The Wizard of Oz Der Zauberer von Oz 1925

Der Zauberer von Oz (1925)

Kritik

The Wizard of Oz Der Zauberer von Oz 1925
„Der Zauberer von Oz“ // Deutschland-Start: 29. Mai 2020 (DVD)

Seit dem Verschwinden seiner Thronfolgerin, der Prinzessin von Oz, wird das Land Oz regiert von dem drakonischen Premierminister Kruel (Josef Swickard), dem, von einigen loyalen Dienern unterstützt, vor allem daran gelegen ist, seine Macht zu festigen. Jedoch werden Stimmen im Volk laut, die nach Antworten zum Verbleib der Prinzessin pochen und auch der Kruel treu ergebene Zauberer (Charles Murray), ein Quacksalber und Scharlatan, kann nur mit Mühe den wütenden Mob durch seine billigen Tricks besänftigen. Die Ablenkung reich Kruel dennoch aus, denn er schickt ein Gefolge aus auf der Suche nach Dorothy (Dorothy Dwan) und ihrer Familie, welche auf einer Farm in Kansas leben und die einzigen sind, die wissen, wo sich die Prinzessin aufhält.

In Kansas langweilt sich Dorothy auf der Farm ihres Onkels Henry (Frank Alexander) und vertreibt sich die Zeit mit harmlosen Flirts mit einem von Henrys Gehilfen (Oliver Hardy). Sein Kollege (Larry Semon) träumt davon, auch einmal mit Dorothy zu sprechen und ihr seine Gefühle zu gestehen, doch ihm fehlt schlicht der Mut.

An Dorothys 18. Geburtstag soll sie die Wahrheit über sich erfahren, denn, wie ihre Tante ihr bereits sagte, ist Henry gar nicht ihr Onkel und sie komme von woanders her. Bevor Dorothy aber den Brief, der ihr die nötigen Antworten geben soll, öffnen kann, erscheint Kruels Gefolge auf der Farm. Als man ihnen den Brief nicht aushändigen will, beginnen sie die Jagd auf Dorothy, die sich dank Henrys Hilfe und der seiner Farmhelfer retten kann. Nach einem heftigen Sturm, welcher Teile der Farm in die Lüfte hebt und wegweht, finden sie sich alle in Oz wieder, wo Dorothy endlich gesagt wird, wer sie wirklich ist. Doch Kruel ist immer noch nicht gewillt, seinen Plan aufzugeben und integriert bereits wieder.

One-Man-Show
Aus heutiger Sicht ist der Name Larry Semon vor allem deswegen vielen Filmfans ein Begriff, weil er sowohl mit Stan Laurel wie auch Oliver Hardy zusammenarbeitete, bevor diese als Komikerduo Dick und Doof große Erfolge feiern konnten. Darüber hinaus führte er Regie bei der ersten Adaption von L. Frank Baums Romanklassiker Der Zauberer von Oz, die einen entscheidenden Einfluss auf die mittlerweile bekanntere Verfilmung des Buches von 1939 mit Judy Garland hatte. In seiner Version nimmt sich Semon einige große Freiheiten, verändert die Geschichte Baums in vielen Teilen und macht, wie für die Komödien dieser Zeit üblich, eine One-Man-Show aus der Vorlage.

Naturgemäß ist bei dieser Herangehensweise nicht mehr länger Dorothy der Fokus, sondern der Komiker, in diesem Falle also Larry Semon, der als Farmgehilfe und später als Vogelscheuche die meiste Zeit vor der Kamera hat. Gerade im Zusammenspiel mit Darstellern wie Oliver Hardy, der in Semons Filmen so gut wie immer die Rolle des Bösewichts spielte, ergeben sich einige sehr komische Szenen, gespickt mit reichlich Slapstick. Semon umgibt einen tapsigen, unbeholfenen Charme, vor allem, da das Objekt seiner Sehnsüchte unerreichbar scheint und ihn nicht beachtet. Wie ein großes Kind versucht er ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, beispielsweise durch einen Lollipop, den er ihr heimlich in die Tasche legt, den sie aber mit einem Ausdruck des Ekels schließlich wegwirft.

Dieses Vorgehen Semons hat aber auch seine Schattenseiten, die sich im weiteren Verlauf des Films offenbaren. Trotz seiner recht kurzen Laufzeit von gerade einmal 68 Minuten wirkt der Film streckenweise arg lang, was vor allem jenen Routinen geschuldet ist, die eindeutig zu viel Raum im Film einnehmen. Diesen viel zu langen, nach einigen Minuten nicht mehr komischen Szenen wünscht man ein besseres Gefühl für Timing oder ein entschiedeneres Vorgehen während des Schnitts.

Zwischen Kindergeschichte und Politik
Wie unlängst bei den Kurzfilmen Charlie Chaplins (Ein Uhr nachts, Der Ladenaufseher) und Buster Keatons Der General wurde auch Semons Der Zauberer von Oz nachkoloriert. Bedenkt man, dass Baums Roman für Kinder gedacht ist und auch Semon in seinem Vorwort zum Film schreibt, es gebe nichts Schöneres, als wenn der Film ein Lachen auf das Gesicht eines Kindes zaubere, dann betont gerade diese kolorierte Fassung das Kindlich-Naive der Erzählung. Alleine die Szenen, welche im Reich Oz spielen gewinnen ungemein durch diesen Vorgang.

Während auf ästhetischer Ebene Klarheit herrscht, gibt es auf der erzählerischen Ebenen immer wieder Unstimmigkeiten. In einer Rahmenhandlung liest ein Spielzeugmacher (ebenfalls Semon) seiner Tochter aus Baums Geschichte vor, die ihn immer wieder lautstark darauf hinweist, wieder zu Dorothy zurückzukommen und nicht so viel Zeit mit dem „Langweiligen“ zu verbringen. In der Tat verpflichtet sich Semons Skript eben jenen Intrigen Kruels und denen am Hofe von Oz, was letztlich die weiteren Handlungen im Film auslöst. Besonders interessant sind diese aber nicht wirklich, vor allem, weil vieles unnötig ist und den Film, wie schon die viel zu langen Slapstick-Routinen abermals in die Länge ziehen.

Credits

OT: „The Wizard of Oz“
Land: USA
Jahr: 1925
Regie: Larry Semon
Drehbuch: Larry Semon
Vorlage: Lyman Frank Baum
Kamera: Frank B. Good, H. F. Koenekamp, Leonard Smith
Besetzung: Larry Semon, Dorothy Swan, Oliver Hardy, Spencer Bell, Bryant Washburn, Viginia Pearson, Charles Murray, Josef Swickard

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"Der Zauberer von Oz" in der Fassung von 1925 ist ein visuell schöner, aber erzählerisch eher schwacher Film. Gerade im Vergleich mit der Fassung von 1939 sieht man die Mängel dieser Produktion, die viel zu sehr jenen Komödien verpflichtet ist und bei der weniger die Geschichte im Vordergrund steht.
5
von 10