Following Habeck
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Following Habeck

Following Habeck
„Following Habeck“ // Deutschland-Start: 30. August 2018 (Kino)

Anderen Menschen zu folgen, das ist mittlerweile Alltag geworden. Ob wir nun im privaten Bereich dank Facebook und Co. erfahren, was unsere Freunde zum Frühstück hatten, oder wir auf Twitter und Instagram hautnah bei den Stars dieser Welt sind oder Leuten, die das gerne wären, Voyeurismus war noch nie so einfach wie heute. Bei Politikern ist das bislang eher weniger verbreitet, aus gutem Grund. Der Glamour-Faktor hält sich da doch eher in Grenzen. Es fehlt meistens auch der persönliche Bezug, der uns dazu veranlassen würde, ihnen auf Schritt und Tritt folgen zu wollen.

Malte Blockhaus hat es dennoch getan, zumindest beim Grünen-Politiker Robert Habeck. Der dürfte vor zwei Jahren nur wenigen tatsächlich ein Begriff gewesen sein. Umweltminister in Schleswig-Holstein? Das qualifiziert selten für Blitzlichtgewitter. Inzwischen hat sich das ein wenig geändert, seit Anfang 2018 ist er immerhin Bundesvorsitzender seiner Partei. Und die befindet sich gerade mal wieder im Höhenflug, ob aus eigenen Verdiensten oder mangels Alternativen sei einmal dahingestellt.

Gutes Timing, wenig Politik
Viele Monate hat Blockhaus Habeck begleitet, lange bevor er auf einmal in der ersten Reihe stand. Ein Glücksgriff für Blockhaus sicherlich, dessen Dokumentarfilm auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis Premiere feierte – quasi zeitgleich zur Ernennung des Politikers. Besser hätte das Timing wohl kaum sein können, um ein wenig Aufmerksamkeit im hart umkämpften Filmbetrieb zu bekommen. Böse Zungen würden auch behaupten, dass Following Habeck ansonsten keine Chance hätte, zu wenig Aussagekraft hätte der Film.

Tatsächlich ist die Doku nicht für ein Publikum geeignet oder auch gedacht, dass sich politische Diskussionen erhofft. An einer Stelle gibt es mal Reibung, als im Vorfeld der Urwahl über industrielle Tierhaltung gestritten wird. Ansonsten aber ist Following Habeck erstaunlich frei von politischen Aussagen. Frustrierend, geradezu gemein in dem Zusammenhang: Immer wieder bricht der Film bei Reden oder Interviews genau dann ab, wenn es mal droht, konkret zu werden. Wir eine Ahnung bekommen könnten, wofür Habeck eigentlich steht.

Habeck, das unbekannte Wesen
Aber auch der Privatmensch Habeck kommt sehr kurz. Seine Familie ist zu keiner Zeit zu sehen, findet allenfalls über die Hintertür ihren Weg in die Geschichte – als Anekdote. Wir erfahren in einem Halbsatz, dass seine Eltern eine Apotheke führten. Ob ihn das beeinflusste, wie sein Leben in Lübeck war, es bleibt ein Geheimnis. Immerhin: Seine Fußballleidenschaft wird angesprochen. Für ein Porträt ist das wenig, zumal auch – anders als in solchen Dokus üblich – keine Weggefährten und Angehörigen zu Wort kommen, die das Leben des Titelhelden in höchsten Tönen preisen. Dafür ist das hier zu nüchtern, zu distanziert auch.

Das wiederum ist schon wieder eine Stärke von Following Habeck: Völlig unaufgeregt gibt der Film einen Einblick in den Alltag eines Politikers. Das bedeutet im Fall von Habeck vor allem: Termine, Termine, Termine. Im Laufe von nur 80 Minuten ist er so sehr in der Republik unterwegs, als hielte er es gar nicht mehr daheim aus. Interessant ist das, weil es zeigt, wie schwierig es ist, Privatleben mit Arbeit zu verknüpfen. Auch als Politiker. Dass man sich heute dafür rechtfertigen muss, wer Zeit mit der Familie verbringen will. An der Stelle hätte man gern noch mehr erfahren. Die Auswirkung einer zunehmenden Digitalisierung auf den Büroalltag sind zudem witzig – wer braucht Einbauschränke und Ordner, wenn alles nur noch als Datei vorliegt? Aber auch dieses Thema wird schnell beiseite geräumt, der nächste Termin steht schließlich an. Ein Urlaub, ausnahmsweise. Von diesem sehen wir aber nichts, zu sehr wollte Blockhaus dann doch nicht seinem Porträtierten folgen.



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Wer ist eigentlich dieser Robert Habeck, der als Bundesvorsitzender den Grünen vorsteht? Eine wirkliche Antwort bleibt „Following Habeck“ schuldig, der Dokumentarfilm lässt sich weder zu politischen Aussagen hinreißen, noch zeigt er uns den Privatmenschen. Dafür aber erhalten wir einen kleinen Einblick in das tägliche Treiben eines Politikers.