Rebecca 1940

Rebecca (1940)

Kritik

Rebecca 1940
„Rebecca“ // Deutschland-Start: 30. Oktober 1951 (Kino) // 15. Mai 2020 (DVD/Blu-ray)

Bislang war das Leben der jungen mittellosen Frau (Joan Fontaine), die als Gesellschafterin arbeitet, nur wenig glamourös. Doch das soll sich ändern, als sie Maxim de Winter (Laurence Olivier) begegnet und er sie zur Frau nimmt. Dass er wohlhabend ist, weiß sie zu dem Zeitpunkt zwar schon. Aber das Ausmaß seines Reichtums überrascht sie ebenso sehr wie das riesige Anwesen, in dem sie fortan leben soll. Ganz so traumhaft wie zunächst erhofft ist diese Erfahrung dabei nicht. Da wäre zum einen die Haushälterin Mrs. Danvers (Judith Anderson), welche aus ihrer Verachtung gegenüber der jungen Braut kein wirkliches Geheimnis macht und ihr immer wieder ihre Grenzen aufzeigt. Und dann wäre da noch Rebecca, die ein Jahr zuvor tragisch verstorbene erste Frau von de Winter, die noch immer einen großen Einfluss hat …

Rebecca war sicherlich in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein für Alfred Hitchcock. Nicht nur, dass es sich hierbei um den ersten in den USA gedrehten Film des legendären Regisseurs handelte. Das sowohl beim Publikum wie auch Kritikern erfolgreiche Werk erhielt sogar einen Oscar als bester Film des Jahres – die einzige Regiearbeit Hitchcocks, der diese Ehre zuteilwurde. Und doch war der Meister der Spannung hiermit nur wenig glücklich. So äußerte er sich später abfällig über seinen romantischen Thriller. Aber auch die Dreharbeiten waren für den Briten eine unangenehme Angelegenheit. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Produzenten David O. Selznick, dessen Hollywood-Erwartungen sich nicht mit den Vorstellungen Hitchcocks vereinbaren ließen.

Der Streit um den Inhalt
Schon bei der Erstellung des Drehbuchs kam es zu Streitigkeiten. Hitchcock wollte ursprünglich bei der Adaption von Daphne du Mauriers 1938 erschienenem, erfolgreichem Roman eine ganze Menge ändern, von Teilen der Geschichte über die Figuren bis zu, Einsatz von Humor. Selznick setzte sich jedoch durch mit seinem Wunsch, möglichst nahe am Bestseller-Original zu sein. Tatsächlich geht die einzige größere Änderung auf ihn zurück und betrifft die erst spät verratenen Umstände, unter denen Rebecca ums Leben kam. Die neue Version sollte dem Hollywood-Codex entsprechen, um jeden Preis. Dass die Änderung irgendwie nicht so wirklich viel Sinn ergibt, schien ihn dabei nicht zu stören.

Aber Rebecca erzählte so oder so weder als Buch noch als Film eine Geschichte, über die man allzu viel nachdenken sollte. Zumindest gegen Ende hin, wenn sich die Ereignisse überschlagen und ein paar Geheimnisse gelüftet werden, darf man sich an doch sehr konstruierten Inhalten nicht stören. Es passt auch nicht so ganz zu dem Rest des Films, der eigentlich sehr ruhig ist und sich bei allem viel Zeit lässt. Schon die Phase, bis es zur Hochzeit kommt, nach der die eigentliche Geschichte erst anfängt, dauert relativ lang. Und erst einmal in den Gemäuern angekommen, arbeiten wir uns nur langsam vorwärts. Auch wenn das völlig überdimensionierte Anwesen zum Bersten mit ominösen Schatten der Vergangenheit gefüllt ist, tatsächliche Auswirkungen hat das erst einmal nicht.

Eine Beziehung der Abhängigkeit
Das liegt maßgeblich an der Protagonistin, die wie schon im Buch keinen eigenen Namen hat. Dabei handelt es sich nicht um Versehen seitens der Autorin. Vielmehr passt es zu einer Figur, deren Charaktereigenschaft in erster Linie darin besteht, sich allem und jedem unterlegen zu fühlen und bei Krisensituationen erst einmal in Schockstarre verfällt. Das ist absolut überzeugend gespielt, nicht zuletzt weil Hitchcock Fontaine (Verdacht) während des Drehs in die Depression trieb. Durch die Augen der jungen Frau sehen wir die Welt, spüren die Kälte, ahnen die Abgründe, die um uns herum in der Dunkelheit warten – weshalb sie dann auch keinen einzigen Schritt zu gehen wagt. Manderley ist gleichermaßen Gefängnis wie Labyrinth.

Das macht sie vielleicht nicht unbedingt zu einer spannenden Figur, lange Zeit bleibt ihre Unterordnung und das mangelnde Selbstbewusstsein das einzige, was sie definiert. Aber es ist doch spannend mit ihr die vielen kleinen Schritte zu gehen, sich zu fragen, was in dem Gemäuer vor sich geht. Wie kann es sein, dass eine tote Frau derart das Leben der anderen dominiert? Was sind die wahren Gefühle von Maxim, bei dem so offensichtlich ist, dass er nicht alles erzählt hat? Daraus entsteht eine Atmosphäre des Misstrauens und der Angst, einer absoluten Entfremdung von dem Rest der Welt. Aber es entsteht auch eine absolute Abhängigkeit, die fast noch erschreckender ist als das, was damals wirklich geschehen ist mit dieser Frau, nach der alles benannt ist und über die doch nicht geredet werden darf.

Credits

OT: „Rebecca“
Land: USA
Jahr: 1940
Regie: Alfred Hitchcock
Drehbuch: Robert E. Sherwood, Joan Harrison, Philip MacDonald, Michael Hogan
Vorlage: Daphne du Maurier
Musik: Franz Waxman
Kamera: George Barnes
Besetzung: Joan Fontaine, Laurence Olivier, Judith Anderson, George Sanders

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1941 Bester Film Sieg
Beste Regie Alfred Hitchcock Nominierung
Bestes Drehbuch Robert E. Sherwood, Joan Harrison Nominierung
Bester Hauptdarsteller Laurence Olivier Nominierung
Beste Hauptdarstellerin Joan Fontaine Nominierung
Beste Nebendarstellerin Judith Anderson Nominierung
Beste Musik Franz Waxman Nominierung
Beste Kamera – Schwarzweiß George Barnes Sieg
Bestes Szenenbild – Schwarzweiß Lyle R. Wheeler Nominierung
Bester Schnitt Hal C. Kern Nominierung
Beste Spezialeffekte Jack Cosgrove, Arthur Johns Nominierung

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In „Rebecca“ erzählte Alfred Hitchcock von einer jungen Frau, die einen reichen Mann heiratet, aber an den Schatten der Vergangenheit zu zerbrechen droht. Der Film überzeugt gerade durch seine Stimmung der Entfremdung und der Angst, verbunden mit einer Abhängigkeit. Über den Inhalt sollte man dafür nicht allzu viel nachdenken.
8
von 10