Die Addams Family
© Universal Pictures
Die Addams Family
„Die Addams Family“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 2019 (Kino)

Mit anderen Menschen hat die Addams Family nie so wirklich Glück gehabt. Schon bei der Hochzeit von Gomez und Morticia gab es mächtig Ärger, als plötzlich so ein aufgebrachter Mob vor ihnen stand und die Mitglieder der Familie vertrieb. Jetzt hat das Ehepaar ein schönes Häuschen ganz für sich, wo sie, die beiden Kinder Wednesday und Pugsley, Onkel Fester und noch ein paar andere ungestört leben können. Zumindest dachten sie das. Zu ihrem Pech ist aber Reality TV Star Margaux Needler fest entschlossen, die Gegend zu einem perfekten Vorzeige-Ort zu machen – das bringt hohe Einschaltquoten und mächtig Kohle. Doch das ist nicht das einzige Ungemach, das den Addams droht. Während Pugsley mit seiner kommenden Familien-Prüfung hadert, will Wednesday endlich auch mal unter die Menschen kommen – sehr zum Missfallen ihrer Mutter …

Das ist dann doch mal ziemlich mutig. Die Fortsetzung eines Films anzukündigen, noch bevor der erste Teil überhaupt im Kino gestartet ist, das zeugt von einem gesunden Selbstbewusstsein. Das gilt insbesondere für Animationsfilme, ein Bereich, der dieses Jahr ziemlich Federn lassen musste, selbst eigentlich idiotensichere Nachfolger wie The Lego Movie 2 oder Pets 2 enttäuschten 2019 an den Kinokassen. Andererseits, Durchhaltevermögen hat die Addams Family ja immer bewiesen. 1938 als Comic von Charles Addams entworfen, waren sie so oft im Kino oder daheim im Fernsehen zu sehen, dass ein Leben ohne sie nur schwer vorstellbar ist. Zwei Sitcom-Serien wurden im Laufe der Jahrzehnte produziert, dazu zwei Zeichentrickserien. Hinzu kommen einige Filme in den 1990ern. Und dann wäre da ja noch das Musical, das seit 2010 durch die Welt tourt. Wirklich weg gewesen ist die Familie also nie.

Der ganz alltägliche Grusel
Eigentlich ist das auch ganz schön so. In einer Zeit, in der eben auch beim Animationsfilm die Protagonisten und Protagonistinnen entsetzlich einförmig sind, da tun ein paar Außenseiter ganz gut, die trotz ihrer Blässe in Gesicht und Körper für jede Menge Farbtupfer sorgen. Ein bisschen entschärft wurde das Ganze natürlich schon. Wo frühere Auftritte der Addams Family gern auch ein älteres Publikum ansprechen sollen, da sind hier dann doch die Kleinen im Visier. Da laufen zwar Leichen umher, Fledermäuse flattern durch die Luft, das abgelegene Haus verbreitet eine recht morbide Stimmung. So richtig gruselig wird es aber nicht, dafür ist die Familie schlicht zu nett.

Das ist dann auch einer der Kontraste, mit denen das Regieduo Conrad Vernon und Greg Tiernan – bekannt aus Sausage Party – Es geht um die Wurst – beim Publikum punkten möchte. Nur weil jemand ganz fies aussieht, muss er das ja nicht sein. Umgekehrt ist Everbody’s Darling Margaux Needler eigentlich ein ziemliches Miststück, wenn denn dann mal die Kameras abgeschaltet sind. Durch sie kommen auch kleinere satirische Anwandlungen hinzu, die doch eher für die mitgeschleppten Eltern gedacht sind. Nicht nur, dass ihre Haartolle und der TV- sowie Immobilienhintergrund Assoziationen an einen gewissen Präsidenten wecken. Es wird auch ganz offen gegen Leute gehetzt, die anders sind, ein fröhliches Hohelied auf die Gleichförmigkeit inklusive.

Anders ist schön!
Die Absicht ist klar: Den jungen Zuschauern und Zuschauerinnen soll mit auf den Weg gegeben werden, dass alle Menschen Respekt verdienen und jeder sich selbst verwirklichen sollte, egal was andere davon denken. Das ist immer sympathisch, auch wenn das nicht auf die eleganteste Weise hier verknüpft wird. Die Erkenntnis ist da schon ein bisschen überhastet. Und auch die großen Überraschungen sollte man sich hiervon nicht erwarten, Die Addams Family hält sich lieber an das, was bewährt ist und funktioniert. Das ist ein bisschen schade, ein bisschen mehr Eigenständigkeit hätte das Plädoyer für Individualität sicher verdient, etwas mehr Biss auch.

Aber es ist doch ganz spaßig, was hier auf die Beine gestellt wurde, die meisten Gags treffen ihr Ziel, egal ob diese nun auf Slapstick oder die kuriosen Figuren zurückzuführen sind. Von Letzteren hat man im Englischen übrigens noch ein bisschen mehr, wo eine Reihe von Stars – Oscar Isaac, Charlize Theron, Chloë Grace Moretz und Bette Midler, um nur einige zu nennen – den Familienmitgliedern ihre Stimmen leihen. Und auch bei der Optik spielt Die Addams Family gut mit. Dass der Film im Vergleich zur Konkurrenz sehr günstig war, gerade mal 40 Millionen gekostet haben soll, wird ihm nicht zum Verhängnis. Die schlichtere Technik wird durch die kuriosen Designs, die sich an den Original-Comics orientieren, wieder wettgemacht. Und auch das Haus selbst gefällt durch viele kleine Details und eine insgesamt stimmige Atmosphäre.



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„Die Addams Family“ ist eine willkommene Rückkehr der kultigen Grusel-Familie, auch wenn der Animationsfilm doch stark auf eine jüngere Zielgruppe abzielt. Die eher harmlosen Witze funktionieren, die Optik ist gefällig, dazu gibt es die immer sympathische Aussage, dass es schön sein kann, anders zu sein.
6
von 10