Super Friede Liebe Love
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Super Friede Liebe Love

Super Friede Liebe Love
„Super Friede Liebe Love“ // Deutschland-Start: 5. September 2019 (Kino)

Wenn Menschen zusammenziehen, die sich gar nicht kennen, nicht befreundet oder verpartnert sind, dann geschieht das meist, weil die Situation keine andere Wahl lässt. Als Student zum Beispiel, wenn das Geld noch recht knapp ist, man aber nun mal einen Ort zum Schlafen braucht. Später sind solche Wohngemeinschaften jedoch selten, hat man doch seinen Platz im Leben gefunden. Super Friede Liebe Love erzählt von einer derartigen Wohngemeinschaft, auch sie nicht freiwillig entstanden, von Leuten, die eben keinen Platz im Leben haben. Die verlorengegangen sind in dieser Gesellschaft, irgendwann einmal hingefallen, ohne dass sie wieder aufstehen konnten.

In München befindet sich dieser Ort, eine Stadt, die wie kaum eine andere für ihren Wohnungsmangel und den Kampf um Lebensraum bekannt ist. Nach München sieht das Haus an der Kyreinstraße dabei gar nicht aus. Schickimicki wirkt so fern, als wären wir in einer anderen Stadt. Vielleicht in einem anderen Land. Wobei die Menschen so aussehen, als würde man sie auch dort nicht annehmen wollen. Hier schon, das katholische Männerwohnheim hat seine Türen offen gehalten für eine Reihe von Leuten, die der Rest der Welt längst aufgegeben hat. Leute, die mit Suchtkrankheiten zu kämpfen haben oder anderweitig den Halt verloren.

Gemeinsam weniger allein
Nun sind sie hier gelandet und versuchen wieder ein menschenwürdiges Leben zu führen, so gut das eben geht. Einfach ist das nicht. Viele sind schon so lange allein, dass sie ihre Eigenheiten entwickelt haben und nicht wirklich darauf eingestellt sind, mit anderen etwas zu teilen. Umso rührender ist, wie hier dann doch eine Art der Gemeinschaft entsteht. Man schaut zusammen Fußball, führt den Haushalt. Vor allem aber: Man hört einander zu. Gerade weil sie alle ihre eigenen oft tragischen Geschichten haben, die sie in das Wohnheim geführt haben, gibt es keine Verurteilungen oder Vorwürfe. Das Leben läuft nun einmal nicht immer so, wie man es sich vorgestellt hat.

Super Friede Liebe Love ist dabei weder tränenreiches Sozialdrama, das aus den Schicksalsschlägen irgendwie Kapital machen wollte. Genauso wenig ist der Film jedoch ein Wohlfühlmärchen, das davon erzählt, wie ein paar Verlierer es doch noch schaffen. Stattdessen ist der Dokumentarfilm von Till Cöster äußerst nüchtern. Einfühlsam, ja, gibt er den Protagonisten doch viel Raum für sich und zum Erzählen. Und doch bewahrt er die Distanz, beobachtet, lässt sprechen, ohne sich selbst aufdrängen oder das Ganze in eine bestimmte Richtung drängen zu wollen.

Ein ruhiges Plädoyer für mehr Menschlichkeit
Ein Plädoyer für einen rücksichtsvollen Umgang auch mit den absoluten Verlierern ist der Film dabei natürlich schon. Eben weil Cöster aus den Bewohnern wieder Menschen macht, Individuen mit Macken, Schwächen und vielen Anekdoten, erinnert er daran, dass die Schatten auf den Straßen, in den Parks oder unter Brücken mehr verdient haben. Dass sie irgendwann mit denselben Träumen und Hoffnungen ins Leben gestartet sind, bevor alles schief ging. Mitleid braucht es dabei nicht, den zeigen auch die Betroffenen weniger. Vielmehr sind sie ausgesprochen selbstkritisch und suchen die Schuld nicht bei anderen oder einem System.

Sie sind auch wohlüberlegt, lassen sich Zeit dabei, wenn sie in Erinnerungen kramen oder nach den passenden Worten suchen. Cöster gewährt ihnen diese Zeit: Super Friede Liebe Love ist ein sehr ruhiger Dokumentarfilm mit langen Einstellungen. So lang, dass sie manchmal die Geduld auf die Probe stellen. Aber das passt auch zum Inhalt, wenn man hier das Gefühl hat, ein bisschen aus Raum und Zeit gefallen zu sein. Hier dürfen sich die nicht mehr ganz jungen Männer wieder etwas sammeln, neue Kraft schöpfen fernab von Erwartungen oder abschätzigen Blicken, und sich dabei doch wieder als ein Teil von etwas fühlen.



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„Super Friede Liebe Love“ nimmt uns mit in ein katholisches Männerwohnheim in München, in dem zahlreiche Menschen gestrandet sind, die aus den verschiedensten Gründen keinen Platz mehr da draußen hatten. Das ist bewegend, ohne das große Drama draus machen zu wollen. Ein nüchterner Dokumentarfilm, der wenig eingreift und Leuten wieder eine Stimme gibt, denen schon lange niemand mehr zuhört.