Hans Blumenberg
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Hans Blumenberg – Der unsichtbare Philosoph

Hans Blumenberg
„Hans Blumenberg – Der unsichtbare Philosoph“ // Deutschland-Start: 22. November 2018 (Kino)

Philosophen versuchen, die großen, existenziellen Fragen zum Leben zu beantworten, zum Menschen und zum Sein – so zumindest die Vorstellung. Manche sehen das mit dem beantworten aber nicht so eng. Hans Blumenberg beispielsweise bedauerte es, wenn er zu schnell von anderen erfasst wurde, wie eine der Anekdoten des Films berichtet. Und auch wenn sich die Leute, die hier so vor die Kamera treten, nicht immer bei allem einig sind, über diverse Punkte kräftig diskutieren. Zumindest in der Hinsicht gibt es einen Konsens: Blumenberg genoss es, andere Menschen zu überfordern. Seine Gedanken sollen keine Geschenke sein, sie müssen sich erarbeitet werden. Er war als Dozent auch nicht an Diskussionen interessiert. Wer etwas von ihm wollte, musste seine Vorlesungen besuchen, Seminare und Kolloquien gab es keine.

Der Denker, das unbekannte Wesen
Mehr als 20 Jahre ist der deutsche Philosoph nun bereits tot, seine Emeritierung ist sogar mehr als 30 Jahre her. Und doch wissen nur wenige, wer dieser Mann eigentlich war, der so viele in seinen Bann zog, mit Scharfsinn, Strenge aber auch Humor die Fragen des Lebens sezierte. Denn er war unsichtbar, wie der Untertitel der Dokumentation verrät. Interviews lehnte er ab, Fotos von ihm waren Mangelware, nur wenige Leute ließ er an sich heran. Das macht einen Film über ihn natürlich schwierig. Wenn es kein reguläres Material gibt, womit dann sonst die Zeit füllen?

Regisseur Christoph Rüter ließ stattdessen andere zu Wort kommen. Manche waren Weggenossen von ihm, andere kannten ihn nur aus seinen Texten, einer der Gesprächspartner telefonierte früher stundenlang mit dem Denker – getroffen hat er ihn nie. Wo andere Dokumentationen zu bedeutenden Persönlichkeiten gerne auf das Private zurückgreifen, da stehen hier seine Gedanken im Mittelpunkt. Hans Blumenberg – Der unsichtbare Philosoph besteht zu einem größeren Teil aus Szenen, in denen andere – seien es ehemalige Schüler oder aktuelle Intellektuelle – seine Werke besprechen und versuchen, aus den Buchstaben Sinn zu filtern.

Wovon reden die da?
Das klappt mal besser, mal schlechter. Wer nicht selbst eine Vorliebe für Philosophie hat, im Idealfall mit einigen bedeutenden Vertretern vertraut ist, darunter Heidegger, der dürfte an mehreren Stellen nur Bahnhof verstehen. Eine Einführung in die Kunst des Denkens ist der Dokumentarfilm sicher nicht. Rüter verpasst es auch, für ein Publikum ohne Vorkenntnisse Blumenberg fassbar zu machen. Ähnlich zu den Werken des Denkers selbst wird man hier direkt hineingeworfen, muss selbst Arbeit investierten, um zu verstehen, wovon die Leute hier sprechen. Und es sind viele Leute, die in Hans Blumenberg – Der unsichtbare Philosoph vor die Kamera treten.

Über Sinn und Zweck eines solchen Films ließe sich streiten. Wer mehr über den Menschen erfahren möchte, geht leer aus. Ebenso diejenigen Zuschauer, die sich eine Wikipedia-ähnliche Zusammenfassung seiner Theorien erhoffen. Tatsächliche Anhänger von Blumenberg müssen hingegen mit wenig Neuem klarkommen, haben allenfalls an den Anekdoten Spaß, die hier geteilt werden. Zumal auch keine wirklich kritische Auseinandersetzung mit dem Philosophen stattfindet: Hier sind ausschließlich Bewunderer zusammengekommen, die sich gegenseitig mit Lobpreisungen des Verstorbenen übertreffen. Wer hingegen selbst eine Schwäche hat für das Grübeln über die Welt, findet hier zumindest einen Startpunkt in das Werken Blumenbergs, das kleine Hinweise gibt, ohne dabei ins Detail zu gehen.



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Wer war Hans Blumenberg eigentlich? Die Dokumentation geht nur teilweise auf den Menschen hinter den Gedanken ein, verrät auch gar nicht zu viel über die Theorien des Philosophen. Stattdessen ist das hier ein Zusammentreffen von Anhängern, die sich über den Verstorbenen austauschen und versuchen, seine Werke zu interpretieren.