Terror in der Oper Opera Dario Argento
© ADC Films/Cecchi Gori Group Tiger Cinematografica/RAI/Dario Argento

Terror in der Oper

Kritik

Terror in der Oper Opera Dario Argento
„Terror in der Oper“ // Deutschland-Start: 15. Juli 2016 (Blu-ray)

Nachdem die Hauptbesetzung während einer Probe einen Unfall hatte, soll nun deren Zweitbesetzung Betty (Cristina Marsillach) die weibliche Hauptrolle in einer Adaption von Giuseppe Verdis Oper Macbeth übernehmen, was die schöne Sopranistin gleichzeitig erfreut, doch auch stutzig macht, glaubt sie doch an den traditionellen Fluch, welcher auf der Geschichte lasten soll. Für Marco (Ian Charleson), eigentlich Regisseur von Horrorfilmen, der mit der Umsetzung von Macbeth sein Debüt an einem Theater gibt, steht jedoch außer Frage, dass Betty ihre Aufgabe gut bewältigen wird. Marcos Gefühl bewahrheitet sich, denn Betty spielt und singt sehr überzeugend bei der ausverkauften Premiere, auch als ein Scheinwerfer in den Zuschauerraum stürzt und die Vorstellung kurz unterbrochen werden muss. Als nach der Vorstellung Betty, zusammen mit einem Crewmitglied den Erfolg begießen will, werden die beiden von einem maskierten Mann angegriffen. Während Betty gefesselt wird, muss sie hilflos dabei zusehen, wie der Maskierte ihre Begleitung grausam umbringt. Wenig später fällt ein weiterer Arbeiter an der Oper einem Angreifer zum Opfer und die Polizei beginnt ihre Ermittlung, doch Betty ist zu verängstigt, um mit den Beamten zu reden. Nach einer weiteren Attacke versteht sie, dass sie mit dem Mörder etwas verbindet, was ihr bislang verschlossen blieb und sie macht sich auf die Suche nach diesem Detail, was dem Grauen ein Ende setzen könnte.

Opfer der Illusion
Nach seinem letzten Film Phenomena verschlug es den italienischen Regisseur Dario Argento für Terror in der Oper oder Im Zeichen des Rabens abermals in die Schweiz, aber auch in seine Heimat. Die Geschichte um eine Sängerin, die von einem sadistischen Mörder verfolgt wird, hat als Hintergrund Argentos eigene Erfahrungen an der Oper, als er einst selbst Verdis Opernfassung von William Shakespeares Drama inszenieren sollte. Das Ergebnis folgt in gewisser Weise der Ästhetik der italienischen giallo, jener Mischung aus Horror und Thriller, welche Argento mit begründete, emanzipiert sich aber gleichzeitig von diesem, wenn die Geschichte beispielsweise über Voyeurismus, Obsession und das Filmemachen generell spricht.

Immer wieder geht es bei den Filmen Argentos um die Lust an der Inszenierung. Gerade in der eitlen Welt des Theaters und des Schauspiels ist das Zusehen und Gesehen-Werden ein essenzieller Teil der Kunst, wobei gerade Terror in der Oper auch mit jener Illusion hinter den Bildern spielt. Während wir hinter der Bühne Zeuge des geschäftigen Treibens sind, von letzten Handgriffen, Flüchen und Pannen, wechselt die Kamera sogleich zu der perfekten Fassade, der Bühne, auf der alles sitzt und nach außen hin perfekt wirkt. Selbst das Herunterfallen eines Scheinwerfers wird als Aspekt der Inszenierung angesehen, wenn ein Zuschauer verwundert fragt, ob „das jetzt dazu gehört“. Diese Obsession mit der Inszenierung und dem Zuschauen treibt die Figuren auch jenseits ihres Berufes an, wie den von Ian Charleson gespielten Regisseur, dessen Freundin direkt bemerkt, dass er weniger Interesse an ihr habe, sondern mehr an der Überführung des Mörders, einer Integration des Täters innerhalb der eigenen Inszenierung.

Diese Lust am Zusehen wird den Figuren immer wieder zum Verhängnis. Wie der Autor Sam Dalmas in Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe bemerkt man schnell das Fatale an jener Neigung, selbst bei denjenigen, die zum Zusehen gezwungen werden, wie Betty, aber zugleich von den Blicken anderer abhängig sind.

Zeugen eines Mordes
Dieses Spiel mit den voyeuristischen Neigungen eines Menschen ist aber nicht nur ein erzählerisches Element, sondern bestimmt gleichsam die Inszenierung. Das Auge oder die Verletzung dessen sind zentrale Symbole, mit denen der Film gar beginnt, wenn er die schwarzen Augen eines Raben, einer Requisite der Oper, einfängt und immer wieder auf diese Einstellung zurückkommt. Ronnie Taylors Kamera übernimmt zudem an vielen Stellen die Perspektive des Killers, wie er durch Bettys Wohnung schleicht oder sich an ein Opfer heranpirscht, den Blick gerichtet auf eine Waffe oder ein die obligatorischen schwarzen Handschuhe.

Wie Betty, die auf grausame Weise gezwungen wird, die Morde mitanzusehen, sind auch wir als Zuschauer Zeugen dieser Taten, können nicht wegsehen. Unsere Reaktion spiegelt sich in den Augen Bettys, doch auch jene Ebene der Faszination, welche diese Bilder hinterlassen haben und sich tief eingraben in die Psyche der Figuren, deren Qual und Folter gerade in der Obsession mit diesen Bildern begründet liegt.

Credits

OT: „Opera“
Land: Italien, USA
Jahr: 1987
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Franco Ferrini, Dario Argento
Musik: Claudio Simonetti
Kamera: Ronnie Taylor
Besetzung: Cristinia Marsillach, Ian Charleson, Urbano Barberini, Coralina Cataldi-Tassoni, Antonella Vitale

Bilder

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„Terror in der Oper“ ist eine visuell beeindruckende Mischung aus Thriller und Horror. Dario Argento verknüpft die für sein Werk typischen Themen mit der Welt der Oper und behandelt dabei menschliche Obsession, insbesondere die Lust am Sehen, einer fatalen Leidenschaft.
7
von 10