
Der Anwalt Matt King (George Clooney) lebt im beschaulichen Honolulu, hat aber keinen Kopf dafür, seine Zeit auf einem Surfbrett oder mit Cocktails am Strand zu verbringen: Seine Frau Elizabeth (Patricia Hastie) liegt infolge eines Bootsunfalls im Koma. Darüber hinaus hat er seine beiden Töchter (Amara King, Shailene Woodley) kaum im Griff, außerdem muss er bald entscheiden, was mit den über 100 Quadratkilometern Land geschieht, welches sich seit etlichen Generationen im Familienbesitz befindet. Um die Situation noch zu verschärfen, erfährt Matt, dass seine Frau vor ihrem unfreiwilligen Krankenhausaufenthalt eine ernstere Affäre hatte und sich von ihm scheiden lassen wollte. Und schließlich wird die Familie vor die bittere Realität gestellt, dass die Maschinen wohl abgeschaltet werden müssen, welche Ehefrau beziehungsweise Mutter am Leben erhalten, da die Lage aussichtslos zu sein scheint …
Ein Idyll voller Tragik
Hawaii ist ein beliebter Drehort für Filme, auch wenn eher wenige Filme in Hawaii selbst ihre Handlung in Hawaii verorten. Die schönen, idyllischen und vielfältigen Landschaften laden geradezu dazu ein, jeden Streifen optisch aufzuwerten. Anders als für Touristen gedachte Werbeclips es glauben machen wollen, ist Hawaii aber natürlich nicht automatisch Synonym für Sorglosigkeit, Freiheit oder Blumenkränze. Auch hier können tragischen Ereignisse ihren Lauf nehmen, und The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten ist Zeuge davon.
Das Pacing von The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten passt zwar zu der Art Geschichte, welche der Film erzählen möchte, könnte vielen aber doch als zu langsam erscheinen. In der Tat nimmt sich Regisseur Alexander Payne (Nebraska) hier jede Menge Zeit, um die auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt geradlinigen Ereignisse voll ausspielen zu lassen. In dieser Hinsicht ist der Film ein bisschen wie das Leben selbst, welches Payne hier versucht mit seinen Co-Autoren Nat Faxon und Jim Rash einzufangen. Das ist in der Theorie auch eine interessante und authentische Herangehensweise, kann sich in der cineastischen Praxis aber wie bereits angedeutet stellenweise langweilig anfühlen. Mit fast zwei Stunden Laufzeit verlangt The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten seinem Publikum somit einiges an Geduld ab. Es ist ein ruhiger Film, trotz der dramatischen Ereignisse. Bei der Erzählweise hat sich Payne allerdings ein wenig im Ton vergriffen sozusagen. Das Voiceover von Clooney ist nicht selten schlicht störende und überflüssige Exposition, zusätzlich gelingt dem Film nicht immer der Balanceakt zwischen komödiantischen und ernsteren Szenen.
Überzeugendes Ensemble
Auch wenn alles ein wenig gemächlicher vonstatten geht, geben uns die Macher einiges an die Hand, um über den ein oder anderen kleineren Mangel im Pacing oder der Erzählweise hinwegzusehen. Das ist allen voran Hauptdarsteller George Clooney, welcher in einer für ihn eher ungewöhnlichen Rolle auftritt, dieser aber mit Routine und Charme zu verkörpern weiß. Der Cast um ihn herum steht ihm aber kaum nach. Amara Miller legt für ein damals elfjähriges Kind ein mehr als solides Schauspieldebüt hin, Shailene Woodley gibt eine glaubwürdige ältere Schwester ab. In kleineren Rollen überzeugen etwa Robert Forster oder Beau Bridges.
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