Black Robe - Am Fluss der Irokesen
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Black Robe – Am Fluss der Irokesen

Kritik

Black Robe - Am Fluss der Irokesen
„Black Robe – Am Fluss der Irokesen“ // Deutschland-Start: 28. Mai 1992 (Kino) // 27. Februar 2020 (DVD/Blu-ray)

Im Jahr 1634 tritt der junge Jesuitenpater Laforgue (Lothaire Bluteau) eine gefährliche Reise an. Das Ziel: der Huronen-Stamm in einer abgelegenen Gegend Neufrankreichs. Denn dort soll er helfen eine Missionsstation zu errichten und auf diesem Weg die Menschen zu Gott zu führen. Dabei stellt sich sein eigener Weg als sehr beschwerlich heraus. Unterwegs müssen er, der bretonische Zimmermann Daniel (Aden Young), der ebenfalls Geistlicher werden will, und die sie begleitenden Einheimischen große Gefahren überstehen. Vor allem der kriegerische Stamm der Irokesen gibt Anlass zur Sorge. Doch die größte Gefahr für die Mission geht von Laforgue selbst aus, der während der beschwerlichen Reise zunehmend an deren Sinn zweifelt …

Es spielt eigentlich keine große Rolle, wohin wir derzeit schauen: Viele Gesellschaften werden von kulturellen Grabenkämpfen dominiert. Während die einen versuchen, die Welt offener zu gestalten, halten andere, auch aus der Angst vor Identitätsverlust, am Alten fest. Diese Kämpfe können sich in den kleinsten Details und Bedeutungslosigkeiten festmachen, da geht es oft mehr ums Prinzip als wirkliche Überzeugungen. Einen Film wie Black Robe – Am Fluss der Irokesen anzuschauen hat daher eine ganz eigene Faszination, gewinnen wir hier doch einen Einblick in frühere Kulturkämpfe. Nur dass die nicht mit Twitter, T-Shirt-Slogans und TV-Eskapaden ausgetragen wurden, sondern zum Teil unter Einsatz des eigenen Lebens.

Verständnislose Verbesserung
Heute ist natürlich das Gespür stärker dafür ausgeprägt, dass die Missionierung anderer Völker bzw. die Kolonisierung ihrer Länder letztendlich ein Verbrechen war. Gerade die Black Lives Matter Bewegung hat international Diskussionen angestoßen, sich endlich mit der eigenen finsteren Vergangenheit auseinanderzusetzen, die oftmals von Unterdrückung anderer geprägt war. Dabei hat Black Robe dies schon vor fast 30 Jahren getan. Basierend auf einem Roman von Brian Moore, der auch das Drehbuch geschrieben hat, bekommen wir hier eine Alternative zu vielen romantisierenden Filmen rund um Indianerstämme. Hier gibt es eben keine Friedenspfeife und von Pathos erfüllte Worte. Stattdessen gibt es viel Dreck, Abgründe und Unverständnis, wenn die Europäer die Welt nach ihrem Bild formen wollen.

Laforgue ist dabei auch nicht der übliche Held, wie ihn eine solche Geschichte oft zeigt. Er ist zwar kein schlechter Mensch, er handelt aus dem aufrichtigen Glauben heraus, anderen zu helfen, indem er sie zu Christen macht – im Gegensatz zu so manchem Hobby-Missionaren in heutiger Zeit. Doch gute Absichten bedeutet eben nicht, dass auch die Handlung an sich gut ist. Black Robe zeigt die fremden Kulturen der einzelnen Stämme, die auf ganz anderen Werten aufbauen, aber auch anderen Lebensumständen. Für die schönen Worte, die der Priester im Gepäck hat, haben sie keine Verwendung. Ebenso wenig für einen Gott, der für sie allenfalls als Zauber zur Bekämpfung von Krankheiten eine Daseinsberechtigung hat. Ihr Leben ist auch ohne reich genug.

Spirituelle Zweifel zwischen Blut und Schlamm
Es ist diese Begegnung mit einer Welt, in der das Christentum nicht gebraucht wird, die zur Prüfung des Geistlichen wird und damit ganz grundsätzliche Fragen zur Religion stellt. Warum glauben wir? Wozu gibt es einen Gott? Woher wissen wir, dass dieser Glauben echt ist? Das Historiendrama ist dabei jedoch kein Film der großen Worte. Die Zweifel, die sich in Laforgue zunehmend mehren, werden nur zum Teil verbal abgehandelt. Stattdessen vertraut Regisseur Bruce Beresford, der sich in Filmen wie Miss Daisy und ihr Chauffeur schon mehrfach mit einem kulturellen Austausch beschäftigte, vor allem auf die Macht der Bilder. Die können mal atemberaubend schön sein, wenn wir uns durch die unberührte Natur des heutigen Kanadas schlagen. Doch es darf auch hässlich und brutal werden, verschmiert von Blut und Schlamm.

Ähnlich zu Martin Scorseses Silence betont der Film die finsteren Seiten der Missionierung, die auf beiden Seiten hohe Opfer forderte. Es ist nahezu unmöglich, im Anschluss nicht desillusioniert zu sein, was die Natur des Menschen angeht. Daran zu verzweifeln, was sich die Leute gegenseitig antun. Und doch ist es eben die Finsternis, die Black Robe sehenswert macht, der Wille, nichts zu beschönigen. Beresford, der schon länger darauf gehofft hatte, den 1985 erschienenen Roman verfilmen zu dürfen, legte viel Wert darauf, die damaligen Vorkommnisse so zu zeigen, wie sie sich abgespielt haben könnten. Es kommen auch diverse Sprachen der indigenen Völker zum Einsatz, um die Authentizität zu verstärken und die Begegnung zweier Welten zu betonen, die kein Verständnis füreinander haben. Eine Begegnung, die am Ende viel veränderte, aber keinen Platz für Sieger ließ.

Credits

OT: „Black Robe“
Land: USA
Jahr: 1991
Regie: Bruce Beresford
Drehbuch: Brian Moore
Vorlage: Brian Moore
Musik: Georges Delerue
Kamera: Peter James
Besetzung: Lothaire Bluteau, August Schellenberg, Aden Young, Sandrine Holt, Tantoo Cardinal, Lawrence Bayne

Bilder

Trailer

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„Black Robe – Am Fluss der Irokesen“ nimmt das Publikum mit ins 17. Jahrhundert, als ein junger Pater die Reise zu einem indigenen Stamm in Neufrankreich antrat, um diese zum Christentum zu bekehren. Der Film ist dabei eine schön bebilderte, gleichzeitig ungeschönte Darstellung von der Begegnung zweier Kulturen, die nur Leid hervorbrachte und keinen Platz für Sieger ließ.
7
von 10