Bowfingers grosse Nummer
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Bowfingers große Nummer

Bowfingers grosse Nummer
„Bowfingers große Nummer“ // Deutschland-Start: 28. Oktober 1999 (Kino) // 8. August 2019 (Blu-ray)

Bobby Bowfinger (Steve Martin) hat einen großen Traum: Er will endlich einmal einen richtigen Kinohit drehen! Das passende Drehbuch hat er schon, er plant einen Science-Fiction-Film, in dem Aliens die Erde bedrohen. Außerdem weiß er, wer die Hauptrolle annehmen soll: der angesagte Action-Star Kit Ramsey (Eddie Murphy). Dummerweise hat der aber überhaupt kein Interesse, bei dem Projekt mitzuwirken. Doch Bowfinger lässt sich davon nicht entmutigen und beschließt daher mit seiner Crew, den Film einfach um Kit herumzudrehen, ohne dass der etwas davon weiß.

Sich ältere Komödien viele Jahre später noch einmal anzuschauen, kann oft etwas ernüchternd sein. Denn im gleichen Maße, wie man sich selbst im Laufe der Zeit verändert, so verändert sich auch das Verständnis von Humor. Zumal Letzterer oft eben auch ein Produkt seiner Zeit ist, auf damals aktuelle Ereignisse oder Geschmäcker Bezug nimmt oder sich auf angesagte Darsteller und Darstellerinnen verlässt. Bowfingers große Nummer beispielsweise lebt zu einem Großteil von zwei Darstellern, die in den 1980ern und 1990ern zu den berühmtesten Komikern überhaupt zählten, inzwischen aber mehr oder weniger in Rente sind: Eddie Murphy und Steve Martin. Diese beiden damals zusammen zu sehen, das war schon ein Ereignis. Aber ist es das heute noch?

Der ganz normale Hollywood-Wahnsinn
Glücklicherweise ja. Natürlich hat auch an Bowfingers große Nummer der Zeit der Zahn etwas genagt. Steve Martin, der nicht nur eine der Hauptrollen übernahm, sondern auch das Drehbuch schrieb, setzte hier auf einen recht albernen Humor mit Hang zum Absurdem. Zuweilen bewegt sich das auch in eine leicht satirische Richtung, etwa wenn Kit Mitglied einer Gehirnwäsche-Sekte für reiche Promis ist – Scientology lässt grüßen. Das Filmgeschäft wird hier natürlich ebenfalls kräftig durch den Kakao gezogen, auch unter Zuhilfenahme diverser Klischees. Da gibt es talentfreie Produzenten, Personenkult und zelebrierte Oberflächlichkeit. Und einen auffallenden Mangel an Selbsterkenntnis.

Das ist lustig, auf seine völlig anspruchslose Art. Die bescheuerten Situationen, die Bowfinger kreiert, nur um irgendwie Kit ins Bild zu bekommen, die sind heute so lustig wie noch vor zwanzig Jahren. Sie sind auch deshalb lustig, weil Eddie Murphy völlig in seiner Rolle als paranoider, verkorkster Star aufgeht. Er ist sogar doppelt gut, weil er in einer Doppelrolle einen Doppelgänger spielt, der so aussieht wie er selbst – logisch –, vom Charakter her aber das genaue Gegenteil ist. Auch der Rest des Ensembles ist mit Herzblut dabei und stürzt sich bzw. die Alter Egos in Szenen, die so gar nicht schmeichelhaft sind.

Aus Liebe zum Film
Doch so skurril bzw. kaputt die Figuren auch sein mögen, Martin macht sich nicht per se über sie lustig. Wohl auch weil er Hollywood selbst gut genug kennt, begegnet er seinen oft realitätsfremden Träumern mit viel Wärme und Einfühlungsvermögen. Der Enthusiasmus, mit dem Bowfinger sein Projekt angeht, ist durchaus ansteckend. Umgekehrt sind auch die Abgründe seines Stars irgendwo verständlich in einem Umfeld, das solche gerne fördert. Man kann nicht einmal der von Heather Graham verkörperten Daisy böse sein, die das mit der Besetzungscouch ins Extrem treibt und sich als Running Gag allen Männern an den Hals wirft, wenn sie sich etwas davon erhoffen kann.

Ob diese Witze in Zeiten von #MeToo noch so ohne Weiteres wiederholt werden dürften, das ist etwas fraglich. Zu schockierend waren die Enthüllungen in dem Bereich gewesen, als dass man hier noch so harmlose Späße draus machen könnte. Ansonsten ist Bowfingers große Nummer aber erstaunlich zeitlos und für launige Videoabende gut. Einziger Wermutstropfen ist, dass die zum Ende angekündigte B-Movie-Karriere von Bowfinger einem vorenthalten bleibt. Denn die kurzen Szenen sind so gut gelaunter, überzogener und völlig ungenierter Trash, dass man diese gerne in einem richtigen Film sehen würde, ob nun mit oder ohne große Hollywoodstars.



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In „Bowfingers große Nummer“ träumt ein erfolgloser Produzent davon, endlich einen eigenen Film zu drehen und nutzt dafür Aufnahmen eines Stars – ohne dessen Wissen. Die Komödie enthält zahlreiche Spitzen, ist aber doch eher albern als wirklich satirisch. Spaß macht sie jedoch auch so, gerade auch wegen des gut gelaunten Ensembles und der vielen absurden Situationen.
7
von 10