Photo Kano
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(„Photo Kano“ directed by Akitoshi Yokoyama, 2013)

„Photo Kano“ ist auf drei Volumes verteilt auf DVD und Blu-ray erhältlich

Lange hat der unscheinbare Oberschüler Kazuya Maeda nach einem passenden Hobby für sich suchen müssen, da fällt ihm ein solches quasi in die Hände. Eine Spiegelreflexkamera ist es, die in ihm den Wunsch zum Fotografieren weckt. Dass er an der Schule einem entsprechenden Club beitreten muss, ist sofort klar. Aber welchem? Dummerweise gibt es nämlich gleich zwei, die miteinander konkurrieren und unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der von Jungen geführte Club ausschließlich wohlgeformte Damen auf Foto festhalten will, ist das weibliche Pendant mehr an Landschaften und Stillleben interessiert. Am Ende entscheidet sich Kazuya für die Jungen-AG und entdeckt bald sein Talent, seine Mitschülerinnen zu gewagten Posen zu überreden.

Man muss nicht alles im Leben verstehen, auch nicht die japanische Vorliebe für sogenannte Dating Sims. Während andere Popkulturaspekte aus Fernost auch den Westen eroberten – allen voran Videospiele und Manga/Anime – hielt sich das Interesse an der virtuellen Partnerinnenjagd ziemlich in Grenzen. Und damit auch das an Adaptionen. Mit Photo Kano kam nun aber doch mal eine in den deutschen Handel und versucht, die besonderen weiblichen Vorzüge in animierter Form an den Mann zu bringen. Verantwortlich für die Serie war Akitoshi Yokoyama, der zuvor einzelne Folgen von unter anderem Kaiba und Gurren Lagann inszenieren durfte und hier nun sich auch einen eigenen Namen als Regisseur machen wollte. Das dürfte ihm jedoch kaum gelingen, zumindest nicht in positiver Hinsicht.

Ganz einfach war das Unterfangen aber ohnehin nicht: Dating Sims leben davon, dem Spieler mehrere Optionen der romantischen (oder sexuellen) Annäherungen anzubieten, dieser sich dann für einen der Wege entscheidet. Wie diese interaktiven Multipfade in einem geradlinigen Medium umsetzen? Bei Photo Kano entschied man sich dafür, diese einfach nach und nach abzuklappern. Das bedeutet, dass die ersten paar Folgen der Einleitung dienen, Szenario und Figuren vorgestellt werden. Ab Episode fünf dann bekommt jedes der Mädels ein bis zwei eigene, in denen sich Kazuya für sie entscheidet. Eine fortlaufende Geschichte gibt es dadurch nicht, eher eine Abfolge von was-wäre-wenn-Überlegungen.

Für eine emotionale Bindung ist das natürlich ungünstig. Im Schweinsgalopp wird hier ein Mädel nach dem anderen verbraucht, ohne dass man wirklich die Zeit hätte, sie einmal näher kennenzulernen. Und so dauert es immer nur ein paar Minuten, bis Kazuya und seine belle du jour sich gegenseitig ewige Liebe schwören – ein Animecharakter hat nun mal eine begrenzte Halbwertzeit. Romantisch ist das weniger, eher ziemlich erzwungen. Und oft auch unfreiwillig komisch. Die freiwillige Komik ist hingegen wenig dazu geeignet, einen zum Lachen zu bringen. Natürlich kommt es zu einer Menge peinlicher Situationen, natürlich landet Kazuyas Kopf irgendwann im mächtigen Busen der Küchenfee. Auch hier zeigte man sich nicht unbedingt geistreich.

Dass das Ganze sexistisch ist, gehört bei dieser Art Geschichte dazu, Frauen werden grundsätzlich nur auf ihr Äußeres reduziert. Vor allem aber ist es langweilig. Ob es nun auch am begrenzten Platz gelegen haben mag, darüber lässt sich streiten, so oder so ist Photo Kano eine Ansammlung optisch wie charakterlich nichtssagender Pseudo-Figuren, die lediglich der Anlass sind, um viel gezeichnete Haut zu zeigen. Ganz so extrem wie bei richtigen Ecchi-Serien wird das zwar nicht, das höchste der Gefühle bleiben Unterhöschen, die unter dem Rock hervorblitzen. Aber es ist der Gedanke, der zählt. Ein echter Hinkucker ist die Serie ohnehin nicht, und das obwohl sich das Animationsstudio Madhouse (The Irregular at Magic High SchoolPiano Forest) einst den Ruf einer Edelschmiede erworben hatte. Davon ist hier nichts zu sehen: Die Hintergründe sind oft ohne jegliche Details, schaffen es aber dennoch, sich mit den Figuren zu beißen. Animationstechnisch sieht es nicht besser aus, für eine Serie, die derart großen Wert auf die menschliche Anatomie legt, bewegen sich Mädels wie Jungs zu unnatürlich und ungelenk.



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Ein Junge entdeckt seine Liebe zur Fotografie und dabei auch zur weiblichen Anatomie. Was folgt sind 13 Episoden, in denen sich Mädels abwechselnd in aufreizenden Posen zeigen. Die Zielgruppe wird das trotz der eher züchtigen Bilder freuen, der Rest kann das inhaltlich wie optisch langweilige „Photo Kano“ ignorieren.
3
von 10