Sieben Sommersprossen

Sieben Sommersprossen

„Sieben Sommersprossen“ // Deutschland-Start: 6. Oktober 1978 (Kino)

Einige Jahre nachdem Robert (Harald Rathman), von allen aber nur Robbi genannt, wegzog ist, sehen sich er und Karoline (Kareen Schröter) unverhofft im Sommerferienlager wieder. Die beiden Jugendlichen verband damals schon eine innige Freundschaft und mit ihrem Wiedersehen entwickelt sich nun die erste Liebe. Allerdings wird dies weder von Frau Kränkel (Christa Löser), der Lagerleiterin, noch Marlene (Janine Beilfuß), die ebenfalls Gefühle für Robby entwickelt, gern gesehen. Die Betreuer Bettina (Evelyn Opoczynski) und Benedikt (Jan Bereska) sehen dem Ganzen eher gelassen entgegen. Zum Abschluss des Ferienlagers planen sie zusammen mit den Kindern eine Aufführung von Shakespeares Romeo und Julia. Zunächst mit wenig Begeisterung der Jungs. Die Mädchen sind jedoch schnell Feuer und Flamme für das Stück über die Liebe. Marlene wird für die Rolle der Julia ausgewählt, Robby erhält die Rolle des Romeo. Und damit beginnt das kleine Drama im Sommer 1978.

Sieben Sommersprossen wurde 1978 von der DEFA unter der Regie von Herrmann Zschoche gedreht und avancierte in der damaligen DDR schnell zum Publikumsliebling und erreichte mit über 1,2 Millionen Besuchern Kultstatus, der bis heute anhält.

Für heutige Verhältnisse mag der Film ziemlich zahm, fast schüchtern daher kommen, für damalige Zeiten bot der Film unglaubliches Identifikationspotenzial, provozierte aber gleichermaßen. Aktuelle Themen, die die Jugend bewegten, wurden aufgegriffen und zum ersten Mal in der DEFA Filmgeschichte gab es Nacktheit auf der Leinwand zu sehen. Was rückblickend ein wenig verwunderlich ist, da die FKK Kultur in der DDR ja ziemlich populär war. Und trotzdem war es tatsächlich ein kleiner Kampf der Filmemacher diesen Film, der für die Jugend produziert war, auch mit der gewünschten Altersfreigabe ab 12 für eben diese zugänglich zu machen.

Themen aus dem Jugendalltag
Die Themen, die die Autorin Christa Kozik anspricht, sind sehr vielfältig und reichen vom Erwartungsdruck der Eltern über Zukunftsängste bis hin zu frühzeitigem erwachsen werden müssen. All das kann zum Teil durchaus auch noch heute für Jugendliche interessant sein. Was aber allerdings im Vergleich zu heutigen Comig-of-Age Jugendfilmen deutlich zu kurz kommt, ist eine damit einhergehende Konfliktlösung oder Aufarbeitung, wenn es beispielsweise um familiäre Probleme geht, mit denen die Figur der Karoline zu kämpfen hat. Alkoholismus, Überforderung und auch Gewaltausbrüche der Mutter werden zwar thematisiert, allerdings zu schnell zurückgedrängt und ohne weitere Besprechung mehr oder weniger fallen gelassen. An den Stellen fehlt einfach die weitere Auseinandersetzung und damit einhergehend eine stärkere charakterliche Entwicklung, wie sie eben heute in Filmen üblicher ist. Da diese Dramaturgie in der Geschichte fehlt und sich vorrangig auf das Entdecken und Erfahren der ersten Liebe zwischen Robbi und Karoline fokussiert, bleibt der Film im Ganzen natürlich sehr vorhersehbar und der Spannungsbogen wird im Vergleich vermutlich bei Erstsichtung eher weniger überzeugen können.

Liebenswürdig und charmant
Ungeachtet dessen muss man Sieben Sommersprossen aber zu Gute halten, dass er gerade auch durch die Entscheidung die Rollen mit Laiendarstellern zu besetzten, die allesamt in Berliner Schulen gefunden worden sind, unglaublich liebenswürdig und charmant geworden ist. Mit Berliner Akzent macht auch das Theaterstück von Shakespeare gleich viel mehr Spaß, welches nicht nur den Film abschließt, sondern in groben Zügen auch zur Grundlage für die Geschichte der beiden Hauptdarsteller wird. Diverse Handlungselemente werden also zeitgemäß übersetzt, aber in einigen Szenen sehr theatralisch auch mit hervorgehoben. Etwa wenn Karoline Liebeskummer hat und gefühlt für einen Moment in eine emotionale Sackgasse gerät, malt sie sich aus, wie beide, ganz wie Romeo und Julia dem Tod ins Auge blicken als die unerfüllte, verbotene Liebe zu ertragen.

Mit dieser verspielten Leichtigkeit, mit der das authentische Jugenddrama inszeniert ist, kann Sieben Sommersprossen immer noch punkten. Wer sich also auf dieses kleine Portrait eines ostdeutschen Sommer einlassen kann, bekommt nicht nur ein Stück DDR-Geschichte zu sehen, sondern auch einen witzigen, warmherzigen Jugendfilm.



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Ein wenig (N)Ostalgie kann und darf bei "Sieben Sommersprossen" schon aufkommen. Zwar nicht mehr ganz zeitgemäß, versprüht der Film immer noch viel Charme, Witz und kann damit sehr gut für kurzweilige Unterhaltung sorgen.
7
von 10