Swans Where Does A Body End?
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Swans – Where Does A Body End?

Kritik

Swans Where Does a Body End
„Swans – Where Does A Body End?“ // Deutschland-Start: 9. Januar 2020 (Kino) // 11. September 2020 (DVD/Blu-ray)

Diese Dokumentation erklärt mit vielen Livemitschnitten und atmosphärischen Bildern das Mysterium um die Experimentalband Swans. Von den ereignisreichen Jugendjahren des kreativen Kopfes und Frontmann Michael Gira bis hin zu den immer noch extensiven Touren der letzten Zeit wird hier ein möglichst präzises Bild von den künstlerischen Eigenschaften dieses lange andauernden Projektes gemalt.

Heute warten ausverkaufte Konzertsäle überall auf der Welt auf sie, doch das war nicht immer so. Der Name Swans war nicht immer ein geläufiger Name in der Musikwelt, standen sie doch weit abseits der Mainstreammusik. Teilweise stehen sie auch heute noch weit abseits der weitverbreiteten Definition von Musik. Wie in dieser Doku treffend gesagt wird: „Michael Gira is more of a curator of noise and sound.“ Dieser Mann erschuf mit der langjährigen Besetzung seines Leidenschaftsprojekts eine funkelnde Mischung aus Performancekunst und lauten emotionsgetriebenen Geräuschen.

Ein Hirn, viele Mitstreiter
1982 mehr oder weniger als Hardcoreband gegründet, setzten sich Swans an der Seite von Sonic Youth schnell an den Rand des blühendem Musikspektrums der zerbrochenen Stadt New York City. Angetrieben von den Überbleibseln der avantgardistischen No-Wave-Bewegung, die heute noch als sehr einflussreich unter den Post-Punk-Bands dieser Welt gilt, drifteten sie immer weiter in ihre ganz eigene Interpretation von Musik ab. Der Name „Swans“ bezeichnet zwar mitunter auch die alle paar Jahre rotierenden Besetzungen des Projektes, doch ist der hauptsächliche Akteur Michael Gira. Er ist hauptsächlicher Songwriter und kreatives Hirn hinter den dissonanten Erlebnissen, die Swans zu einer schrägen, aber auch beeindruckenden Band machen.

Regisseur Marco Porsia fängt mit geschultem Auge Konzerterlebnisse in Form von Livemitschnitten ein. Auch im fortgeschrittenen Alter sieht man, wie Michael Gira hier als Vollblutperformer seinem Publikum eine einzigartige Show bietet, die vielen Zuschauern noch Jahre lang im Gedächtnis bleiben wird. Giras Charakter, geformt von ausgedehnten Weltreisen als jugendlicher Ausreißer und den damit verbundenen Gefahren, ist ein wahres Unikat und wird bei jeder Performance bis auf den letzten Tropfen Leben ausgereizt. Wie er selbst in dieser Doku sagt, bewundert er jeden Tag aufs Neue seine eigene Existenz in diesem wirren Universum und freut sich nach vielen Jahren des Scheiterns mit seinem musikalischem Projekt am Ball geblieben zu sein – denn das ist sein ganz persönlicher Zweck in dieser Welt, der Grund warum er hier wandeln darf.

Weit reichender Einfluss
Neben diesen, zugegeben klischeemäßig klingenden Worten, wenn man sie außerhalb des Kontexts genießt, bietet diese recht traditionell gemachte, chronologisch erzählende Musikdokumentation nicht nur für Fans des Projektes einen großen Fundus an Informationen, sondern auch für Quereinsteiger dieser abgeschieden lebenden Musikwelt. Denn mit Gästen wie Devendra Banhart, Blixa Bargeld und Jehnny Beth kommen Stimmen verschiedenster musikalischer Hintergründe zu Wort, die mal mehr, mal weniger ausführlich ihre Affinität zur Band beschreiben. Hier bemerkt man auch als Außenstehender den Einfluss dieser Band auf die Musikkultur der Vergangenheit, Gegenwart und auch Zukunft. Denn an einem Ort, wo Noise-Rock, industrielle Geräusche, zeitgemäße Popmusik, Melodie und absolut furchterregende Disharmonie zusammenkommen, wird man vermutlich nur eine Person antreffen: Michael Gira mit einem Cowboyhut auf dem Kopf und einem Blick voller jugendlicher Begeisterung am Leben.

Untermalt wird die Dokumentation von diversen Werken der Band aus unterschiedlichen Phasen ihrer Entwicklung. Hier wird eine Spannung aufgebaut, die sich nach und nach mit den Liveperformances des, im Prozess des Filmes langsam alternden, Giras auf eine fast schon unangenehme Höhe steigert. Auf diese Weise wird gekonnt die Essenz dieses wunderlichen Projektes in den Kopf des Zuschauers gehämmert, als würde Michael Gira höchstpersönlich mit wild auf der Bühne dirigierenden Händen seine lebendige Wand aus Klängen und Emotionen auf die Menschen vor den Bildschirmen schleudern.

Credits

OT: „Where Does A Body End?“
Land: Kanada
Jahr: 2019
Regie: Marco Porsia
Kamera: Marco Porsia, Christian Storms

Bilder

Trailer

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Eine aufregende und gut recherchierte Dokumentation, die mit viel Leidenschaft möglich gemacht wurde. Für Fans der Swans sicherlich ein Must-See, aber eben auch für Freunde der abgehobenen Kultursparte, die sich Musik nennt, einen Besuch wert. Wissentlich simpel strukturiert und einfach umgesetzt, zielt man hier auf Nischenbildung mit Ehrung des Werks der Swans.