Mit einem Bein im Kittchen Used Cars
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Mit einem Bein im Kittchen

Inhalt / Kritik

Mit einem Bein im Kittchen Used Cars
„Used Cars“ // Deutschland-Start: 31. Oktober 1980 (Kino) // 8. Oktober 2015 (DVD)

Große Pläne hat Rudy Russo (Kurt Russell) für sein Leben: Er möchte als Repräsentant für den Senat Arizonas kandidieren. Seine Werbekampagne oder zumindest sein Wahlplakat samt Slogan sind schon fertig, aber er muss noch das nötige Geld haben, um sich als Kandidat zu registrieren. Seit Jahren schon legt er Geld beiseite, während er als Gebrauchtwagenhändler für den herzkranken Roy Fuchs (Jack Warden) arbeitet. Doch sieht Rudy dies auch als eine Art Training an und er ist der beste in seinem Job, kann einen rostigen Chevrolet zu einem Traumauto im Kopf seines Kunden machen. Einzig und allein die Konkurrenz durch Roys Bruder Luke (auch Jack Warden) trübt die Stimmung bisweilen ein wenig, lässt dieser nichts unversucht, um seinem Bruder zu schaden und endlich an dessen Grundstück zu kommen, das seinem Gebrauchtwagenhandel gegenüber liegt. Als Roy bei einer besonders fiesen Aktion von Luke einen tödlichen Herzanfall erleidet, beschließen Rudy und seine Kollegen kurzerhand, den Tod ihres Chefs geheim zu halten, alleine schon, weil sie nicht zulassen wollen, dass Luke gewinnt. Zusammen gelingt es ihnen Luke immer mehr Kunden abzugraben, was diesen natürlich zum Toben bringt, bis eines Tages Roys Tochter Barbara (Deborah Harmon) vor der Tür steht und Rudys Schwindel aufzufliegen droht.

Die Abwicklung eines Traumes

Nach der Komödie I Wanna Hold Your Hand (1978) ist Mit einem Bein im Kittchen (Used Cars) erst die zweite Regiearbeit des US-Filmemachers Robert Zemeckis, der nur wenige Jahre später mit Zurück in die Zukunft seine Eintrittskarte in den Olymp Hollywoods und vieler Filmfans bekommen sollte. Zusammen mit seinem ehemaligen Kommilitonen Bob Gale verfasste er vor allem Drehbücher oder erfand Ideen für neue Filme, war im regen Austausch mit Filmemachern wie John Milius (Conan – Der Barbar) und Steven Spielberg und träume vom großen Durchbruch, wie ihn Spielberg schon Jahre zuvor mit Der weiße Hai hatte. Bei einer der Mittagspausen, wie Journalist Phil Hoad in seinem Aufsatz über Used Cars schreibt, geschah es dann, dass man zunächst scherzhaft, dann aber bald mit vollem Ernst über einen Film sprach, in dem Gebrauchtwagenhändler eine tragende Rolle spielen sollten.

Zweifelsohne erkennt man den Zeitgeist in einem Film wie Used Cars von der ersten Einstellung an. Chevrolet, Chrysler und General Motors prägen die lange Schlange von Rostlauben, die beim genauen Hinsehen schon auseinander fallen und die Leute wie der von Kurt Russell gespielte Rudy Russo verkaufen müssen. Jene Symbole des Amerikanischen Traums, der ungebrochene Glaube an Fortschritt und Wachstum, liegt in seinen letzten Zügen mit zerbeulter Stoßstange, abgeschabtem Lack und verschlissenen Sitzen. Mit wenigen Handgriffen gelingt es Russo, den Kilometerzähler auf eine akzeptable Zahl zu bringen, Kratzer zu überkleben und mit einer Sprühdose „New Car Smell“ die Ausdünstungen der Vorbesitzer zu verdecken, zumindest so lange bis er es geschafft hat, aus dieser Ruine den Traum eines anderen zu machen.

Es ist gerade jene überzeichnete, teils brüllend komische erste halbe Stunde, die wohl am stärksten im Gedächtnis des Zuschauers bleiben wird. Nicht nur wegen des unablässigen Schnattermauls Rudy Russos, sondern vielmehr für diese Abwicklung, oder vielmehr temporäre Wiederbelebung jenes Traums, der in der Carter-Ära durch Ölkrise und eine schwächelnde Wirtschaft deutlich in den Seilen hing.

Fast wie neu

Für Zuschauer, die Kurt Russell bislang nur als eher wortkargen Snake Plissken aus John Carpenters Die Klapperschlange oder als Stuntman Mike aus Quentin Taratinos Death Proof – Todsicher kennen, offenbart diese frühe Rolle das komödiantische Talent des Schauspielers. Mit einer Mischung aus selbstverliebtem Macho und self-made-man beweist Russell unter der Regie Zemeckis’ einen durchaus gelungenen Hang zur Überzeichnung. Ein vor sich hin stotterndes Auto mit hängender Stoßstange zu verkaufen, ist für diesen Mann nicht mehr nur eine Arbeit, sondern eine Berufung, ein Training für höhere Aufgaben. Ironischerweise, auch mit Bezug auf die politischen Dimensionen des Films, will er ausgerechnet als Senator seinen weiteren Lebensweg beschreiten, eine Tätigkeit also, die sehr viel Ähnlichkeit mit seiner jetzigen aufweist.

Auch im Zusammenspiel mit dem Rest der Besetzung gelingen immer wieder amüsante Szenen, wenngleich der Rhythmus und Ton des Films empfindlich durch die etwas deplatziert wirkende Romanze gestört wird. Insbesondere Deborah Harmon als entfremdete Tochter hinterlässt kaum einen Eindruck, bekommt wenig zu tun in den Szenen mit Russell.

Credits

OT: „Used Cars“
Land: USA
Jahr: 1980
Regie: Robert Zemeckis
Drehbuch: Robert Zemeckis, Bob Gale
Musik: Patrick Williams
Kamera: Donald M. Morgan
Besetzung: Kurt Russell, Jack Warden, Gerrit Graham, Deborah Harmon, Frank McRae

Bilder

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„Used Cars“ ist ein sehr lustiger Film über die USA am Anfang der 1980er Jahre. Mit einem gut aufgelegten Kurt Russell in der Hauptrolle und vielen guten Ideen im Skript bietet der Streifen seinem Zuschauer viel, verschenkt aber auch einiges in der eher mittelmäßigen zweiten Hälfte.
6
von 10