Liebe Halal
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Liebe Halal

(„Halal Love“ directed by Assad Fouladkar, 2015)

„Liebe Halal“ ist seit 6. Januar 2017 auf DVD erhältlich

Awatef (Mirna Moukarzel) ist es leid. Nicht, dass sie ihren Mann Salim (Ali Sammoury) nicht lieben würde. Aber das mit dem Sex jede Nacht, das wird für die zweifache Mutter dann doch zu viel. Eine Lösung muss her. Und Awatef weiß auch schon welche: Salim soll einfach noch eine zweite Frau heiraten, mit der er seine Bedürfnisse ausleben und seine Erstfrau somit entlasten kann. Mokthar (Hussein Mokaddem) und seine Frau Batoul (Zeinab Hind Khadra) sind dabei schon mit ihrer monogamen Ehe überfordert. Dreimal hat der schwer eifersüchtige Hitzkopf seine Angebetete bereits verstoßen und darf sie nun nach bestehendem Recht nicht mehr zur Frau nehmen. Loubna (Darine Hamze) wiederum hat die Trennung von ihrem Mann längst hinter sich und träumt davon, in Australien ein neues Leben anzufangen. Wäre da nur nicht ihre alte und leider verheiratete Flamme Obsthändler Abou Ahmad (Rodrigue Sleiman), die ihr immer noch im Kopf herumspukt.

Liebeskomödien ist wohl das eine Genre, in dem es wohl nie an Nachschub mangeln wird. Ob wir nun die Hollywood-Variante sehen, unsere westlichen Nachbarn uns in die Kunst der Amour einweisen oder wir vor der eigenen filmischen Haustür nachsehen, wenn Menschen versuchen, ein passendes Gegenstück zu finden, dann kann das eigentlich überall zu komisch-chaotischen Situationen führen. Eine Liebeskomödie jedoch, die in einer islamischen Gesellschaft stattfindet, das hat dann selbst in diesem übersättigten Feld Seltenheitswert.

Regisseur und Drehbuchautor Assad Fouladkar bemüht sich dann auch sichtlich, die für uns etwas fremd wirkenden Regeln des Islams durch seine drei Paare für Außenstehende greifbar zu machen. Eine Zweitfrau, damit die erste nicht mehr dauernd Sex haben muss? Eine andere, die nicht mehr mit ihrem Mann sein darf, weil der sie dreimal verstoßen hat? Das sind schon etwas kuriose Fälle, bei denen man als Nicht-Muslim erst einmal gar nicht so genau sagen kann, ob das denn nun alles so ernst gemeint ist. Umso mehr, da Fouladkar einen sehr lockeren Erzählton einschlägt, seine kulturelle Gegenüberstellung mit einem deutlichen Augenzwinkern begleitet. Macht er sich nun über die teils sehr absurden Regeln des Islams lustig? Oder versucht er Vorurteile abzubauen, indem er die liberaleren Elemente der Religion betont?

Das ist dann leider auch symptomatisch für einen Film, der nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Dass beispielsweise nicht einmal ansatzweise versucht wird, die drei Handlungsstränge zusammenzuführen, ist schon bedauerlich. Schlimmer noch ist aber, dass vieles nicht so recht bis zum Ende erzählt wird, hier vieles etwas ziellos umherirrt auf der Suche nach dem letzten Lacher. Nur dass der oft nicht kommt, dafür ist der Humor dann doch zu altbacken, die Figuren – gerade die Männer – zu sehr bloße Karikaturen.

Lediglich die Geschichte um die Zweitfrau sticht ein bisschen hervor. Nicht nur der aus deutscher Sicht befremdlichen Vielehe wegen, sondern weil Fouladkar die Gelegenheit anderweitig nutzt: Aus Awatef, einer Frau, die zu viel gebraucht wurde, wird eine, die niemand mehr wirklich braucht. Eine, von der nicht viel übrigbleibt, nachdem man ihr die Rolle der Gattin und Mutter wegnimmt. Das Spiel mit dem Rollenverständnis, das Frauen dann doch noch als Menschen zweiter Klasse sieht, bekommt hier eine stärker persönliche, traurige Note. Sehenswert sind zudem die Aufnahmen aus Beirut selbst, welche die fremdländische Atmosphäre von Liebe Halal noch weiter verstärken.



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Eine Liebeskomödie aus dem Libanon? Das hört sich interessanter an, als es ist. Die Situationen rund um islamische Regeln der Eheschließung sind natürlich mal was anderes, der altbackene Humor und die kaum ausgearbeiteten Figuren verhindern über weite Strecken aber, dass „Liebe Halal“ mehr als eine Kuriosität ist.
5
von 10