State of Play
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State of Play – Stand der Dinge

State of Play
„State of Play – Stand der Dinge“ // Deutschland-Start: 18. Juni 2009 (Kino) // 10. Oktober 2019 (DVD/Blu-ray)

Als Cal McAffrey (Russell Crowe), seit vielen Jahren Reporter des Washington Globe, mit der Berichterstattung eines Mordes betreut wird, tappt er, ähnlich wie die Polizei, im Dunkeln über die Motive und die Tat an sich. Während er noch für seine kürzlich privatisierte Zeitung versucht, die Grundlage für einen Artikel zu schreiben, rückt der Fall dann doch bald in den Hintergrund, als ein Skandal die Karriere des Politikers Stephen Collins (Ben Affleck), ein langjähriger Freund Cals, zerrüttet. Als dieser dann bei seinem Freund vor der Tür steht und ihm erklärt, Opfer eine Komplotts zu sein, bleibt Cal skeptisch, aber ist trotz allem entschlossen, seinem Freund zu helfen. Zusammen mit seiner neuen Kollegin Della Frye (Rachel McAdams) fangen sie an zu recherchieren und kommen dabei den Machenschaften eines Unternehmens auf die Spur, an welches das US-Verteidigungsministerium Aufträge für Militäreinsätze gibt und gegen die Stephen ermittelte. Mit jeder weiteren Enthüllung kommen die Reporter nicht nur den weiten Kreisen des Komplotts auf die Spur, welche bis in die politische Kaste der US-Hauptstadt geht, sondern bringen sich zudem in große Gefahr.

Die Welt des Journalismus
Wäre der schottische Regisseur Kevin Macdonald nicht Filmemacher geworden, hätte es durchaus sein können, dass er wie die Charaktere in State of Play heute Korrespondent bei einer Zeitung wäre. Zumindest hat er zunächst in Oxford studiert, doch nachdem er mit diesem Versuch scheiterte und die Reaktionen auf seinen ersten Dokumentarfilm The Making of an Englishman recht positiv waren, widmete er sich dem Filmemachen. In einem Interview mit der britischen Zeitung The Guardian sagt der Regisseur, dass Dokumentation zu machen für ihn so etwas wie filmischer Journalismus sei.

Zwar ist State of Play bestimmt kein Dokumentarfilm, aber die Detailtreue, mit der Macdonald in seinem Film zugange ist, wird dem Anspruch an Authentizität gerecht. Alleine die komplexe Kulisse des Redaktionsbüros wirkt wie ein echter, von Menschen genutzter Raum, in welchem Nachrichten geschrieben und publiziert werden. Hier ist die Schaltzentrale, von wo aus Reporter wie McAffrey oder Frye ihre Artikel schreiben, recherchieren und bis in die Nacht hinein mit Quellen für ihre Beiträge verhandeln. Vielleicht mag dies bis zu einem gewissen Grad eine Form von Berufsromantik sein, tut aber dem positiven Eindruck dieser Detailverliebtheit der Filmemacher keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil.

Für seinen Film hat sich Macdonald wirklich sehr viel vorgenommen, bemerkt man die Fülle an Themen, die er innerhalb von etwas über zwei Stunden behandelt. Neben der Verhandlung der Wahrheit in den Medien sowie dem Feld der Politik stehen auch der Krieg gegen den Terror sowie die zunehmende Privatisierung als Aspekte an. Innerhalb dieses Spannungsfeldes ergibt sich die interessante Chemie, anfangs eher Antipathie zwischen Cal und Della, die für zwei verschiedene Arten der Berichterstattung stehen. Während der eine hinter einem Berg von Büchern, Zeitungen und Magazinen fast untergeht, richtet sie ihre Augen eher auf den Bildschirm, ihren Organizer und wirkt alles in allem privat wesentlich organisierter als Cal. Sowohl Crowe als auch McAdams spielen überzeugend zwei Reporter, die zwar anders arbeiten, aber dennoch an ihr Berufsethos fest glauben, ähnlich dem Duo Carl Bernstein und Bob Woodward, gespielt von Dustin Hoffman und Robert Redford, in Die Unbestechlichen.

Im Zentrum der Macht
Bei all den thematischen Aspekten darf man einen visuellen Aspekt, oder vielmehr einen der wichtigsten Charaktere des Films, nicht vergessen, nämlich die Stadt Washington. Die Struktur der Stadt, nicht zuletzt ihre zahlreichen politischen Institutionen, welche Kameramann Rodrigo Prieto eindrucksvoll einfängt, deuten auf jenen Zwiespalt zwischen Wahrheit, Schein und Realität hin. Männer wie der von Affleck gespielte Politiker verkörpern dieses Streben nach Macht, die Ambition zur Wahrheit hin, aber auch jenes geheuchelte Image der Harmonie. Nicht umsonst erinnert eine Pressekonferenz mit ihm und seiner Frau (Robin Wright) an eine ähnliche Szene, als die Clintons Ende der 90er Stellung zur berüchtigten Affäre Monica Lewinsky Stellung nehmen mussten.

Im Hintergrund rattern derweil die Zahnräder der Macht, die Mühlen der Politik. Die Wahrheit vernebelt sich weiter, bis sie am Schluss keiner mehr kennt. Und die sie kennen sollten, sind schon lange fort.



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„State of Play – Stand der Dinge“ ist eine hochgradig spannender, toll geschriebener und gespielter Politthriller. Neben den guten Darstellern und Dialogen machen Macdonald und sein Team keinen Hehl daraus, auf welch großer Bühne sie ihre Geschichte spielen lassen, was auf dem Spiel steht und was alle dabei verlieren können.
9
von 10