Submission
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Submission
„Submission“ // Deutschland-Start: 19. September 2019 (Kino)

Ted Swenson (Stanley Tucci) ist ein renommierter Autor, der eine große Zukunft vor sich hat. Zumindest sah es danach aus, als sein Debütroman erschien und glänzende Kritiken erhielt. Doch mit dem nächsten Buch will es nicht recht vorankommen. Stattdessen unterrichtet er kreatives Schreiben an einem College. Das bringt ihm Geld und Beschäftigung. Richtig befriedigend ist es jedoch nicht, sich mit den nicht immer ganz so begabten Studenten und Studentinnen herumzuärgern. Immerhin, einen Lichtblick gibt es: Neuzugang Angela Argo (Addison Timlin). Die ist nicht nur ausgesprochen begabt, wie er bald feststellen muss. Sie blickt auch zu ihm auf und himmelt ihn an. Das schmeichelt ihm natürlich, ist aber auch etwas heikel – vor allem als das Verhältnis sich zunehmend intensiviert …

Ist das nun mutig oder fahrlässig, einen Film wie Submission heute noch zu veröffentlichen? Nach Jahrzehnten der Unterdrückung von Frauen und erzwungenen sexuellen Gefälligkeiten aufgrund eines Geschlechter-Machtgefälles fängt die Gesellschaft langsam an, sich für das Thema zu sensibilisieren. Frauen zumindest die Möglichkeit zu geben, über solche Erfahrungen zu sprechen. Und dann so was: die Geschichte eines Mannes, der von einer ihm untergebenen Frau manipuliert und verführt wird, was letztendlich ihm dann zum Vorwurf gemacht wird. Neu ist die nicht, der zugrundeliegende Roman Blue Angel erschien bereits 2000. Bemerkenswert auch, dass dieser von einer Frau geschrieben wurde, genauer Francine Prose, hier also kein Mann sein Geschlecht zum Opfer umdeuten will.

Der Mann, das schwache Geschlecht
Nun wäre es nicht gerecht, Submission allein auf die Umkehrung der Täter-Opfer-Hierarchie zu reduzieren. Zumal das dann doch alles nicht ganz so eindeutig ist. So ist Ted vielleicht nicht derjenige gewesen, der diese unpassende Liaison angestoßen hat. Er hat sie aber auch nicht unbedingt mit Händen und Füßen verhindert. Der Film porträtiert ihn vielmehr als einen äußerst schwachen Mann, der seine schriftstellerische Impotenz hinter schönen Worten und einem sarkastischen Auftreten verbirgt. Einer, der anderen beibringen soll, wie man richtig schreibt, dabei selbst aber nichts zu Papier bringt. Und das ist nicht die einzige Demütigung, die er im Laufe des Films zu ertragen hat.

Fast könnte er einem ein wenig leidtun, wäre er nur ein bisschen sympathischer. So aber ist man als Zuschauer selbst in der Zwickmühle. Denn auch Angela, die anfangs noch so zurückhaltend präsentiert, eignet sich nicht unbedingt als Identifikationsfigur. Außer man ist ebenso psychotisch und manipulativ wie sie natürlich. Die Art und Weise, wie sie ihren Dozenten belagert und umgarnt, immer mehr von ihm will, einen immer größeren Platz in seinem Leben, das erinnert schon an Psycho-Thriller. Würde sie irgendwann zum Hackebeil greifen und Ted in viele kleine Stücke hauen, alternativ die ihr kritisch gegenüberstehenden Mitschüler, es würde sich wohl keiner wirklich darüber wundern.

Was sagt ihr da?
Andere Punkte verwundern hingegen schon. Die seltsamen Dialoge beispielsweise, die selbst für ein universitäres Literatur-Umfeld nicht unbedingt natürlich klingen. Außerdem wird nie ganz ersichtlich, warum Angela genau tut, was sie tut. Bei ihrem offensichtlichen Talent wäre das auch anders gegangen, Submission wird nicht nur hier unnötig umständlich. Das seltsame Trauma, das Ted wiederum mit sich herumträgt, trägt zur Geschichte und den Themen so gar nichts bei, hätte problemlos auch rausgelassen werden können. An anderen Stellen wird hingegen zu wenig getan. Gerade bei den Figuren drumherum wären mehr Infos und Eigenschaften gut gewesen.

Dass der Film zumindest teilweise funktioniert, das verdankt er der sehr guten Besetzung. Stanley Tucci (The Silence) überzeugt als naives Männlein, das nicht realisiert, wie ihm geschieht. Addison Timlin (Odd Thomas) ist eine richtige Entdeckung als Studentin, die mehrere Gesichter hat und aus der man lange Zeit nicht schlau wird – bis es zu spät ist. Die besseren Momente finden sich aber noch am Anfang, wenn da immer wieder Unsicherheit mitschwingt, dazu das Gefühl, dass sich da etwas Spannendes anbahnt. Später entgleist der Film zu sehr und lässt nicht nur Ted verblüfft zurück, was das denn alles sollte. Das ist weder bewegend noch packend, nicht einmal wirklich schockierend. Man ärgert sich höchstens ein wenig, dass aus dem brisanten Thema so wenig gemacht wurde.



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„Submission“ erzählt von einem Literaturdozenten, der dem Charme einer Studentin erliegt. Das ist eine bemerkenswerte Konstellation in Zeiten von #MeToo, funktioniert aber weder als Aufreger noch als Diskussionsbeitrag. Dafür bleibt hier vieles zu unverständlich, die Figuren auch zu unsympathisch, als dass man sich näher mit ihnen befassen wollte.
4
von 10