Mich hat keiner gefragt
© ZDF/Walter Wehner

Mich hat keiner gefragt

Inhalt / Kritik

Mich hat keiner gefragt
„Mich hat keiner gefragt“ // Deutschland-Start: 12. August 2021 (ZDF)

Partner hatte Anna (Meike Droste) im Laufe der Zeit so einige, da gab es schon den einen oder anderen Mann an ihrer Seite. Es war jedoch nie einer dabei, der sie so sehr überzeugt hätte, den Bund fürs Leben zu schließen. Richtig vermisst hat sie das auch nie, sie ist recht glücklich mit ihrem Singledasein. Ganz anders hingegen ihre beste Freundin Daisy (Elena Uhlig), welche nur darauf wartet, dass ihr Freund ihr endlich einmal einen Antrag macht. Annas Tochter Clara (Vita Tepel) ist da schon weiter: Die Traumhochzeit ist längst in Planung. Die Sache hat nur den Haken, dass ihr Vater wie immer keine Zeit hat und sie deshalb nicht zum Altar führen kann. Und so liegt es nun an Anna, bei ihren diversen Verflossenen irgendjemanden zu finden, der diese Aufgabe übernimmt …

Enttäuschungen am laufenden Band

Zuletzt standen die öffentlich-rechtlichen Sender wieder verstärkt in der Kritik. Über mangelnde Berichterstattung während des Hochwasser wurde geschimpft, vor allem aber über eine Erhöhung der Gebühren, die als alternativlos verkauft wurde, da sonst das Programm nicht finanziert werden könnte. In solchen Zeiten wäre es daher sicher nicht verkehrt, auch tatsächlich ein qualitativ hochwertiges Programm vorzulegen, welches den Kritikern und Kritikerinnen den Wind aus den Segeln nimmt und beweist: Ja, es ist wichtig, dass es diese Sender gibt. Zumindest filmisch sieht es jedoch recht mau aus. Da findet sich kaum eine Eigenproduktion während des Sommerlochs. Und das was kommt, ist fragwürdig. Mutter kündigt ruinierte ein interessantes Szenario mit einem missglückten Drehbuch. 3 1/2 Stunden hat ebenfalls ein spannendes Grundgerüst, tat sich aber mit der Umsetzung schwierig. Vor allem die historische Ungenauigkeit sorgt derzeit im Netz für Empörung.

Während man sich die beiden Filme aber trotz des nicht genutzten Potenzials noch irgendwie anschauen konnte, ist Mich hat keiner gefragt jetzt ein Totalausfall. Das ist nicht nur wegen der allgemeinen Situation ärgerlich. Schlimmer ist, dass hier eigentlich einige talentierte Leute mitgearbeitet haben. Regisseur Nico Sommer zum Beispiel hat mehrfach unter Beweis gestellt, dass er sehr charmante und rührende Filme drehen kann, siehe etwa Silvi oder Lucky Loser – Ein Sommer in der Bredouille. Nachdem diese aber nicht das Publikum fanden, das der Filmemacher verdient hätte, ist er gezwungen, die Drehbücher anderer fürs Fernsehen zu verfilmen. Und zumindest das hier zugrundeliegende ist so unfassbar schlecht, dass auch er die ZDF-Komödie nicht mehr retten kann.

Brauchbares Szenario in den Sand gesetzt

Das Gleiche gilt für Hauptdarstellerin Meike Droste (Deutscher). Sie hätte den notwendigen Charme und das komische Talent, um aus der Geschichte einer heiratsunwilligen Mutter etwas Sehenswertes zu machen. Aber auch sie kommt nicht gegen den Stoff an, der ihr zugeschoben wurde. Dabei ist das grundsätzliche Szenario nicht verkehrt. Dem Klischee nach sind die Kinder ja gerne rebellischer als die Eltern, wollen sich nichts vorschreiben lassen und sich von niemandem bestimmen lassen. Dass in Mich hat keiner gefragt die Tochter von einer großen Hochzeit träumt, während die Mutter der Freigeist ist, daraus ließe sich schon etwas machen. Gleiches gilt für die Idee, die Mutter ihre Verflossenen abzuklappern und sich auf diese Weise mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen zu lassen.

Nur sollte man dann auch wirklich etwas zu erzählen haben. Und eben bei dieser Feinarbeit offenbart das Drehbuch seine enorme Schwächen. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass die meisten Männer, die aus der Versenkung hervorgeholt werden, so nichtssagend sind, dass man sie gleich wieder vergessen hat. Die Begegnungen werden nicht einmal genutzt, um Anna tatsächlich weiter zu charakterisieren. Wir erfahren in der ganzen Zeit nichts, was man nicht schon vorher hätte wissen können. Mich hat keiner gefragt verpasst es, eine wirkliche Entwicklung in der Protagonistin in Gang zu setzen. Klar, ein Umdenken findet schon statt. Aber das geschieht spontan, ohne dass jemand zuvor Arbeit investieren wollte.

Ohne Entwicklung und Witz

Wenn denn der Film wenigstens lustig wäre. Eine inhaltliche Leere lässt sich leichter verkraften, wenn sie unterhaltsam verpackt wurde. Doch auch hier entpuppt sich Mich hat keiner gefragt als Nullnummer. Knapp neunzig Minuten wäre Zeit gewesen, um komische Situationen zu kreieren. Und doch geschieht nichts. Selbst die Konflikte mit Tischnachbar Albert (Oliver Stokowski), der plump als eine Art Love Interest eingebaut wurde, sind so quälend langweilig, dass man nicht nur den Glauben an die Liebe verliert, sondern auch den an die Existenz deutschen Humors. So schön es ist, wenn die Sender hiesigen Filmschaffenden in diesen schwierigen Zeiten Arbeit geben: Das hier hat mehr von einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme als einem tatsächlich kreativen Werk.

Credits

OT: „Mich hat keiner gefragt“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Nico Sommer
Drehbuch: Stefani Straka, Gabriele M. Walther
Musik: Stefan Maria Schneider
Kamera: Eugen Gritschneder
Besetzung: Meike Droste, Elena Uhlig, Vita Tepel, Oliver Stokowski, Stephan Luca, Tamer Trasoglu

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Mich hat keiner gefragt
fazit
Wenn in „Mich hat keiner gefragt“ eine Single-Mutter gegen Hochzeiten wettert und die Tochter hingegen die Traumhochzeit plant, dann ist das die Vorlage für zahlreiche Konflikte. Spaß macht die Komödie trotzdem nicht: Die Figuren sind nichtssagend, es gibt keine Entwicklung und die Versuche von Komik sind oft eine Qual.
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