Finale
© Pierrot le Fou

Finale – Entertainment kennt keine Grenzen

Kritik

Finale
„Finale – Entertainment kennt keine Grenzen“ // Deutschland-Start: 22. Januar 2021 (DVD/Blu-ray)

Während ihr Heimatland Dänemark im Ausnahmezustand ist, weil die Nationalmannschaft ins Fußballfinale eingezogen ist, beginnt für Agnes (Anne Bergfeld) ein ganz normaler und auch ihr letzter Arbeitstag an der Tankstelle ihres Vaters. Die Nacht ist ruhig, denn bis auf Belinda (Karin Michelsen), die sich die Nachtschicht mir Agnes teilt und immer wieder das Gespräch über ihre turbulente Beziehung sucht, kommt es kaum zu irgendwelchen Vorkommnissen. Da ist es fast schon willkommen, als zwei junge Männer in der Tankstelle aufkreuzen und immer aufdringlicher werden, bis sie Agnes vertreiben kann. Jedoch soll es bei diesem Vorkommnis nicht bleiben, denn schon bald bemerken die beiden Frauen, dass sie nicht mehr alleine sind auf ihrem Arbeitsplatz. Agnes wie auch Belinda werden von Angreifern überwältigt und kommen erst nach einiger Zeit wieder zu sich, in einem fremden Raum, umringt von Kameras und einem Mann, der sich selbst „Der Zirkusdirektor“ (Damon Younger) nennt. Er erklärt ihnen, sie seien die Hauptattraktionen eines Spieles, welches im Internet übertragen wird und sowohl Agnes wie auch Belinda sollen sich auf eine Nacht der Qualen und der Schmerzen einstellen.

Es ist alles nur Teil der Show

Auch wenn Finale – Entertainment kennt keine Grenzen das Regiedebüt des Dänen Søren Juul Petersen ist, so ist er bereits seit vielen Jahren vor allem als Produzent im Filmgeschäft tätig. Wie er selbst sagt, weckte gerade diese Arbeit in ihm den Wunsch, selbst einmal Regie zu führen, wobei er sich für eines seiner Lieblingsgenre, nämlich den Horrorfilm, entschied und dabei auf eine Vorlage des dänischen Autors Steen Langstrup, dem skandinavischen Äquivalent zu Stephen King, zurückgreifen durfte. An Finale reizte ihn, wie er in vielen Interviews betont, die Relevanz der Geschichte für die Gegenwart, vor allem unsere Obsession mit Unterhaltung, auch wenn für dieses Menschen ihre Würde verlieren müssen oder gar bereit dazu sind, diese für etwas Geld aufzugeben.

Wenn sich Petersens Film speziell mit diesen Themen, erzählerisch wie auch formal, befasst, findet die Geschichte durchaus starke Momente. Dies liegt nicht nur an dem intensiven Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen, allen voran Anne Bergfeld, doch ganz besonders an Damon Youngers Darstellung des lakonisch-brutalen Zirkusdirektors, der in seiner Boshaftigkeit und offen vorgetragenem Sadismus mehr als einmal sprichwörtlich die Show stiehlt, aber leider etwas zu kurz kommt. Gerade in seiner Figur verbindet sich die zelebrierte Lust am Schauen, am Leiden anderer und jener Hand zur Soziopathie, welcher einer Gesellschaft zugeschrieben wird, die für ihre Obsession des Zusehens moralische Grenzen zu überschreiten. Zudem verweist Petersens Inszenierung auch auf die Klassengesellschaft, in deren Dienst nicht nur Sadisten wie der Zirkusdirektor stehen, sondern die wie in einem modernem Menschenmarkt sich ihre Opfer auswählt.

Morbide Neugierde

In diesem Zusammenhang wundert es nicht, wenn sich Petersens Film bei Werken wie Eli Roths Hostel-Filmen bedient und sogar Anspielungen zu der Saw-Reihe vorweisen kann. Die morbide Neugierde des Menschen, auf die ein Ansager bereits zu Anfang des Filmes den Zuschauer hinweist, bleibt unübertroffen, sodass man nicht wegsehen kann, auch wenn man weiß, wie schrecklich es werden kann. Gerade diese verstörenden Elemente sind es, die wohl dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben werden, die auch durchaus thematisch sehr viel Biss haben, weniger jedoch alles drum herum, wovon es leider sehr viel gibt.

Für seine Geschichte hat sich Petersen entschieden, einen weiten Teil des Filmes mit Zeitsprüngen zu erzählen, wobei die erste Ebene vom Eintreffen Agnes’ an der Tankstelle bis zu ihrer und Belindas Entführung geht und die andere eben mit dem Aufwachen Agnes’ in der medialen Folterkammer beginnt. Als Exposition ist die erste Ebene natürlich gemeint, nimmt aber im weiteren Verlauf sehr viel Platz ein, obwohl der Zuschauer schon ahnt, was passiert ist und hangelt sich zudem von einem Klischee des Genres ins nächste. Vor allem aber ist diese Nachtschicht, nicht nur für Agnes und Belinda, sondern auch fürs Publikum, unendlich zäh.

Credits

OT: „Finale“
Land: Dänemark
Jahr: 2018
Regie: Søren Juul Petersen
Drehbuch: Carsten Juul Bladt, Søren Juul Petersen
Vorlage: Steen Langstrup
Musik: Peter K. Nørdgaard
Kamera: Tobias Scavenius
Besetzung: Anne Bergfeld, Karin Michelsen, Damon Younger, Kristoffer Fabricius, Mads Koudal

Bilder

Trailer

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„Finale“ ist eine Mischung aus Horrorfilm und Thriller mit einigen ganz guten Ansätzen. Leider ist der Film viel zu expositionslastig, teils sehr zäh und nimmt erst so langsam an Fahrt auf, was vor allem mit Damon Youngers Darstellung zu tun hat.
5
von 10