Animals

Animals (2019)

Animals
„Animals“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Laura (Holliday Grainger) und Tyler (Alia Shawkat) wohnen nicht nur zusammen, sie sind auch beste Freundinnen. Regelmäßig ziehen sie durch das Nachtleben von Dublin, wo sie ausgiebig feiern und den Alltag vergessen. Nichts könnte zwischen die beiden unzertrennlichen Partybiester kommen, dachten sie zumindest. Doch dann lernt Laura den ruhigen Klavierspieler Jim (Fra Fee) kennen und verliebt sich in ihn. Nach und nach verbringt sie immer mehr Zeit mit ihm, hat dadurch immer weniger davon für Tyler übrig. Schlimmer noch, Jim hat sich dem Alkohol abgeschworen, was so gar nicht zu dem Lebensstil der beiden passt. Schon bald muss sich Tyler nun fragen, ob in der Freundschaft überhaupt noch Platz für sie ist und was sie mit ihrem Leben anfangen soll …

Fünf Jahre dauerte es, bis sich Sophie Hyde nach ihrem gefeierten Debüt 52 Tuesdays wieder mit einem neuen Spielfilm zurückmeldete. In dem Coming-of-Age-Drama erzählte sie in 52 Kapiteln – jeweils ein Dienstag – die Geschichte der 16-jährigen Billie, deren Mutter sich dazu entschieden hat, ein Mann zu werden. Das war formal und inhaltlich ungewöhnlich, weshalb es zwar glänzende Kritiken und diverse Preise gab, jedoch weniger Erfolg im kommerziellen Sinn. In ihren zweiten Langfilm Animals bewegt sich die australische Regisseurin schon stärker in Richtung Mainstream, ohne dabei jedoch ihre Indie-Wurzeln zu verraten.

Probleme, wie die Welt sie kennt
Die Geschichte selbst ist natürlich deutlich alltäglicher. Dass Freundschaften auf eine harte Probe gestellt werden, wenn da eine frische Liebe auftaucht, das ist nun keine besonders seltene Erfahrung. Mindestens ebenso wichtig für den Film ist aber die Frage, was Laura eigentlich mit ihrem Leben anfangen will. Anfang 30 ist sie inzwischen, hängt immer noch alten Träumen von einer Schriftstellerkarriere nach, die sich nicht so recht erfüllen, während sie sich von Job zu Job hangelt. Das funktioniert, existenzielle Sorgen hat sie keine. Es ist noch nicht einmal so, dass ihr Leben schlecht wäre, Spaß hat sie schließlich einigen. Aber ist das auch genug?

Animals spricht diese Gedankengänge an, ohne sie wirklich in Worte zu fassen – in Worte fassen zu müssen. Stattdessen verlässt sich Hyde darauf, dass das Publikum diese Themen intuitiv erfasst. Das wird am besten natürlich beiden funktionieren, die selbst in dem Alter sind oder sich zumindest gut daran zurückerinnern. 30, das war früher schon ein gesetzterer Abschnitt: Man hatte Arbeit, Familie, Auto, vielleicht gar ein Haus, und folgte diesem Weg noch ein paar Jahrzehnte lang. Inzwischen ist das jedoch sehr viel weniger selbstverständlich: Ein größerer Schwerpunkt auf Individualismus aber auch mehr Möglichkeiten haben dazu geführt, dass viele in dem Alter noch nicht angekommen sind, man in einer Art Zwischenphase ist, die stark von Selbstfindung geprägt ist.

Erwartungen mit Irritationen
Der Weg dieser Selbstfindung ist dabei in Animals alles andere als zielgerichtet. Zwar folgt die Adaption eines Romans von Emma Jane Unsworth, die hierfür auch das Drehbuch schrieb, grundsätzlich zwar schon den erwartbaren Wegen einer solchen Geschichte. Aber es gibt immer wieder Umwege, Abzweigungen, kleine Irritationen unterwegs, welche die Reise deutlich spannender machen. Allein schon die wilden Partyexzesse der beiden sorgen dafür, dass die Tragikomödie nie zu gefällig wird. So unterhaltsam es ist, mit den zwei Freundinnen Zeit zu verbringen, so anstrengend ist es mitunter auch, wenn so richtig schön Krach gemacht wird. Krach, der beim Feiern entsteht, wahlweise auch beim Streiten, schließlich fliegen hier schon mal die Fetzen.

Animals, der beim Sundance Film Festival 2019 Premiere feierte, wird dabei maßgeblich von den beiden herausragenden Hauptdarstellerinnen getragen. Ihre Klasse, einzeln wie auch in den gemeinsamen Szenen, hält dabei den Film zusammen. Denn der ist vergleichbar zu 52 Tuesday recht fragmentarisch gehalten, besteht aus lauter Momentaufnahmen, welche stichpunktartig die Entwicklung wiedergeben. Eine Entwicklung, die alles andere als geradlinig ist, so wie eben das Leben selten geradlinig und nach Plan verläuft. Das Ergebnis ist gleichermaßen alltäglich wie aufregend, ein wilder Ritt durch eine Freundschaft, die wir alle kennen und doch etwas Besonderes ist.



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„Animals“ stellt uns zwei Frauen Anfang 30 vor, deren Freundschaft durch eine neue Liebe auf eine harte Probe gestellt wird. Die fragmentarisch erzählte Tragikomödie ist dabei gleichermaßen alltäglich wie universell, die wilde Selbstsuche wird dabei maßgeblich von den beiden herausragenden Hauptdarstellerinnen getragen.
8
von 10