Samuel kurze Zeit später stirbt, erklärt sich der Flusskapitän Charlie Allnutt (Humphrey Bogart) bereit, Rose mit seinem kleinen Dampfer African Queen mitzunehmen. Während ihrer beschwerlichen Reise kommen sich die beiden näher und fassen dabei den Beschluss, die Deutschen für ihre Aktion zu bestrafen – mit einem abenteuerlichen Plan …

Ein (fast) zeitloser Klassiker

Mehr als 70 Jahre hat African Queen inzwischen auf dem Buckel. Doch noch immer zählt der Film zu den größten filmischen Abenteuergeschichten aller Zeiten, weshalb er auch im Rahmen der Best-of-Cinema-Reihe für einen Tag zurück auf die hiesigen Leinwände kommt. Die Geschichte um zwei ungleiche Menschen, die gemeinsam den Gefahren einer stürmischen Flussfahrt trotzen, hat sich diese Ehre zweifelsfrei verdient. Natürlich ist das Werk ein Kind seiner Zeit, gerade die anfänglichen Missionarsszenen sind mindestens problematisch. Das meiste funktioniert bis heute aber sehr gut. Ein Beweis: Das letzte Jahr veröffentlichte Jungle Cruise ist auch eine Hommage an den Klassiker, wenn der neuzeitliche Blockbuster ebenfalls ein ungleiches Mann-Frau-Paar mit einem Dampfer auf ein Flussabenteuer schickt.

Bemerkenswert ist dabei, wie sehr die Figur der Rose ihrer damaligen Zeit voraus ist. Zu Beginn des Films erscheint sie nicht mehr zu sein als eine verknöcherte Jungfer, deren einziger Lebensinhalt ihre Religion ist. Doch im Laufe von African Queen darf sie demonstrieren, dass in ihr deutlich mehr steckt. Nicht nur dass sie dem Kapitän ordentlich Paroli bietet. Sie ist es auch, die mit dem wahnsinnigen Plan ankommt, wie das Boot zu einem Torpedo umfunktioniert ein deutsches Kriegsschiff versenken könnte. Das klingt so bescheuert, dass nicht nur Samuel das für einen Witz hält. Man könnte hier und an anderen Stellen meinen, dass es sich bei der Adaption eines Romans von C. S. Forester (Greyhound) um eine Komödie handelt. Humorvolle Momente, die aus dem Kontrast der zwei ungleichen Hauptfiguren entstehen, gibt es mehr als genug.

Fahrt zwischen mehreren Genres

Aber das ist eben nur ein Teil der Geschichte. Genauer ist African Queen zu gleichen Teilen Abenteuer, Kriegsfilm und Romanze, auch wenn das Genre zwischendurch mehrfach wechselt. Solche Wechsel sind oft nicht ganz einfach und brauchen ein entsprechendes Fingerspitzengefühl. Der große Regisseur John Huston (Die Spur des Falken), der mit der Adaption des 1935 veröffentlichten Romans betraut wurde, schafft es aber, die unterschiedlichen Aspekte zusammenzuführen, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Lediglich der Wandel der selbstbewussten Rose zu einer stärker schmachtenden Ausgabe ihrer selbst muss man als gegeben hinnehmen. Da erkennt man sie zum Teil nicht mehr so wirklich wieder. Aber es macht Spaß zuzusehen, wie die zwei sich näherkommen, zumal der Film mit den Legenden Humphrey Bogart und Katharine Hepburn exquisit besetzt ist.

Ein weiterer Vorteil ist, dass die Möglichkeiten von Spezialeffekten Anfang der 1950er natürlich nicht besonders ausgeprägt waren, weshalb tatsächlich viele Szenen in Afrika gedreht wurden. Wo das besagte Jungle Cruise an vielen Stellen zu offensichtlich durch eine Computerlandschaft führt, profitiert African Queen von den realen Umgebungen. Auch die Studioszenen, etwa wenn es ins Wasser ging, überzeugen und vermitteln das Gefühl, dass man mit den beiden zusammen eine große Reise antritt. Zu sehen gibt es ohnehin einiges, trotz der fehlenden Rechnerelemente, wenn unterwegs zahlreiche Gefahren warten. Sofern man sich nicht an den besagten altmodischen oder überholten Momenten stört, lohnt es sich nach wie vor, ein Ticket zu lösen und den Dampfer zu betreten, der Filmgeschichte geschrieben hat.

Credits

OT: „The African Queen“
Land: UK, USA
Jahr: 1951
Regie: John Huston
Drehbuch: John Huston, James Agee, Peter Viertel, John Collier
Vorlage: C. S. Forester
Musik: Allan Gray
Kamera: Jack Cardiff
Besetzung: Humphrey Bogart, Katharine Hepburn, Robert Morley

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1952 Beste Regie John Huston Nominiert
Bester Hauptdarsteller Humphrey Bogart Sieg
Beste Hauptdarstellerin Katharine Hepburn Nominiert
Bestes Drehbuch John Huston, James Agee Nominiert

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African Queen
fazit
„The African Queen“ ist ein Filmklassiker, obwohl – oder weil – die verschiedensten Genres zusammengeworfen wurden. Mal Abenteuer, dann Kriegsfilm, zwischendurch humorvoll und auch romantisch: Wenn zwei ungleiche Menschen gemeinsam auf einem Boot durch Afrika reisen und sich dabei näherkommen, ist das noch immer sehenswert, sofern man sich darauf einlassen kann, dass das hier ein Kind seiner Zeit ist.
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